Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2
ritten sie auf die Pirsch, und ihre Gesichter in der Sonne waren so schön wie der lichte Morgen und der Wind in ihren Haaren wie die Pracht leuchtender Blumen im Morgenwind, und der kräftige Wohllaut ihrer Stimme war wie das Meer und wie Trompeten und wie der Klang sehr vieler Violen und ungezählter Harfen. Und noch einmal habe ich das Volk von Tavrobel unter dem Mond gesehen, und sie ritten oder tanzten durch das Tal der zwei Flüsse, wo die graue Brücke die Wasser überspannt, die sich einen; und sie ziehen rasch dahin, wie in einen Traum eingesponnen, mit Gemmen geschmückt wie grauer Tau auf den Grashalmen, und in ihren weißen Gewändern fing sich der Glanz des Mondes ............. und ihre Speere schimmerten wie silberne Flammen.
Und nun ist Leid über die Elben gekommen, verlassen ist Tavrobel, und alle sind geflüchtet, [fürchtend] den Feind, der auf der zerstörten Heide sich breitmacht, nicht eine Wegstunde entfernt; dessen Hände rot sind vom Blut der Elben, der sich und sein Geschlecht besudelt hat, der sich gemeingemacht hat mit Melko und demFürsten des Hasses, der gekämpft hat für die Orks und Gongs und für die verderbten Ungeheuer der Welt – verblendet und töricht und nur Zerstörung im Sinn. Die Pfade der Elben hat er zu staubigen Straßen gemacht, über denen [quälender Durst lastet] und wo niemand den anderen grüßt, sondern verdrossen vorübergeht.
So schwinden die Elben dahin, und es wird geschehen, dass wegen der umschließenden Wasser dieser Insel und noch mehr wegen ihrer unstillbaren Liebe zum Meer einige wenige fliehen werden; doch indem die Menschen dort wachsen und immer fetter und verblendeter werden, schwinden sie immer mehr, und ihre Zahl wird geringer; und jene Menschen späterer Tage werden spotten und sagen: Wer sind die Elben – Lügen, die Weiber oder verrückte Männer Kindern erzählen – was sind diese Elben? Und einige wenige werden erwidern: ein Hauch von Erinnerung, ein Gebinde verströmenden Liebreizes in den Bäumen, ein Rascheln von Gräsern, ein Glitzern von Tau, ein zartes Getön des Windes; und andere, deren Zahl noch kleiner ist, werden sagen ...... »Überaus winzig und zerbrechlich sind nun die Elben, doch wir haben Augen, um zu sehen, und Ohren, um zu hören, und Tavrobel und Kortirion sind noch voll [dieses?] liebreizenden Volkes. Der Frühling weiß um sie und auch der Sommer, und im Winter sind sie noch unter uns, doch im Herbst kommen sie am häufigsten hervor, denn der Herbst ist ihre Jahreszeit, denn angelangt sind auch sie im Herbst ihrer Jahre. Was mag aus den Träumern der Erde werden, wenn ihr Winter kommt?
Hört, o meine Brüder, werden sie sagen, die kleinen Trompeten blasen; wir hören einen Klang von Instrumenten, undenkbar winzig. Wie Fasern aus Wind, wie ein mystisch, halb durchsichtiges Gebild, reitet Gilfanon, Herr von Tavrobel, heute Nacht aus inmitten seines Volkes und jagt den elbischen Hirsch unter dem verblassenden Himmel. Ein Tönen verklungener Tritte, ein Blätterschimmern, eine jähe Welle im Gras 11 und wehmütig raunende Stimmen auf der Brücke – und sie sind verschwunden.
Doch hört! Tavrobel wird seinen Namen vergessen, und das ganze Land wird sich verändern, und selbst diese meine geschriebenen Worte werden vielleicht verlorengehen; und so lege ich meine Feder hin, und so lasse ich ab, von den Elben zu erzählen.
Hierzu gehört ebenfalls die Vorbemerkung zu dem Gedicht »Kortirion unter den Bäumen«, die in Teil 1 (S. 47) abgedruckt ist und die ich hier wiederhole:
(9) Nun aber zu einer Zeit nach den großen Kriegen mit Melko und dem Untergang Gondolins lebten die Feen auf der Einsamen Insel; und dort, genau in der Mitte jener Insel, erbauten sie eine herrliche Stadt, und diese war umschlossen von Bäumen. Diese Stadt nun nannten sie Kortirion, zum Gedenken an ihre alte Wohnstätte Kôr in Valinor, und auch weil diese Stadt auf einem Hügel stand und einen mächtigen Turm, hoch und grau, besaß, welchen Ingil, Sohn ihres Herrn Inwe, errichten ließ.
Über die Maßen schön war Kortirion und geliebt von den Feen, und es wurde reich an Liedern und Dichtkunst und hellem Frohsinn; doch zu einer Zeit geschah der Große Auszug, und die Feen hatten um ein anderes Mal die Magische Sonne von Valinor wieder entzündet, weil die Herzen der Menschen treulos und kleinmütig waren. So aber ist es nun, dass die Magische Sonne erloschen und die Einsame Insel bis zu den Grenzen der Großen Lande entrückt ist und die Feen
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