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Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2

Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2

Titel: Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R.R. Tolkien
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verstreut sind über all die weitläufigen, unfreundlichen Pfade der Welt; und nun gar wohnen Menschen auf dieser verblühten Insel, und sie wissen nichts von den alten Inseltagen oder scheren sich keinen Deut darum. Doch immer noch gibt es dort einige der Eldar und der Noldoli von einst, die auf der Insel hausen, und ihre Lieder sind zu hören an den Küsten des Landes, das einstmals der schönste Wohnsitz des unsterblichen Volkes war.
    Und es scheint den Feen und auch mir, der ich diese Stadt kenne und oft ihre verunstalteten Gassen durchschritten habe, dass der Herbst und der Blätterfall die Jahreszeit ist, in der vielleicht hier oder dort ein menschliches Herz sich auftut und ein Auge erschaut, wie das Weltalter abgefallen ist von dem Lachen und der Lieblichkeit alter Tage. Gedenke Kortirions und verspüre Trauer – aber gibt es nicht doch Hoffnung?
    An diesem Punkt sollten wir uns der Geschichte Eriols zuwenden. Ein frühes Konzept meines Vaters vom Seefahrer, der nach Tol Eressea kommt, lässt sich auch hier lediglich aus knappen Eintragungen im Notizbuch C erschließen; ein Teil dieses Materials kann jedochnicht ausreichend rekonstruiert werden. Am ältesten ist vielleicht eine Sammlung von Notizen mit der Überschrift »Geschichte von Eriols Leben«; diese sind in Teil 1 (S. 45) abgedruckt, wobei einiges, was dort nicht relevant war, weggelassen wurde. An dieser Stelle gebe ich die Notizen nun ungekürzt wieder:
    (10) Eriols ursprünglicher Name war Ottor, doch er selber nannte sich Wǽfre (altenglisch: ›ruhelos, wanderlustig‹) und verbrachte sein Leben auf dem Meer. Sein Vater hieß Eoh (altenglisch: ›Pferd‹); und Eoh wurde erschlagen von seinem Bruder Beorn, entweder »bei der Belagerung« oder »in einer großen Schlacht«. Ottor Wǽfre wohnte auf der Insel Helgoland in der Nordsee und heiratete eine Frau namens Cwén; sie hatten zwei Söhne, Hengest und Horsa, »um Eoh zu rächen«.
    Dann packte Ottor die Sehnsucht nach dem Meer (er war ein »Sohn Earendels« und unter dessen Strahl geboren), und nach dem Tode Cwéns verließ er seine kleinen Kinder. Hengest und Horsa wurden mächtige Anführer; doch Ottor brach auf, um Tol Eressea zu suchen, und fand »Das unbekannte Eiland« (se uncúpa holm) .
    In Tol Eressea, durch limpe (hier auch mit dem altenglischen Wort líp bezeichnet) verjüngt, heiratete er Naimi (Éadgifu), Nichte von Vaire, und sie hatten einen Sohn namens Heorrenda.
    Es heißt dann weiter, dass Eriol den Feen von Wóden, £unor, Tíw etc. erzählte (dies sind die altenglischen Namen der germanischen Götter Odin, Thor und Tyr), und sie identifizieren sie mit Manweg, Tulkas und einem dritten Gott, dessen Name nicht zu entziffern ist.
    Eriol nahm den Namen Angol an.
    So kommt es, dass es auf Eriol und seine Söhne zurückzuführen ist, dass die Engle (d.h. die Engländer) die echte Tradition der Feen haben, von denen die Íras und die Wéalas (Iren und Waliser) falsche Dinge erzählen.
    So wurde eine spezifisch englische Feen-Überlieferung geboren, überdies eine, die echter ist als alles, was sonst in den keltischen Ländern zu finden ist.
    Die Heirat Eriols in Tol Eressea wird sonst nirgends erwähnt; doch sein Sohn Heorrenda wird im einleitenden Verbindungsstück zum Fall von Gondolin (wenn auch nicht als Eriols Sohn) alsderjenige erwähnt, der »später« ein Lied der Jungfrauen Merils in die Sprache seines Volkes übertrug (S. 222). Im Verlaufe dieses Kapitels werden wir ein wenig mehr über ihn erfahren.
    Zu den obigen Notizen gehören auch ein Titelblatt und ein Prolog, der nach wenigen Zeilen abbricht:
    (11) Das Goldene Buch von Heorrenda:
das ist das Buch derGeschichten aus Tavrobel
    _______
    Heorrenda aus Hægwudu
    Dieses Buch habe ich geschrieben und dabei die Aufzeichnungen benutzt, die mein Vater, Wǽfre (den die Gnomen nach seinem Heimatland Angol nannten), bei seinem Aufenthalt auf der heiligen Insel in den Tagen der Elben gemacht hat; und sonst noch vieles habe ich hinzugefügt von späteren Dingen, die er nicht gesehen; doch ist noch nicht Zeit, davon zu erzählen. Denn wisset …
    Hier wird also das Goldene Buch aus Eriols Aufzeichnungen von seinem Sohn Heorrenda zusammengestellt – im Gegensatz zu Text (5), wo ein Ungenannter das besorgte; im Gegensatz auch zum Epilog in Text (8), wo Eriol selbst das Buch abschloss und versiegelte.
    Ich habe bereits darauf hingewiesen (Teil 1, S. 45), dass Angol sich auf das alte Heimatland der »Engländer« bezieht, wo sie vor

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