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Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2

Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2

Titel: Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R.R. Tolkien
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Gärten liegt, von Rosen eingefasst, derabgeschiedene Ort, den diese schöne Herrin des Frühlings am meisten liebt. Mitten auf diesen Fleck der Wohlgerüche hat Aule vor langer Zeit jenen Kessel gesetzt, den goldenen Kulullin, der für immer mit dem Glanz Laurelins gefüllt ist wie mit schimmerndem Wasser, und er hat ihn in einen Springquell verwandelt, so dass der ganze Garten vom Heil und Glück seines reinen Lichtes erfüllt ist. Dort singen Vögel das ganze Jahr aus voller Kehle wie in einem ewigen Frühling, und es erblüht ein Blumenmeer voll jubelnden Lebens. Doch niemals wurde auch nur ein Tropfen vom Glanz des goldenen Kessels vergeudet, außer wenn Vánas Jungfrauen, angeführt von Urwen, den Garten beim Wachsen Silpions verließen, um die Wurzeln des Flammenbaums zu wässern; um den Springquell aber war es immer hell vom bernsteinfarbenen Licht des Tags, das bienengleich die Rosen umschwirrte, und dort wandelte Vána voll Anmut, während Lerchen über ihrem goldenen Haupt sangen.
    So lieblich waren diese Stätten, und der Glanz der Bäume von Valinor war so groß, dass Vefántur und sein Weib Fui es nicht ertragen konnten, lange dort zu verweilen, sondern weit fortzogen in den Norden jener Gebiete, und dort, unter den Wurzeln der kältesten und nördlichsten Berge Valinors, die hier fast so hoch sind wie die von Arvalin, baten sie Aule, ihnen eine Halle zu graben. Da nun alle Götter nach ihrem eigenen Geschmack wohnen sollten, erfüllte er ihren Wunsch, und die beiden und ihr schattengleiches Gefolge halfen ihm. Die Höhlen, die sie gruben, waren riesig und erstreckten sich bis unter die Schattenmeere, sie sind voll von Düsternis und Widerhall, und allen Göttern und Elben sind sie unter dem Namen Mandos bekannt. Dort saß Vefántur in einer finsteren Halle, die er nach seinem eigenen Namen Vê nannte. Nur ein einziges Gefäß in ihrer Mitte erhellte sie, worin einige schimmernde Tropfen vom bleichen Tau Silpions lagen, dunkle Schleierverhüllten die Wände, und der Boden und die Säulen waren aus schwarzem Marmor. In späteren Tagen zogen hierher die Elben aller Stämme, die im Kampf erschlagen worden oder aus Kummer um die Erschlagenen gestorben waren – nur so können die Eldar sterben, und auch nur für eine bestimmte Zeit. Dort sprach Mandos sein Urteil, und dort warteten sie in der Finsternis, träumten von ihren vergangenen Taten, bis die von ihm bestimmte Zeit gekommen war, da sie in ihren Kindern wiedergeboren werden und wieder fortgehen, lachen und singen würden. Fui kam nicht oft nach Vê, denn sie beschäftigte sich lieber damit, salzige Säfte herzustellen, aus denen Tränen bestehen, oder sie wob schwarze Wolken und ließ sie aufsteigen, dass sie von den Winden ergriffen und über die Welt getragen würden; und ihre lichtlosen Gespinste ließen sich immer wieder auf jenen nieder, die in den Hallen wohnten, und das waren Verzweiflung und hoffnungslose Klage, Kummer und schweres Leid. Die Halle, die sie am meisten liebte, war geräumiger noch und dunkler als Vê, und auch Fui gab ihr ihren eigenen Namen. Dort brannte vor ihrem Sessel in einer flachen Pfanne eine einzige Kohle, das Dach war aus Fledermausflügeln, und die Säulen, die es stützten, und die Wände bestanden aus Basalt. Die Söhne der Menschen kamen hierher, um ihr Schicksal zu erfahren, und mit sich trugen sie die ganze Vielzahl von Übeln, die Melkos unselige Musik in die Welt gebracht hatte: Gemetzel und Feuer, Hunger und Unglück, Krankheiten und Überfälle im Dunkel, Grausamkeit und bittere Kälte, Zorn und eigene Torheit hatten sie hierhergeführt; und Fui las in ihren Herzen. Einige hieß sie in Mandos unter den Bergen bleiben, andere trieb sie hinaus in die Berge, und Melko trug sie nach Angamandi oder Eisenhölle, wo unheilvolle Tage sie erwarteten. Andere wieder, und dies sind viele, schickt sie auch an Bord des schwarzen Schiffes Mornie, dasimmer in einem dunklen Hafen des Nordens ankert und die Zeit erwartet, da der düstere Zug langsam über zerklüftete Pfade von Mandos zur Küste hinuntergezogen kommt.
    Wenn das Schiff dann bemannt ist, entfalten sich von selbst seine düsteren Segel, und es zieht vor einem leichten Wind an jenen Gestaden entlang. Und wenn es nach Süden kommt, werfen alle, die an Bord sind, sehnsüchtige und wehmütige Blicke auf jene flache Stelle inmitten der Berge, wo vielleicht auf der Ebene in weiter Ferne Valinor zu ahnen ist; und diese Öffnung liegt nahe an Taniquetil, wo der Strand

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