Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2
von Eldamar ist. Nie sehen sie mehr von jenem strahlenden Ort, sondern werden weitergetragen und hausen danach auf den weiten Ebenen Arvalins. Dort wandern sie in der Dämmerung umher, lagern, wo es ihnen gefällt, doch entbehren sie nicht gänzlich den Gesang, können die Sterne sehen und geduldig warten, bis das Große Ende kommt.
Wahrlich, klein ist die Zahl jener Glücklichen, die zu einer bestimmten Zeit von Nornore, dem Herold der Götter, aufgesucht werden. Dann fahren sie mit ihm in Wagen oder reiten auf prächtigen Pferden hinunter in das Tal von Valinor, feiern in den Hallen Valmars und wohnen in den Häusern der Götter, bis das Große Ende kommt. Fern, fern sind sie von den schwarzen Gebirgen des Nordens und den nebligen Ebenen Arvalins, und Musik, klares Licht und Freude wird ihnen zuteil.
Und seht! Nun habe ich die Häuser aller großen Götter beschrieben, die Aules geschickte Hände in Valmar erbaut haben, aber Makar und seine düstere Schwester Meásse erbauten sich selber ein Haus, wobei ihnen nur ihre eigenen Gefolgsleute halfen, und dies war eine finstere Halle.
Nicht weit von Mandos erhob sie sich auf den Grenzen der Äußeren Lande. Aus Eisen war sie gemacht und ohne jedenSchmuck. Dort fochten die Vasallen Makars in voller Rüstung miteinander, Waffenlärm erklang dort, Schreie und Trompetengeschmetter, Meásse aber war mitten zwischen den Kämpfern, reizte sie zu neuen Hieben oder stärkte die Ermattenden mit kräftigem Wein, damit sie weiterkämpften; und ihre Arme waren durch das wilde Getümmel bis zu den Ellbogen mit Blut bespritzt. Kein einziger der Götter begab sich je an diesen Ort, Tulkas ausgenommen, und wenn sie Mandos besuchen wollten, machten sie Umwege und wählten Pfade, die nicht an dieser lärmerfüllten Halle vorüberführten; Tulkas indessen maß sich dort zuweilen im Ringkampf mit Makar oder teilte schwere Faustschläge an die Kämpfenden aus, und er tat dies, damit er durch sein angenehmes Leben nicht verweichliche, denn er liebte diese Raufbolde nicht, ebensowenig wie diese in Wahrheit ihn liebten und seine gewaltige, zornlose Kraft. Ohne Unterbrechung dauerten nun diese Kämpfe in den Höfen Makars fort, außer wenn man sich in den Hallen zu Festen versammelte, oder wenn Makar und Meásse weit fort waren und gemeinsam in den schwarzen Bergen Wölfe und Bären jagten. Dieses Haus aber war voll von kriegerischen Waffen jeder Art, und gewaltige spiegelblanke Schilde hingen an den Wänden. Fackeln erhellten es, und wilde Lieder von Sieg und Plünderung und Verfolgung wurden dort gesungen, und das rote Licht der Fackeln wurde von den Klingen der nackten Schwerter widergespiegelt. Dort sitzen oft Makar und seine Schwester und hören den Liedern zu, und Makar hat eine riesige Hellebarde auf den Knien, und Meásse hält einen Speer. Aber in jenen Tagen, bevor Valinor sich verhüllte, waren diese beiden meistens in der Welt unterwegs und ihrer Heimat fern, denn sie liebten den ungezügelten Aufruhr, den Melko überall in der Welt entfachte.
So ist denn Valinor nun erbaut, und großer Frieden herrschtdort, und die Götter leben in Freude, denn nicht viele zänkische Geister wohnen unter ihnen, und Melko hält sich fern.«
Da sagte einer der Zuhörer, ein Kind, das Gedichte und Geschichten gleichermaßen leidenschaftlich liebte: »Ich wollte, Melko wäre später nie dorthin gekommen, und ich wollte, ich hätte dieses Land sehen können, gerade so neu und schön, wie Aule es geschaffen hat.« Dieses Kind hatte die Geschichte Rúmils schon vorher gehört und viel darüber nachgesonnen, aber für die meisten der Zuhörer war sie ebenso neu wie für Eriol, und alle saßen in tiefem Staunen da. Da sagte Eriol: »Mächtig und ruhmreich sind die Valar, und gern würde ich noch mehr von diesen ältesten Tagen hören, sähe ich nicht den Schimmer der Kerzen des Schlafs, die auf dem Weg hierher sind«; doch von einem Kissen nahe Lindos Sessel sprach ein anderes Kind: »Nein, ich möchte lieber in Makars Hallen sein und vielleicht ein Schwert oder Messer haben; doch in Valmar, meine ich, wäre es schön, bei Orome zu Gast zu sein.« Und Lindo lachte und sagte: »Das wäre wirklich nicht schlecht.«
Und damit erhob er sich, und für diesen Abend hatte es mit dem Geschichtenerzählen ein Ende.
Veränderungen der Namen
Ónen < Ówen (nur bei der ersten Nennung; später Ónen ).
Eruman und Arvalin Ursprünglich wurden die Namen dieser Gebiete Habbanan und Harmalin geschrieben, doch
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