Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2
Danach führte Nornore die Elben zurück zu den baumlosen Ufern von Koivie-néni, und auf einem Felsblock stehend verkündete Inwe die Botschaft allen Scharen der Eldalie, die Ilúvatar zuerst auf der Erde erweckt hatte, und alle, die seine Worte vernahmen, wurden vom Verlangen beseelt, die Gesichter der Götter zu sehen.
Nach seiner Rückkehr berichtete Nornore den Valar, dass die Elben tatsächlich kämen und Ilúvatar bereits eine große Anzahl auf die Erde gesetzt habe, und die Götter trafen gewaltige Vorbereitungen. Siehe, Aule greift nach seinen Werkzeugen, und Yavanna und Tuivána wandern über die Ebene bis zu den Ausläufern der Gebirge und zu den nackten Küsten der Schattenmeere, ihnen Heimat und einen Platz zum Wohnen zu suchen; aber Orome geht von Valinor aus geradewegs in die Wälder, wo er jede verborgene Lichtung kannte und jeden kaum erhellten Pfad, denn er hatte vor, die Scharen der Eldar von Palisor über die weiten Lande des Westens zu geleiten, bis sie die Küsten des Großen Meeres erreichten.
An diese dunklen Gestade begab sich Ulmo, und seltsam war das Tosen des lichtlosen Meeres in jenen ältesten Tagen an den felsigen Küsten, die noch die Spuren von Melkos stürmischem Zorn trugen. Falman-Osse war wenig erfreut, Ulmo in den Großen Meeren zu erblicken, denn Ulmo hatte jene Insel in Besitz genommen, auf der Osse selbst die Götter nach Arvalin gezogen und sie vor den steigenden Wassern gerettet hatte, als Ringil und Helkar unter ihren brennenden Leuchten schmolzen. Das war vor vielen Zeitaltern geschehen, in den Tagen, da die Götter Neuankömmlinge in der Welt waren, und während dieser Zeit hatte die Insel düster und verlassen in denSchattenmeeren getrieben, außer wenn Osse auf seinen Reisen in die Tiefen ihre Strände erklomm; doch nun war Ulmo zu Osses geheimer Insel gekommen und spannte einen Schwarm der größten Fische davor, und in ihrer Mitte war Uin, der stärkste und älteste der Walfische; und diese Fische bat er, ihre Kräfte zu vereinigen, und sie zogen die Insel mit großer Macht bis zu den Gestaden der Großen Lande, geradewegs zur Küste Hisilómes im Norden der Eisenberge, wohin sich all die tiefsten Schatten zurückzogen, als die Sonne zum ersten Mal aufging.
Dort nun steht Ulmo, und ein Glitzern wird im Wald sichtbar, das in diesen stillen Tagen hinunterdringt bis zum Meeresschaum, und siehe, er hört im Wald die krachenden Fußtritte der Teleri, und Inwe geht an ihrer Spitze neben den Steigbügeln Oromes. Schwer war ihr Marsch gewesen und dunkel, und schwierig der Weg nach Hisilóme, dem Land des Schattens, trotz der Geschicklichkeit und Kraft Oromes. Wahrlich, lange nachdem der Jubel über Valinor die Erinnerung getrübt hatte, sangen die Elben noch immer traurige Lieder und erzählten Geschichten von jenem Marsch und den vielen ihres Volks, die, wie sie noch immer glauben, in jenen alten Wäldern verschollen sind und auf immer kummervoll dort umherwandern. Sie waren noch lange danach dort, als die Menschen von Melko in Hisilóme eingesperrt wurden, und sie tanzen noch immer dort, wenn die Menschen längst in hellere Gefilde der Erde gewandert sind. Die Menschen nannten Hisilóme Aryador, und die Verschollenen Elben nannten sie das Schattenvolk und fürchteten sie.
Jedoch die meisten der großen Scharen der Teleri kamen nun zu den Stränden und stiegen von dort auf die Insel, die Ulmo gebracht hatte. Ulmo riet ihnen, nicht auf die anderen Sippen zu warten, und obwohl sie sich zuerst nicht fügenwollen und der Gedanke sie weinen macht, werden sie schließlich überredet und sogleich mit höchster Geschwindigkeit über die Schattenmeere und die weite Bucht von Arvalin zu den Stränden Valinors gezogen. Dort verzaubert die ferne Schönheit der Bäume, die sie durch die Lücke in den Bergen aufschimmern sehen, ihre Herzen, und doch bleiben sie stehen und blicken zurück über die Wasser, die sie überquert haben, denn sie wissen nicht, wo die anderen Stämme ihres Volkes sind, und ohne diese verlangt es sie nicht einmal nach der Lieblichkeit Valinors.
Da verlässt Ulmo die Stummen und Staunenden am Gestade, zieht das große Insel-Floß zurück zu den Felsen Hisilómes, und siehe, erwärmt durch die fernen Strahlen Laurelins, die auf seinen westlichen Rand gefallen sind, als es in der Feenbucht lag, beginnen neue und zartere Bäume auf ihr zu sprießen, und das Grün ihres Blattwerks ist auf ihren Hängen zu sehen.
Nun erhebt Osse im Zorn sein Haupt über die Wogen,
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