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Das Buch der Zeit Band 2: Die Sieben Münzen

Das Buch der Zeit Band 2: Die Sieben Münzen

Titel: Das Buch der Zeit Band 2: Die Sieben Münzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillaume Prevost
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eigentlich mit deiner Tante gestern Morgen umgesprungen?«
    »Gestern Morgen?«
    »Ja, richtig gehört. Sieht so aus, als hättest du mal wieder versucht, Lili in deine schmutzigen Geschäfte hineinzuziehen. Und dann hast du auch noch Grandpa gegen Tante Evelyn aufgehetzt.«
    »Wie bitte?«, brauste Sam auf. »Aber sie war es doch, die hysterisch geworden ist! Wir hatten gerade gefrühstückt, als . . .«
    Rudolf hob drohend die Hand.
    »Untersteh dich, so von deiner Tante zu sprechen!« Sam wollte sich gerade verteidigen, als er auf dem Rücksitz des Wagens seine Cousine entdeckte, die aufgeregt gestikulierte und ihm irgendwelche Zeichen machte. Er verstand zwar nicht, was sie ihm sagen wollte, zog sich jedoch sicherheitshalber aus der Affäre, indem er nur auf seine Schuhspitzen starrte. Wer weiß, wahrscheinlich wäre seine Auseinandersetzung mit Rudolf auch für Lili nicht ohne Folgen geblieben.
    »So gefällst du mir schon besser«, fauchte Rudolf, der Sams Reaktion für eine Geste der Unterwerfung hielt. »Du weißt doch, dass deine Tante schwache Nerven hat. Außerdem hat sich dein Vater ihr gegenüber nicht immer nett verhalten. Er ist an ihrem Zustand nicht ganz unschuldig. Wenn du also weiter versuchen solltest, ihm nachzueifern, bekommst du es mit mir zu tun.«
    Samuel zuckte die Achseln und enthielt sich einer Antwort.
    »Wir werden heute im Aquapark übernachten. Und wenn wir zurück sind, möchte ich nicht von deinen Großeltern hören, dass du wieder eine deiner Dummheiten angestellt hast. Haben wir uns verstanden?«
    Samuel nickte andeutungsweise mit dem Kopf. Er hörte Rudolfs Gefasel nur mit halbem Ohr zu, während er versuchte, die Zeichen, die Lili ihm von der Rückbank aus gab, zu deuten. Mit dem Finger zeichnete sie etwas in die Luft. Ein Rechteck . . . Ein Rechteck, das man aufklappen konnte . . . Ein Buch . . . Sicher meinte sie das »Buch der Zeit«! Und dann? Sie schob ihren rechten Arm unter den linken, dann hielt sie die Hände über den Ohren neben den Kopf und wackelte mit diesen. Ein Kaninchen? Was hatte ein Kaninchen mit der ganzen Sache zu tun? Dazu öffnete sie auf merkwürdige Art den Mund und tat, als wollte sie ihn beißen. Ein tollwütiges Kaninchen? Ein tollwütiges Kaninchen, das aus dem »Buch der Zeit« sprang? Das ergab alles keinen Sinn!
    Aber da ließ Evelyn das Fenster wieder hochsurren, und Sam konnte durch die getönten Scheiben nichts mehr erkennen. Rudolf stieg zurück in den Wagen und drohte mit erhobenem Zeigefinger:
    »Und eins rate ich dir, mein Junge: Beleidige nie wieder deine Tante! Nie wieder, hörst du?«
    Er schlug die Tür zu und startete mit röhrendem Motor, sicher höchst befriedigt angesichts dieser Machtdemonstration. Ein hirnloser, sonnengebräunter Angeber.
    Nachdem er die Eingangstür hinter sich zugezogen und festgestellt hatte, dass niemand zu Hause war, fiel Sam erst einmal über den Kühlschrank her. Er machte sich ein Tablett zurecht mit einem großen Glas Orangensaft, einem Rest in der Mikrowelle aufgewärmter Pizza – wenn er Hunger hatte, neigte er manchmal zu dieser Art von »Extremkost« -, einem Rest Kartoffelsalat, einem Stück Käse, das so künstlich aussah, als käme es tatsächlich von einer Plastikkuh, zwei Schokojoghurts und einem schönen roten Apfel, den er zum Glänzen brachte, indem er ihn mit der Serviette abrieb. Er vertilgte alles mit rekordverdächtiger Geschwindigkeit. Als der erste Hunger gestillt war, ging er hinauf in sein Zimmer, zog ein sauberes T-Shirt über und tauchte in die Tiefen seines Kleiderschranks, auf der Suche nach dem geheimen Karton. Er fand zwar den Bericht über das Schloss von Vlad Tepes und auch den Zettel mit der Notiz des Alchemisten, aber weder das »Buch der Zeit« noch die Münzen. Lili musste vergessen haben, sie zurück an ihren Platz zu legen . . . War es das, was sie ihm vorhin im Auto hatte sagen wollen? Er ging über den Flur in das benachbarte Zimmer, das er bisher nur selten betreten hatte. Vor der Entdeckung des Sonnensteins waren Sam und Lili sich so weit wie möglich aus dem Weg gegangen und jeder hatte den anderen für eine Ausgeburt an Blödheit gehalten. Das gemeinsame Abenteuer hatte sie zwar einander nähergebracht, aber es hatte Sam kaum Zeit gelassen, das Reich seiner Cousine zu besichtigen.
    Schon merkwürdig, so ein Mädchenzimmer . . . Alles in Blasslila und Rosa, angefangen beim Prinzessinnenhimmel am Kopfende des Bettes über die Kissen, die Lampe, die Gürteltasche an

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