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Das Buch der Zeit Band 2: Die Sieben Münzen

Das Buch der Zeit Band 2: Die Sieben Münzen

Titel: Das Buch der Zeit Band 2: Die Sieben Münzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillaume Prevost
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wollte, er würde das Schmuckstück später holen. Der Hirte schien beinahe erleichtert, ihn fortgehen zu sehen, als würde mit Samos von Samos auch die Gefahr verschwinden, seinen geliebten Hügeln entrissen und vom Nichts verschlungen zu werden. Er verabschiedete sich nicht einmal richtig, sondern kehrte Sam nur den Rücken zu, um sich um seine Tiere zu kümmern. Oder war es eine Art, sich den Abschied leichter zu machen?
    Samuel stieg den Hügel hinauf zu der Weide, auf der er erst am Morgen angekommen war – es schien eine Ewigkeit her! In der Ferne ging die Sonne unter und tauchte das Meer in ihr rotes Licht, und er meinte, einen schwarzen Punkt über dem Wasser dahineilen zu sehen. Apollon, der in seinem Wagen über den Himmel fuhr, wenn der Tag sich neigte? Nichts schien mehr unmöglich.
     
    VII
    Ein tollwütiges Kaninchen
     
    Dam blieb einen Moment zusammengekauert auf dem Zementboden des Kellers sitzen und rang nach Atem. Außer dieser furchtbaren Übelkeit hatten diese Reisen noch eine weitere unangenehme Nebenwirkung: Er hatte es »Echo- oder Déjà-vu-Effekt« genannt. In den ersten Minuten nach der Rückkehr hatte man das Gefühl, alle Geräusche oder Bewegungen leicht zeitversetzt zweimal kurz nacheinander wahrzunehmen. Einmal allerdings hatte sich gezeigt, dass dieser Effekt auch seine Vorzüge haben konnte: Als er beim Judowettkampf von Saint Mary gegen den dicken Monk angetreten war, hatte er die Angriffe seines Gegners immer um den Bruchteil einer Sekunde voraussehen und ihnen ausweichen können. Jetzt wartete Sam einige Minuten, bis sich die Nachwirkungen gelegt hatten, bevor er die geheime Kammer verließ und den Zugang wieder sorgfältig hinter dem Wandbehang versteckte. Die Buchhandlung war leer, und er zog sich in aller Ruhe um -es ging doch nichts über eine Jeans -, bevor er die halbe Tafel Schokolade verspeiste, die er vorsorglich im Küchenschrank deponiert hatte. Dann verließ er das Haus durch ein Fenster im Erdgeschoss und durchquerte nacheinander den Garten von Mrs Bombardier und den der Fosters. Deren Hund, der ihn sonst immer freundlich begrüßte, fletschte diesmal die Zähne. Vielleicht witterte er den Geruch seines griechischen Vorfahren.
    Als er sicher war, dass die Barnboimstraße menschenleer war, sprang Sam über den Zaun und machte sich auf den Weg zu seinen Großeltern. Er hoffte inständig, dass nicht ausgerechnet Tante Evelyn zum Empfangskomitee gehören würde. Unglücklicherweise jedoch schien Apollons Schutz im Laufe der Reise verloren gegangen zu sein: Denn kaum war er aus dem Bus gestiegen, schnitt ihm ein nagelneuer Porsche-Geländewagen, der quer über den Bürgersteig auf ihn zuraste, den Weg ab und kam mit quietschenden Reifen ungefähr dreißig Zentimeter vor seinen Füßen zum Halten. Und wer hüpfte wie ein kleiner Springteufel aus der Nobelkarosse? Kein anderer als Rudolf, Tante Evelyns sogenannter Verlobter, auch wenn er auf die fünfzig zuging und aus dem Verlobungsalter längst raus war.
    »Samuel, sieh an! Darf man erfahren, wo du jetzt herkommst?«
    »Geht Sie das etwas an?«
    Auf der Beifahrerseite öffnete sich mit einem dezenten Summen die Scheibe und ein Schwall klimatisierter Luft wehte ihm aus dem Auto entgegen.
    »Selbstverständlich geht ihn das etwas an, du kleiner Nichtsnutz!«, keifte Tante Evelyn. »Irgendjemand muss sich schließlich darum kümmern, was du so den ganzen Tag treibst! Wenn dein Vater nicht verschwunden wäre und deinen Großeltern die ganze . . .«
    »Lass nur, Liebes, ich kümmere mich schon um ihn.«
    Rudolf machte ein paar entschlossene Schritte auf Sam zu, als wollte er ihm die Tracht Prügel des Jahrhunderts verpassen. Seit Allan Faulkner sich in Luft aufgelöst hatte, hatte Rudolf die ärgerliche Angewohnheit entwickelt, sich als Familienoberhaupt aufzuspielen. Er war der festen Überzeugung, dass Sam ein besonders durchtriebener jugendlicher Taugenichts war, der unweigerlich auf die schiefe Bahn geraten würde, wenn man nicht drastische Maßnahmen ergriffe. Die Idee mit dem Erziehungsheim in den USA stammte übrigens von ihm.
    »Du hast also nicht mit Grandma gegessen? Sie ist gerade zum Bridge gegangen und hat sich schon wieder gefragt, wo du dich herumtreibst.«
    »Ich habe ihr Bescheid gesagt«, gab Sam zurück. »Ich war heute Mittag bei Harold.«
    »Harold, so, so! Der muss wohl für alles herhalten, dieser Harold . . .«
    In seinen Augen lag wieder dieses unsympathische metallische Glitzern.
    »Und wie bist du

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