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Das Buch der Zeit Band 2: Die Sieben Münzen

Das Buch der Zeit Band 2: Die Sieben Münzen

Titel: Das Buch der Zeit Band 2: Die Sieben Münzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillaume Prevost
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werden alle sterben!«
    »Haltet ein, meine Freunde«, fuhr Corvus dazwischen, »der Vesuv ist weit weg! Genießt das Schauspiel und kehrt danach in die Therme zurück!«
    Doch den meisten Gästen stand nicht mehr der Sinn nach Vergnügung.
    »Die Umkleideräume, Corvus, wir wollen unsere Kleider!«
    »Ja, gib uns unsere Kleider heraus!«, erhob sich ein ganzer Stimmenchor.
    »Wie ihr wollt. . .«, gab Corvus endlich nach.
    Er reichte dem alten Trimalchion seinen Schlüsselbund, und die meisten Badegäste folgten diesem, um ihre Sachen zu holen. Einer der beiden Sklaven aus dem Heizkeller meldete sich zu Wort:
    »Wenn die Erde weiter so wütet, müsst Ihr uns erlauben, zu unseren Familien zu gehen . . .«
    »Wie bitte?«, fuhr der Besitzer der Thermen ihn an. »Seit wann entscheiden Sklaven, was sie zu tun und zu lassen haben?«
    »Wenn ihr hierbleibt«, meldete sich Lili wieder zu Wort, »werdet ihr alle sterben! Pompeji wird bald unter Asche begraben sein!«
    »Und du«, herrschte Corvus sie an, »wenn du noch ein einziges Wort sagst, schlage ich dir mit diesem Stock eigenhändig den Kopf ab. Asche! Sonst noch etwas ? Der Vesuv ist kein Feuer speiender Berg, davon ist nichts überliefert! Ihr geht sofort an eure Plätze, niemand von euch wird die Anlage vor heute Abend verlassen!«
    Der Sklave hob die Stimme: »Corvus! Dieses Kind hat vielleicht recht. Die Erde zittert, der Berg steht in Flammen, du musst uns gehen lassen! Denk dran, was mit meiner Tochter passiert ist. . .«
    Der Stock zerriss mit einem furchtbaren Knall die Luft und traf den Sklaven auf die Wange. Eine violette Schnittwunde zeigte sich auf seiner Haut und begann zu bluten.
    »Xenon, Flactus, Trilcien!«, rief Corvus. »Schafft Diomedes ins Tepidarium und schiebt den Riegel vor. Ihr bekommt auch zehn Sesterzen dafür! Und wenn ihr schon dabei seid, kümmert euch auch um diesen Unglücksvogel hier!«
    Er packte Lili beim Ellbogen und stieß sie in die Arme des besagten Xenon, eines rothaarigen Muskelprotzes mit Halbglatze. Samuel wollte sich dazwischenwerfen, doch auch er wurde von Sklaven, die die Aussicht auf ein paar Sesterzen beflügelte, sofort außer Gefecht gesetzt.
    »Sperrt diesen Jungen auch mit ein! Er hat mich schon den ganzen Morgen geärgert!«
    »Es hagelt! «, rief da plötzlich die Wäscherin erstaunt aus. »Hagelkörner fallen vom Himmel!«
    Samuel versuchte sich aus dem eisernen Griff eines großen Mageren zu befreien, er spürte, dass ihm etwas in den Nacken trommelte.
    »Das ist kein Hagel, das sind Steine!«
    Es regnete Steine – kleine, mittlere, größere. Meist von der Größe eines Eies, scharfkantig, unregelmäßig und von grauer Farbe, doch allesamt erstaunlich leicht.
    »Seht nur, es kommt aus dem Berg! Er spuckt Steine aus ! «
    In der Tat hatte sich über dem Vesuv eine düstere Wolke gebildet, die auf die Stadt zutrieb und dabei anscheinend immer zäher wurde.
    »Xenon, sperr die drei hier ein! Ihr anderen sammelt diese Steine auf«, befahl Corvus. »Ich will, dass die Palästra absolut sauber ist, wenn das alles vorbei ist.«
    Diomedes, Samuel und Lili wurden gewaltsam zu den Frauenbädern geführt und dort ins Tepidarium geworfen, das warme Bad. Der Steinregen hämmerte mit ohrenbetäubendem Geprassel auf das Dach ein, was Diomedes jedoch nicht daran hinderte, mit beiden Fäusten gegen die Tür zu trommeln und zu schreien:
    »Sei verflucht, Corvus! Ich muss zu meiner Frau und meiner Tochter! Sie brauchen mich! Wenn ihnen etwas passiert.. .«
    Lili zog Sam zu sich heran:
    »Diese Steine, die vom Himmel fallen, Sammy – das ist Bimsstein! Ein sicheres Zeichen, dass der Vulkanausbruch bereits in vollem Gange ist! Wir haben in der Schule einen Film darüber gesehen. In einigen Stunden wird die ganze Stadt unter Asche begraben sein!«
    Warum musste Lili nur immer alles früher wissen als andere? Besonders, wenn es sich um Katastrophen handelte?
    »In ein paar Stunden, bist du sicher?«
    »Vielleicht auch weniger, ich weiß es nicht mehr. Aber ich weiß, dass es in Pompeji unzählige Opfer gegeben hat. Die meisten wurden von der glühenden Wolke, die auf sie herabfiel, überrascht: Sie wurden von der Asche mumifiziert. Männer, Frauen, Kinder! Jahrhunderte später hat man sie genau in der Haltung gefunden, in der sie gestorben sind!«
    »Noch mehr so gute Neuigkeiten?«
    »Wir müssen hier raus, Sammy! Und zwar schnell!« »Die Tür sieht leider ziemlich stabil aus! Und was den Sonnenstein angeht, kommen wir auch nicht

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