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Das Buch der Zeit Band 2: Die Sieben Münzen

Das Buch der Zeit Band 2: Die Sieben Münzen

Titel: Das Buch der Zeit Band 2: Die Sieben Münzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillaume Prevost
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und streckte alle viere in die Luft.
    Die Sklaven brachen in lautes Gelächter aus.
    »Damit hast wohl nicht gerechnet, was, Kleiner? Manchmal wird die Erde hier zornig! Man muss wissen, wie man sich auf den Beinen hält!«
    Einen Augenblick später warf eine noch stärkere Erschütterung sie alle durcheinander. Weißer Staub rieselte von der Decke, und ein paar brennende Holzscheite rollten aus dem Feuer. In dem riesigen Kessel schwappte das Wasser an den Seiten gefährlich hoch.
    »Dieses Mal hat es ja ganz schön gewackelt!«, stellte der größere der beiden Sklaven fest, während er sich aufrappelte.
    »Wir sollten lieber das Feuer löschen, falls es wieder kommt«, bemerkte der andere. »Sonst steht hier bald alles in Flammen. Und wenn das losbricht. . .«
    Sie überprüften, ob es nicht noch andere Schäden im Heizkeller gab, und gingen nach oben, um sich von Corvus neue Anweisungen geben zu lassen. Oben waren die Badegäste in heller Aufregung. Von überall her strömten die Menschen mit einem notdürftig um die Hüften geschlungenen Handtuch aus den Gebäuden ins Freie, um zu erfahren, was geschehen war. Statuen waren umgestürzt, einige Ziegel hatten sich von den Dächern gelöst, doch vor allem war die Luft von einem dumpfen, dunklen Grollen erfüllt. In der Mitte der Palästra hatte sich eine Gruppe von etwa zwanzig Gästen versammelt, die mit dem Finger auf etwas zeigten: eine dünne schwarze Rauchwolke, die über dem Berg aufstieg.
    Samuel zuckte zusammen, als er eine kühle Hand in der seinen spürte. Er hatte Lili gar nicht kommen hören.
    »Sammy, ich suche dich schon seit einer Viertelstunde! Ich habe leider keine guten Nachrichten! Weißt du, wie dieser Berg heißt?«
    »Nein . . .«
    »Das ist der Vesuv, Alter, der Vulkan! Wir sind in Pompeji, Sammy. In Pompeji!«
     
    XI.
    24. August 79, 10 Uhr
     
    Feuer! Der Berg brennt!«, schrie eine Frau.
    Badegäste und Sklaven scharten sich mit bestürzten Mienen um sie.
    »Aber nein«, versuchte Corvus sie zu beruhigen, »es ist nur eine dunkle Wolke, die auf dem Berggipfel hängen geblieben ist. Kehr zurück zu den Bädern, Bürgerin Flavia, es besteht kein Grund zur Sorge . . .«
    »Kein Grund zur Sorge?«, fragte einer der Männer, die eben noch Ball gespielt hatten, aufgebracht. »Ich bin beinahe von diesem Ziegel erschlagen worden!«
    Er schwang den Stein drohend vor Corvus, als hätte dieser ihn selbst geworfen.
    »Du weißt doch selbst, dass es schon seit einigen Tagen leichte Erdstöße gibt, Marcus. Doch es besteht keine Gefahr. Unsere Einrichtung ist solide gebaut und . . .«
    »Und das Erdbeben vor fünfzehn Jahren?«, warf ein anderer ein. »War das etwa nicht gefährlich? Damals lag die halbe Stadt in Trümmern, und ich weiß, dass die Thermen von Stabiae auch nicht verschont geblieben sind!«
    Bei diesen Worten traten Corvus doch ein paar Schweißperlen auf die Stirn.
    »Das war etwas anderes«, verteidigte er sich. »Seitdem haben wir die Mauern und die Wasserbecken verstärkt. Kommt, meine Freunde«, fuhr er mit gezwungener Fröhlichkeit fort, »ein Becher unseres besten Weines auf Kosten des Hauses erwartet diejenigen, die sich als Erste wieder im Dampfbad einfinden!«
    Dann wandte er sich an die Sklaven:
    »Und ihr geht wieder an die Arbeit und bedient unsere Gäste!«
    Man spürte deutlich, wie einige der Kunden schwankten. Mittlerweile brannte die Sonne heiß aus einem klaren blauen Himmel. Es versprach ein strahlender Tag zu werden. Sicher, da war immer noch diese ungewöhnliche Rauchwolke über dem Berg, doch wer würde bei solchem Wetter mit einer Naturkatastrophe rechnen?
    All ihren Mut zusammennehmend trat Lili vor:
    »Wenn Ihr diesen Ort nicht sofort verlasst«, verkündete sie mit entschiedener Stimme, »werdet ihr alle sterben.«
    Kaum hatte sie das gesagt, versetzte ihr Corvus eine schallende Ohrfeige, die sie in einem Purzelbaum zu Füßen der Bürgerin Flavia landen ließ.
    »Verdammte kleine Lügnerin!«, stieß er hervor. »Ich werde dich . . .«
    Doch im nächsten Augenblick ging seine Drohung in einer enormen Detonation unter: Mit ungeheurer Wucht war der Gipfel des Vesuvs soeben explodiert. Riesige Felsbrocken wurden in die Luft geschleudert. Einen Moment lang waren alle wie erstarrt und folgten mit den Augen den riesigen Feuerklumpen, die den azurblauen Himmel mit hellen Kondensstreifen durchzogen, bevor sie zischend auf die Erde herabstürzten.
    »Der Berg spuckt seine Eingeweide aus!« »Die Kleine hat recht, wir

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