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Das Buch Gabriel: Roman

Das Buch Gabriel: Roman

Titel: Das Buch Gabriel: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dbc Pierre
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Burger King, das war ein Zweihundert-Plätze …«
    »Du bist frisch aus der Reha und verjubelst Geld, das dir nicht gehört. Dazu kann ich nur sagen: Das mit dem Rauskommen ist dir gelungen – du bist in Tokio. Raus aus der Reha und direkt zu meinem Arbeitsplatz, herzlichen Glückwunsch.«
    »Eigentlich wollte ich nach Berlin. Mit dir, das war die Idee.«
    »Aber dann ist dir niemand eingefallen, den du dort in die Scheiße reiten konntest.«
    »Mir geht’s hundsmiserabel, Smuts. Es tut mir leid.«
    »Macht doch alles keinen Sinn.« Smuts’ Denkerschnute ist wieder da. »Weder Tokio noch Berlin.«
    »Berlin schon, du kennst doch meine Vergangenheit. Weißt du noch, dass Dad da einen Club hatte?«
    »Das war also die Wahl? Feiern oder Smuts an den Arsch kriegen.«
    »Nein, nein – Berlin war …«
    »Club – oder Smuts.« Die Kugel auf dem Tivolitisch kullert los. »Feiern oder …«
    »Mit dem Club hat das doch gar nichts zu tun.«
    »Und warum sagst du dann Club? Ich hab nicht Club gesagt, du hast Club gesagt.«
    »Schon, aber es ist doch nur so, dass mein Vater …«
    »Berlin, Club, dein Vater.« Smuts’ Lider flattern.
    Die Kugel nähert sich den Löchern. Der unbeeinflussbare Mechanismus wird sich völlig willkürlich entscheiden, und ich merke, wie ich hinter der Kugel her renne und versuche, sie zu steuern: »Mein Vater hat in Erinnerungen geschwelgt, das ist alles. Und er hat erzählt, dass es den Club immer noch geben müsste, betrieben von seinem alten Partner. Das war eine fette Sache, damals. Der Punkt ist, dass er mich nicht hinfahren lassen wollte, weil dieser Partner wohl ein ziemlich dekadenter Typ ist. Ich kann mich kaum noch an ihn erinnern. Jedenfalls, ich war in der Reha und …«
    Smuts hält eine Hand hoch: »Jetzt kommt so langsam Sinn in die Sache. Musst du dir dafür derart einen abbrechen? Dekadenter Typ, großer Club – mit Küche?«
    »Nicht, dass ich wüsste.«
    Smuts legt die Stirn in Falten. Dahinter rollt eine ganze Batterie Kugeln los: »Dekadenter Club, keine Küche, Smuts, Berlin – du willst mit richtiger Gastro starten, hab ich recht?«
    »Nein, hör zu …«
    »Ein monsterdekadenter Club. Smuts. Essen.«
    »Smuts, Smuts.« Ich rüttle an seiner Schulter, aber mein Ton ruft den Polizisten vor der Tür auf den Plan. Er sieht auf die Uhr und winkt mich hinaus.
    Smuts’ starrer Blick folgt mir von der Bank aus. »Ich bin dabei. Darum geht’s doch, oder? Dass ich zurück nach Europa komme? Berlin, Alter – ich Küchenchef. Scheiße, das macht das Spiel mit dem Basken einen Tacken spannender, da käme ein bisschen Druck in den Kessel. Die Symmetrie ist perfekt! Warum hast du denn nichts gesagt?«
    »Smuts, wir haben zwanzig Jahre nichts mehr von diesem Typen gehört.«
    »Ha. Putain! Du bist unglaublich.«
    In mir wütet der Konflikt wie ein Aufeinandertreffen schwarzer und roter Ameisen: Meine Seele ist von Smuts’ wilden Hoffnungen viel zu gerührt, um sie ihm zu zerschlagen, und mein Hirn ist von der Dimension des Missverständnisses viel zu geschockt, um es einfach durchgehen zu lassen. Beim Versuch, das Tivolispiel anzuhalten, versagt mir die Stimme.
    Smuts’ Blick schießt von hier nach dort. »Keine Frage, ich bin dabei. Wir verkaufen ihm Bankette, wir locken ihn mit Dekadenz. Ich weiß, wie er tickt. Wir kommen ihm mit Michelin-Glamour. Maskenbälle, Hummerschwänze. Verkaufen, verkaufen, verkaufen. Kollege? Wenn’s sein muss, lass Didiers Namen ruhig fallen. Wenn ich für ihn ein fettes Event in Europa organisiere, kann er hier zwischenfunken, ein paar Strippen ziehen.«
    »Warte doch mal …«
    »Krasse Scheiße, ich bin zurück im Geschäft. Ich glaub’s nicht, dass du es erst so weit hast kommen lassen! Das stellt alles in ein ganz neues Licht. Okay, der Abend im Fischladen ist übel in die Hose gegangen – aber nur, weil ein Scout kam, um mich in eine viel größere Sache reinzuziehen. Ein abgefahrenes Riesending in Europa! Klar ging alles drunter und drüber, wir reden ja nicht von einem x-beliebigen Scout – nein, es ist der Sohn des Gründers! Das wird Didier verstehen!«
    Bevor ich es schaffe, eine Richtigstellung an den Mann zu bringen, nimmt mich der Polizist am Arm, führt mich hinaus und zieht die Tür hinter uns zu.
    »Putain«, ruft Smuts mir hinterher: »Mach die Sache klar.«
    »Smuts …«
    »Gestern hatte ich alles noch im Griff. Klar?«
    Der Beamte deutet auf den Beutel Marius und eskortiert mich zur Pforte. Dort steht Tomohiro, schon halb

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