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Das Buch Gabriel: Roman

Das Buch Gabriel: Roman

Titel: Das Buch Gabriel: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dbc Pierre
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springen. Der lebt für solche Events, ich sag’s dir. Drück die Daumen. Scheiße, du hast keine Ahnung, wo mir der Kopf gerade steht, ich lebe hier drüben mittlerweile in Hundejahren. Es ist, als hätte man mich ans beschissene Glücksrad genagelt. Mein Kopf ist schon ganz wund von diesem kleinen Gummiklackerding!«
    »Von was?«
    »Du weißt schon – am Glücksrad. Dieses Ding, das über diese ganzen Stifte klackert. Das Geld, der Anzug oder die Kühl-Gefrier-Kombination.«
    »Ich bin mir nicht sicher, ob das Rad der Fortuna dieses Klackerding hat. Nicht so, wie man es klassischerweise beschreibt auf jeden Fall.«
    »Ssch, auch egal, hör zu – noch ein letzter Job, dann haben wir die Katze im Sack: Der Baske möchte, dass du dich mit jemandem triffst. Mit einem seiner deutschen Kontaktmänner, nur damit er bestätigt bekommt, was du da an der Hand hast.«
    »Smuts – es gibt keinen Club.«
    »Kein Interview, kein Verkaufsgetue. Nur ein Drink und ein Gespräch mit dem Typen, einem Berliner, der Didi dann grünes Licht gibt. Ich habe ihm deine Nummer gegeben, bleib also in der Nähe des Telefons, bei diesen Jungs geht’s immer schnell.«
    »Es gibt keine Location. Es ist nur ein Kiosk.«
    »Das ist nur ein erster Kontakt, mehr nicht. Nur recht und billig, dass er noch die Meinung eines Ortskundigen einholt. Und du kommst sicher zu einem exzellenten Drink, Didis Leute sind immer dicke Fische. Reiche Jungs meistens und ganz erheblich dekadent. Aber hör zu: Du musst ihn entsprechend zu nehmen wissen, wie einen Fisch eben. Zieh dir was Entsprechendes an, bleib cool.«
    »Der Club ist zu. Es gibt nur einen Kiosk.«
    Endlich rollt eine Kugel im Tivolihirn: »Hä?«
    »Einen Kiosk.«
    »Was? Kilometerlang?«
    »Da passen drei Leute rein, stehend.«
    » Was? Was redest du da? Putain?«
    »Tut mir leid.«
    »Nein, nein, hör zu – verarsch mich nicht, ja? Du musst nichts weiter machen, als diesem Mann das erzählen, was du mir erzählt hast. Vergiss die drei Leute – sag ihm exakt das, was du mir gesagt hast. Ja?«
    »Das Problem ist nur …«
    »Nein! Keine Probleme mehr! Hast du dir das mit dem Gebäude nur ausgedacht?«
    »Nein, aber …«
    »Dann triff dich mit diesem scheiß Typen! Erzähl ihm, was du mir erzählt hast! Dreh die Geschichte weiter, bring das Spiel aufs nächste Level. Das musst du machen. Und treib irgendeine beschissene Location auf, miete sie für einen Tag, mach einfach irgendwas. Gabriel!«
    »Aber was ist denn eigentlich mit der Untersuchung?«
    In der Leitung entsteht eine knisternde Pause. »Putain – der Alte hat’s nicht gepackt. Er ist in der Nacht gestorben. Die verlegen mich in ein Gefängnis. Jetzt geht’s ums Ganze.«

15
    Als ich mich am frühen Morgen wieder rege, habe ich noch immer meinen Notizblock umklammert. Im Auftrag der Natur bombardieren Vögel mit ihren Schreien das Fenster, Herolde ihrer Herrschaft. Auch Babys erwachen in ihren Bettchen und können es genau wie die Geschäftsmänner und Banker nicht erwarten, ihren tyrannischen Griff geltend zu machen. 28 Wie kommt es, frage ich mich, dass diese Geschöpfe, die sich am allerliebsten aufplustern und in die Welt hinauskrähen, wie wertvoll sie sind, den frühen Morgen so schätzen? Ein solches Verhalten zeugt eindeutig nicht von zivilisatorischem Fortschritt, sondern von einer Rückentwicklung zur plumpen Zoologie stolzierender Gockel und sich auf die Brust trommelnder Gorillas.
    Der einzige Unterschied ist doch, dass Gorillas sich Anzug und Krawatte sparen.
    Ich stütze mich auf einen Ellbogen und mache mich an einem Popel zu schaffen, der in meiner Nase hart geworden ist. Nach akribischen Grabungsarbeiten schaffe ich es, einen diamantenen Gitterschlauch herauszuziehen, einen perfekten kleinen Abguss meines Nasenlochs, mit Kokain kandiert und kleinen Blutrubinen durchsetzt.
    Ich stecke ihn mir in den Mund und schnelle ruckartig in den Tag.
    In mir stapeln sich Gefühle und Pläne zu einer turbulenten, nach mutigen Entscheidungen rufenden Mischung. Und wieder sehen wir die invertierte Proportion am Werk, die am Punkt der geringsten Hoffnung das Maximum an Heldenmut verlangt. Ach, diese elenden Kegel. Klar ist, dass ich tot sein sollte, bevor dieses Wurmloch noch tiefer oder dunkler wird. Bevor ein weiterer Morgen wie dieser hohnlachend heraufzieht. Erschöpft falle ich auf mein Kissen zurück, und aus irgendeinem Grund erscheint mir beim Einnicken das Bild meiner Mutter, so, wie ich mich an ihre hochgewachsene,

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