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Das Buch mit dem Karfunkelstein

Das Buch mit dem Karfunkelstein

Titel: Das Buch mit dem Karfunkelstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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Bleiruten eingefasst und gekittet werden, damit sie nicht herausfallen können. Aber das machen wir direkt
     in der Kirche.«
    Der Hüttenmeister lächelte noch einmal freundlich und ging dann zum Regal zurück. Paul sah dem Glasschneider noch eine Weile
     zu, bis ihm Gisbert wieder einfiel. Wo war er? Suchend blickte er sich um.
    Gisbert beugte sich über einen alten Mann, der neben der Feuerstelle auf einem Schemel saß. Er zog ihm die Augenlider leicht
     in die Höhe und schüttelte den Kopf. Paul schob sich näher heran. Der Mann hatte ein verwittertes, graues Gesicht, das von
     einem ebenso grauen, verfilzten Bart eingehüllt war. Seine Augen waren rot und entzündet.
    »Es wird nicht mehr besser!«, murmelte der Alte vor sich hin. »Es bleibt jetzt so!«
    »Red nicht so was, Sandmann!«, rief Meister Steffen vom Regal. »Bruder Gisbert ist doch da. Das wird schon wieder!«
    Geschäftig trug er eine kleine Holzkiste herbei. Sie war mit Stroh gefüllt, in dem zwei Weingläser mit aufgesetzten Noppen
     blinkten. An Allerheiligen würden der Abt und der Bischof daraus ihren Wein trinken.
    »Sieh dir an, was wir mit deinem feinen Quarzsand gemacht haben, Sandmann«, sagte der Hüttenmeister und hielt dem Alten die
     Kiste unter die Nase.
» Das
ist Glas. Was wir sonst machen, dieses grünliche Waldglas,ist dagegen schon fast Plunder. Aber dafür nehmen wir ja auch den gröberen Sand aus dem Bach.«
    Der Alte lächelte kurzsichtig, als Meister Steffen ein Glas herausnahm und stolz gegen das Feuer drehte. Es waren nur ganz
     wenige, winzige Blasen zu sehen, aber sonst glänzte es rein und klar.
    »Seine Augen werden erst gesund, wenn er nicht mehr in der Grube Sand abbaut«, sagte Gisbert nachdrücklich.
    »Davon lebt er aber«, widersprach Meister Steffen und legte das Glas vorsichtig wieder ins Stroh zurück. »Wie soll er sonst
     sein Geld verdienen? In seinem Alter? Und unser Sandmann als Bettler am Stadttor? Das könnt Ihr nicht wollen, Bruder Gisbert!«
    »Nein«, seufzte der Mönch.
    Er schärfte dem Alten ein, zu ihm ins Klosterhospital zu kommen, damit er ihm wenigstens eine Salbe aus Augentrost und Spitzwegerich
     gegen die Entzündung geben könne. Dann wandte er sich wieder an Meister Steffen.
    »Wir müssen zurück. Es wird bald dunkel. Bruder Melchior sagte etwas von einem Päckchen   …«
    »Das Felsensalz!«, rief Meister Steffen. »Das hätte ich bald vergessen!« Er lief zum Regal und holte ein in Leder gewickeltes
     Päckchen heraus. »So müsste es trocken bleiben.«
    Paul betrachtete das Päckchen neugierig. Was mochte wohl darin sein? Er hatte keine Ahnung, was Felsensalz war. Trotzdem nahm
     er das Päckchen an sich und schob es unter seinen Umhang.
    Als sie wieder aus der Hütte traten, hatte der Regen aufgehört. Der Hüttenmeister wollte sie zum Ausgang der Lichtung begleiten,
     aber Paul blieb sprachlos bei den Glasmachern am Ofen stehen. Einer von ihnen hatte einen langen Stock in der Hand, an dessen
     Ende wie durch Zauberhand eine rote Kugel aus heißem Glas schwebte. Er hielt den Stock waagerecht und fing an, ihn schnell
     zu drehen. Zu Pauls Verwunderung öffnete sich die Kugel und verwandelte sich durch das Drehen in eine große Scheibe wie die,
     die er auf dem Regal gesehen hatte.
    Der Hüttenmeister lachte. »Es ist eine Kunst. Man braucht den richtigen Schwung, und manchmal geht es auch daneben!« Er wies
     auf den Boden, auf dem überall erkaltete Glasklumpen in allen möglichen Farben und Formen lagen.
    Paul hätte gern noch mehr gesehen, aber Gisbert drängte zum Aufbruch. Als er schließlich wieder allein mit dem Mönch durch
     den Wald ging, fasste sich Paul endlich ein Herz und fragte ihn nach den geheimnisvollen Zeichen.
    Überraschenderweise schmunzelte Gisbert, bevor er antwortete. »Wir dürfen beim Essen nicht sprechen, das weißt du. Also«,
     er klopfte sich auf die Nase, »Senf«, erklärte er. Dann fasste er sich an den Hals. »Essig.« Er führte die Fingerspitzen an
     die Lippen. »Danke. Ganz einfach. Was hast du denn gedacht?«
    Paul schüttelte den Kopf, das wollte er lieber nicht erzählen. Aber er war ziemlich erleichtert.
    »Und was heißt das?«, fragte er, ballte eine Faust und streckte den Zeigefinger in die Höhe. Dabei dachte er an den bitterbösen
     Blick Lamberts.
    »Das hast du auch gesehen?«, fragte Gisbert etwas verlegen. »Nun, es heißt ›Birne‹.«
    Das erste Mal seit einer Ewigkeit lachte Paul laut heraus. Melchior und Gisbert hatten sich

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