Das Buch Ohne Gnade: Roman
Aus Gründen jedoch, die für mich herzlich wenig Sinn ergeben.«
»Der Bourbon Kid hat Sie gerettet ?«
»Ja. Und wenn es nach ihm geht, dann hat Julius, das James-Brown-Double, diesen Gabriel dafür bezahlt, dass er mich umbringt. Offensichtlich sind die anderen drei Finalisten – die ursprünglichen Finalteilnehmer, meine ich – ebenfalls tot. Wussten Sie etwas davon?«
Powell nickte, machte sich jedoch nicht die Mühe zu erklären, inwieweit er über alles informiert war. »Julius, hm?«, überlegte er. »Ich hätte es eigentlich wissen müssen. Er hatte so etwas an sich, das mir schon beim ersten Mal, als wir uns kennenlernten, aufgefallen ist.«
»Demnach glauben Sie, dass es zutrifft? Dass er versucht hat, all die anderen Finalteilnehmer zu töten?«
Er nickte abermals. »Ja, das tue ich.« Für einen Moment senkte er gedankenverloren den Blick. Dann wandte er sich wieder direkt an sie und sagte auf seine weltmännische Art: »Danke, dass Sie hergekommen sind und mir das alles erzählt haben. Ich lasse ihn sofort aus dem Wettbewerb entfernen.«
»Rufen Sie auch die Polizei?«
»Natürlich. Damit sollen sich die zuständigen Behörden befassen. Sie werden ihn ins Gefängnis stecken. Und, so denke ich, den Schlüssel wegwerfen.«
Emily atmete erleichtert auf. »Vielen Dank. Ich hatte wirklich Hemmungen, Ihnen all das zu erzählen.«
»Kein Problem.« Powell stand auf. »Gehen Sie und mischen Sie sich unter die anderen Finalteilnehmer. Reden Sie mit niemandem über das, was Sie mir gerade erzählt haben, und achten Sie darauf, dass Sie nicht von der Herde getrennt werden. SehenSie zu, dass Sie sich immer in Gruppen aufhalten. Ich werde Julius und jeden anderen, den er vielleicht engagiert hat, um diesen Wettbewerb zu manipulieren, loswerden. Denken Sie nur an ihre Gesangsnummer. Denn wenn er nicht mehr auftritt, haben Sie den Sieg so gut wie in der Tasche.«
»Deshalb habe ich Ihnen das alles aber nicht erzählt«, wehrte Emily sich.
»Ich weiß. Und jetzt gehen Sie ruhig.« Er zwinkerte ihr zu. »Die Leute könnten sonst noch auf die Idee kommen, dass in der Show getrickst wird, wenn sie uns so intensiv miteinander sprechen sehen.«
»Vielen Dank.« Emily stand auf und schlug die Richtung zum hinteren Bühnenbereich ein. Sie konnte den Rücken von Freddie Mercurys gelber Jacke eine Treppe hinuntergehen sehen, daher rannte sie ihm nach. Sicherheit in Gesellschaft , sagte sie sich, solange ich mich nur von Julius fernhalte .
Nigel schaute ihr nach, wie sie die Bühne verließ, und dachte angestrengt über das nach, was sie ihm soeben anvertraut hatte. Demnach war Julius die Fliege in der Suppe, der Störenfried, der die ganze Show vor die Wand fahren wollte. Warum er das wollte, konnte Powell beim besten Willen nicht erkennen, aber das war auch nicht so wichtig.
James Brown, der Godfather of Soul, würde eliminiert, ehe er eine Chance hatte, im Finale aufzutreten.
ZWEIUNDVIERZIG ♦
Die Mitglieder des Pasadena-Hotel-Orchesters hatten den größten Teil des Tages geprobt. Sie waren daher äußerst enttäuscht, als sie erfuhren, dass drei der Songs, die sie einstudiert hatten, nicht gespielt würden. In der letzten Minute hatte Nigel Powell sie darüber informiert, dass sie nur zwei Finalisten begleiten mussten. Die anderen würden zu Karaoke-Musik singen, die der Haus- DJ soeben aus dem Internet herunterlud. Verständlicherweise waren die Musiker ziemlich verärgert und machten ihrem Unmut lautstark Luft, während sie sich durch die Hotelflure zum Orchestergraben vor der Bühne begaben.
Insgesamt vierundzwanzig Musiker, die bis auf den Pianisten und den Schlagzeuger ihre Instrumente trugen, legten den langen Weg vom Probenraum zum Konzertsaal zurück. Einige von ihnen machten es mit der Gewissheit, dass ihr Können und ihre Instrumente nicht mehr benötigt wurden. Sie würden im Orchestergraben sitzen und nichts anderes tun, als sich die Show anzusehen. Einer von ihnen war Boris, der Gitarrist. Sein Einsatz war überflüssig geworden. Er feierte gerade seinen einundzwanzigsten Geburtstag, und seine Mitwirkung bei der Show hätte der Höhepunkt seiner bisherigen Musikerkarriere sein sollen. Doch nun war Pablo, sein älterer Kollege, der einzige Gitarrist, der für die beiden Finalsongs gebraucht wurde.
Ziemlich niedergeschlagen trottete Boris hinter seinen Kollegen her und haderte mit seinem Schicksal. Während sie durch den langen Korridor von der Lobby zur Bühne wanderten, bemerkteer, dass die
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