Das Buch ohne Namen - Anonymus: Buch ohne Namen - The Book With No Name
Gute Freunde.«
Er jetzt dämmerte Peto, dass er die Namen der beiden schon einmal gehört hatte.
»Wartet mal, eine Sekunde!«, sprudelte er hervor. »Ihr seid Milo und Hezekiah?«
Er starrte die beiden völlig verwirrt an.
Als Kyle einen Moment später mit zwei Flaschen Bier zurückkam und seinen Platz am Tisch wieder einnahm, hatte er noch keine Ahnung, wer die beiden neuen Begleiter Petos waren. Allerdings brauchte er nicht lange, um es herauszufinden. Die Erkenntnis dämmerte, sobald er Hezekiahs Stimme hörte. Die beiden waren die besten Freunde gewesen, bevor Hezekiah Hubal verlassen hatte. Nur dass die Kreatur, die Kyle nun vor sich sah, sich ganz drastisch von dem jungen Mönch mit dem frischen, unschuldigen Gesicht unterschied, der vor fünf Jahren von Hubal weggegangen war, um das Auge des Mondes zurückzubringen.
» Mein Gott! Hezekiah! «, platzte Kyle hervor. »Du lebst! Und du bist Milo! Ich fasse es nicht! Ich … und ihr habt beide Haare! Wow, sie sind so lang! Ihr seht so anders aus. Was habt ihr die ganzen Jahre gemacht?«
Hezekiah nahm die Flasche Bier, die Kyle für sich selbst auf den Tisch gestellt hatte, und nahm einen guten Schluck daraus, bevor er sie behutsam zurückstellte. Seine Antwort war ein langes Schnauben.
»Wir haben getrunken, gestohlen, gemordet … im Prinzip all das, was Vater Taos uns gelehrt hat nicht zu tun.«
Etwas an seinem Tonfall war unheimlich, und Kyle wusste nicht so recht, was er davon halten sollte. Das war nicht der gleiche Hezekiah, mit dem er zusammen aufgewachsen war. Als junge Mönche, die erst noch etwas über das Leben lernen mussten, waren sie die besten Freunde gewesen. Hezekiah war ein Jahr älter als Kyle und war ihm in allem stets einen Schritt voraus gewesen. Kyle war ein wenig eifersüchtig auf ihn gewesen deswegen, doch es war auch einer der Gründe, warum er größten Respekt für seinen alten Freund hegte. In seinen jüngeren Tagen war Hezekiah immer ein Maßstab für ihn gewesen, an dem er seine eigenen Fortschritte als Mönch messen konnte. Jetzt, da er seinen ehemaligen Bruder vor sich sah, sollte er eigentlich außer sich sein vor Freude, doch diese schäbige, abgerissene, schnaubende Parodie von einem Mönch unterschied sich durch so gut wie gar nichts von irgendeinem anderen Mann in Santa Mondega. Kyles sämtliche Instinkte warnten ihn schrill, dass dieser Hezekiah nicht vertrauenswürdig und berechenbar war, sondern das genaue Gegenteil – zwei Eigenschaften, die Kyle ganz besonders hasste. Doch er war immer noch ein alter Freund, und Kyle war niemand, der einen anderen vorschnell verurteilte, erst recht nicht jemanden, den er schon gekannt hatte, bevor er laufen konnte.
»Warum seid ihr nicht zurück nach Hubal gekommen?«, fragte er. »Alle dort glauben, ihr wärt tot.«
Hezekiahs Mundwinkel zogen sich nach oben, und er zeigte einmal mehr seine entblößten Zähne, als er grinste.
»Das bin ich auch, in jeder Hinsicht, genau wie Milo. Vater Taos hat uns verstoßen … oder hat er euch das nicht erzählt?«
»Äh, nein. Nein, er hat es nicht erwähnt.«
»Welch eine Überraschung«, murmelte Milo so leise, dass niemand außer den vier Männern am Tisch es hören konnte. Augenblicklich fühlten sich Kyle und Peto an das erinnert, was Rodeo Rex ihnen am Nachmittag erzählt hatte. Allmählich sah es so aus, als wäre es die Wahrheit gewesen. Vielleicht hatte Vater Taos einiges zurückgehalten. Nein, nicht »vielleicht«. Es bestand kein Zweifel – er hatte Kyle und Peto gesagt, dass die beiden Mönche, die er fünf Jahre zuvor nach Santa Mondega geschickt hatte, tot waren.
Hezekiah für seinen Teil verspürte keine Lust zu warten, bis Kyle und Peto die Neuigkeit verdaut hatten. Er beugte sich vor. »Hört zu«, sagte er und tippte Kyle mit langem, verdrecktem Fingernagel in den fleischigen Teil der Schulter. »Ihr seid nicht willkommen in dieser Stadt. Verschwindet von hier, am besten auf der Stelle. Wir wissen, warum ihr hier seid – vergesst es. Das Auge des Mondes ist außer Reichweite, und selbst wenn es nicht so wäre – eure Leben wären in dem Moment vorbei, in dem ihr es fändet.«
Das war eine der Gelegenheiten, zu denen Peto extreme Dankbarkeit verspürte, dass Kyle der Ältere von beiden war und als solcher die Verantwortung trug und die Fragen stellte. Der Novize konnte sich zurücklehnen und versuchen, alles zu begreifen, während sein älterer Mönchsbruder das Denken besorgte.
»Wie meinst du das?«,
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