Das Buch Rubyn
Ich dachte, Magie hätte eine Chance und Leute wie euer Vater könnten hilfreich sein. Also habe ich mich seiner angenommen. Ich habe ihm alles beigebracht, was ich weiß. Ich kann mich noch erinnern, dass er eine ungewöhnliche Vorliebe für Zwerge hegte …«
»Zwerge?« Michael sprang vor Aufregung fast auf die Füße. »Wirklich? Ich habe ebenfalls ein … nun sagen wir, ein Interesse an Zwergen.«
»Damit will er sagen, dass er voll auf sie steht«, sagte Emma.
»Hatte er eine besondere Vorliebe?«, erkundigte sich Michael eifrig. »Wobei man ja gar nicht weiß, wo man anfangen soll, bei Zwergen. Sie sind so vielschichtig …«
Hugo Algernon kratzte sich am Bart. »Nun, er hat immer diesen Spruch vom alten König Killick zitiert. Irgendwas über einen großen Anführer, der …«
»… in seinem Kopf lebt und nicht in seinem Herzen!«, vervollständigte Michael den Satz. »Das Zitat kenne ich! Ich habe gerade heute darüber geredet. Unglaublich!« Er klatschte in die Hände und grinste bis über beide Ohren. Nicht nur, dass sein Vater und er Zwerge über alles schätzten, nein, sie liebten sogar denselben Spruch! Wenn das kein Zeichen war, ein Omen für … nun, für irgendetwas Gutes jedenfalls. »Wissen Sie noch, was er von Elfen hielt? Ich vermute, er hielt sie für ziemlich lächerlich, oder …?«
Dr. Pym hüstelte. »Vielleicht sollten wir bei der Sache bleiben. Hugo, wenn du bitte fortfahren würdest.«
»Schön, schön. Also, in seinem zweiten Studienjahr erzählte ich Richard von den drei Büchern.« Hugo Algernon schaute zu Dr. Pym. »Wie viel wissen sie über die Bücher?«
»Ich denke, sie möchten gerne alles erfahren, was du darüber zu sagen hast.«
»Nun, dann hört gut zu: Die Bücher vom Anbeginn sind drei unglaublich alte und mächtige magische Bücher. Wenn man den Gerüchten Glauben schenkt, dann können sie buchstäblich die Welt neu erschaffen. Ihren Anfang nehmen sie wohl in Rhakotis, einer alten Stadt in Ägypten, wo sie von einer Bande wirrköpfiger und dämlicher Zauberer bewacht wurden. Wohlgemerkt, das ist meine ganz persönliche Meinung zu der Sache. Alles war gut, bis eines Tages vor etwa zweitausendfünfhundert Jahren Alexander der Große auftauchte und die Stadt niederbrannte. Von diesem Tag an waren die Bücher verschwunden.
Euer Vater hörte diese Geschichte und bekam sie nicht mehr aus dem Kopf. Warum wurden die Bücher nie gefunden? Wäre es nicht fantastisch, wenn er sie aufspüren könnte? Und so weiter, und so weiter. Ich habe ihm gesagt, er solle die Sache vergessen. Seit Tausenden von Jahren suchen Magier und Zauberer nach den Büchern und keiner hat auch nur eine Spur von ihnen gefunden.
Richard machte seinen Abschluss, verließ die Universität, heiratete und entschied, dass die Welt noch nicht ausreichend bevölkert sei. Und so wurdet ihr drei Sprotten geboren. Das Nächste, was ich hörte, war, dass der alte Pym hier sich an seine Rockschöße gehängt hatte. Er hatte einen Artikel eures Vater gelesen und hielt ihn fortan für die Entdeckung des Jahrhunderts. Die Zeit verging. Eines Tages war ich in Buenos Aires. Dort lebte ein alter Zauberer, hatte eine totale Meise unterm Pony, war aber ein ausgezeichneter Archivar und Sammler seltener Manuskripte. Nach seinem Tod durfte ich mir seine Bibliothek vornehmen. Das Haus war eine Ruine, wurde lediglich durch Staub und Mäuseköttel zusammengehalten. Wie auch immer, ich war gerade in meine Studien vertieft, als plötzlich der Fußboden der Bibliothek einstürzt. Ich hätte mir fast den Hals gebrochen. Als ich mich von dem Schock erholt hatte und mich umsah, erkannte ich, dass ich in einer Art Gewölbe gelandet war. Hier lagerten stapelweise alte Bücher und Dokumente. Ich brauchte ein Jahr, um alles durchzusehen und zu katalogisieren und dann … fand ich diesen Brief. Er war in einem veralteten portugiesischen Dialekt geschrieben. Höllisch schwer zu übersetzen. Aber ich hatte so ein Gefühl. Es war ein Brief aus dem achtzehnten Jahrhundert, von einem Mann an seine Ehefrau. Offensichtlich befand er sich auf einer Art Geschäftsreise. Er schrieb, er sei später als geplant in die Stadt gekommen; alle Gasthäuser seien überfüllt und er müsse sich ein Zimmer mit einem Kranken teilen. Sein Zimmergenosse läge im Fieberwahn. Die ganze Nacht habe er irgendetwas von einem magischen Buch gebrabbelt, das er und ein paar andere vor langer Zeit aus Ägypten weggebracht und versteckt hätten. Ich muss eine Karte
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