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Das Buch Rubyn

Das Buch Rubyn

Titel: Das Buch Rubyn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Stephens
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ihr … nicht … irgendwas machen?«, keuchte Kate. »Irgendwas … Magisches?«
    »Um zu zaubern, muss man ruhig sein«, erwiderte Beetles. »Es funktioniert nich, wenn man Angst hat.« Dann fügte er hinzu: »Obwohl ich natürlich keine Angst hab.«
    »Ich auch nich«, stellte Jake klar.
    Kates Gedanken überschlugen sich. Sie zweifelte nicht daran, dass die Jugendlichen sie einholen würden. Doch dann sah sie hinter der nächsten Kreuzung eine breite Straße mit vielen Fußgängern, Kutschen und Karren. Auf einer belebten Straße gab es bestimmt Verstecke. Das konnte funktionieren, solange jemand ihre Verfolger ablenkte.
    »Hört zu, wenn wir um die Ecke biegen, geht ihr in Deckung. Ich werde dafür sorgen, dass sie mir folgen.«
    »Geht nich«, sagte Jake. »Rafe hat uns befohlen, auf dich aufzupassen.«
    »Blödmann!«, fuhr Beetles ihn an. »Das sollten wir ihr doch nich sagen!«
    »Wir haben keine Zeit zum Streiten! Ihr kümmert euch um Abigail. Wir treffen uns im Hauptquartier!«
    »Ich brauche niemanden, der sich um mich …«, setzte Abigail an, aber in diesem Moment bogen sie um die Ecke. Kates Blick fiel auf eine Treppe, die ins Untergeschoss eines Hauses führte, in dem sich ein Lebensmittelladen befand. Dorthin stieß sie die Kinder.
    »Da runter! Schnell!«
    Jake und Beetles packten Abigail und zerrten sie die Treppe hinunter, wo sie von der Straße aus nicht gesehen werden konnten. Kate sprang mitten in den Verkehr. Sie hörte Fluchen und das Wiehern von Pferden, Peitschenknallen und das Schnappen von Zügeln, doch sie stürmte unbeirrt voran. Ihre Füße rutschten im Schneematsch aus. Sie blickte weder nach rechts noch nach links, bis sie die andere Straßenseite erreicht hatte. Dann drehte sie sich um. Die drei Jugendlichen standen an der gegenüberliegenden Ecke und blickten sich suchend um.
    »He! Hier bin ich! Kommt und holt mich!«
    Vor Zorn brüllend sprinteten sie los.
    So ist’s gut, dachte Kate. Kommt nur her.
    Dann drehte sie sich um und rannte um ihr Leben.
    Aber sie war noch nicht weit gekommen, als sie erkannte, dass die Jungen sie einholen würden. Sie waren zu groß, zu schnell und zu wütend. Sie hörte ihre Schritte hinter sich, die immer lauter und lauter wurden. Dann tauchte das Ende einer Feuerleiter vor ihr auf. Sie dachte, wenn sie dort hinaufklettern und die Leiter nach oben ziehen würde, konnte sie entkommen. Kate holte alles aus sich heraus, und dann, fünf Meter von der Leiter entfernt, rannte sie in einen Mann, der aus einem Ladengeschäft trat.
    Es war, als wäre sie gegen eine Mauer geprallt. Ihr Kopf ruckte nach hinten, ihr Körper flog rückwärts und knallte auf den Gehweg. In ihrem Kopf drehte sich alles und die Welt vor ihren Augen verschwamm. Die Mütze war heruntergerutscht, und sie musste ihre Haare nach hinten schieben, um den Mann zu erkennen, der über ihr stand. Es war ein Berg von einem Mann in einem langen Pelzmantel und einer Pelzmütze. Er hatte sich nicht gerührt.
    »Alles in Ordnung, Mädchen? Du solltest schauen, wohin du läufst. Wer rennt denn auch so blindlings durch die Straßen?«
    Sie hörte, wie die Jungen hinter ihr schlitternd zum Stehen kamen. Sie blickte sich um. Ihr war immer noch schwindelig, und sie wagte nicht, aufzustehen. Der große Junge mit dem verkniffenen Gesicht, flankiert von seinen beiden Freunden, deutete mit dem Finger auf den Mann im Pelzmantel.
    »Lassen Sie sie in Ruhe! Die gehört uns!«
    Kate wusste, dass sie weglaufen musste, aber sie wusste ebenso gut, dass sie umfallen würde, wenn sie nur den Versuch machte, sich aufzurappeln.
    »Und was habt ihr mit einem süßen, unschuldigen Mädchen wie diesem da zu schaffen?«, fragte der Mann. »Sie hat doch gewiss nichts angestellt. Schaut sie euch an: ein Gesicht wie ein Engel!«
    »Sie ist ’ne Missgeburt! Sie …«
    Kate, die immer noch zu den Jungen schaute, sah, wie sie innehielten. Irgendetwas, das sie gesehen hatten, veranlasste sie, sich eines Besseren zu besinnen.
    »Was wolltet ihr gerade über Missgeburten sagen?«, fragte der Mann.
    Der große Junge sah aus, als würde er gleich vor Wut explodieren.
    »Ihr kriegt noch, was ihr verdient. Ihr alle!«
    »Macht, dass ihr wegkommt«, sagte der Mann, »ehe ich die Geduld verliere.«
    Der Anführer der Jugendlichen spuckte auf den Boden. Dann drehten sich die drei um und stapften schmollend davon. Kate, die allmählich wieder klar sehen konnte, erhob sich langsam und wollte sich bei dem Mann bedanken. Sie erstarrte.

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