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Das Buch Rubyn

Das Buch Rubyn

Titel: Das Buch Rubyn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Stephens
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Gnome in Hemdsärmeln rückten Möbel hin und her, schleppten Champagnerkisten, Tabletts voller Hummer und Austern auf Eis und riesige Blumenkörbe. Kleine Geschöpfe mit runzeligen Gesichtern – Kobolde, wie Kate später erfuhr – wienerten Böden, putzten Fenster und polierten Messinggriffe und Leuchter, indem sie darauf spuckten und nach Leibeskräften wienerten.
    »Wir haben heute Abend eine kleine Gesellschaft«, erklärte Rourke, während er Kate eine breite Treppe hinaufführte. »Du hast dir einen guten Zeitpunkt für deinen Besuch ausgesucht.«
    Er hielt sie immer noch am Arm gepackt und zog sie durch eine große Tür in einen Ballsaal. Kate war erst einmal in einem Ballsaal gewesen, und zwar im Haus der Gräfin in Cambridge Falls. Neben diesem hier wirkte derjenige der Gräfin wie ein Zwergenzimmer. Den Boden bedeckten glänzende, honigfarbene Holzdielen. Rechts führten Flügeltüren auf einen Balkon, der zur Straße hinausging. Links von Kate reflektierten Wandspiegel die schneebedeckte Landschaft draußen vor den Fenstern gegenüber. Eine Gruppe Gnome platzierte rot gepolsterte Sessel entlang den Wänden, während in der Mitte des Saals ein riesiger Kronleuchter aus Kristall abgesenkt worden war, bis er fast den Boden berührte. Drei Kobolde steckten mit Hilfe von langen Metallzangen weiße Kerzen in die unzähligen Halter.
    Rourke blieb mit Kate neben dem Kronleuchter stehen.
    »Madame Kobold.«
    Eins der kleinen Geschöpfe drehte sich um. Die Koboldfrau war etwa neunzig Zentimeter groß, das Gesicht voller Falten und Runzeln, wie ein alter Apfel. Sie trug ein graues Kleid, das bis auf den Boden fiel, und der Kopf wurde von einem verblichenen roten Tuch bedeckt.
    »Diese junge Dame hat eine Audienz bei unserem Meister. Bringt sie ein wenig auf Vordermann, ja?«
    Die kleine Frau legte die Zange weg, sagte etwas in scharfem Ton zu einer anderen Koboldfrau, die den Boden schrubbte, und nahm zwei von Kates Fingern in ihre kleine, raue Hand.
    »Bis bald, Mädchen«, sagte Rourke.
    Die Koboldfrau führte Kate aus dem Ballsaal durch einen dunklen Korridor, an dessen Wänden Porträts hingen. Die zweite Koboldfrau folgte ihnen. Kate dachte, dies sei ihre Chance zu entkommen. Immerhin war sie fast zweimal so groß wie die Kobolde, und als sie die Treppe erreichten und die Koboldfrau, die sie führte, nach oben gehen wollte, versuchte Kate ihre Hand wegzureißen, um zu fliehen.
    »Ahhhh!«
    Kate sank auf die Knie, als die Koboldfrau ihr die Finger so stark verdrehte, dass sie zu brechen drohten. Die zweite Koboldin sprang ihr mit beiden Füßen in den Rücken, sodass Kate flach aufs Gesicht fiel. Die erste Koboldfrau bog und verdrehte Kates Finger, während die zweite auf ihrem Rücken auf und ab sprang. Nach einer Weile spähte die Koboldin mit dem roten Kopftuch in Kates Gesicht.
    »So«, sagte sie mit einer hohen, quäkenden Stimme, »haben wir noch mehr Ärger von dir zu erwarten?«
    »Nein!«, schrie Kate, als die andere Koboldin mit ihren Puppenfingern in Kates Haare griff und daran zerrte.
    »Aha, aber alle Großfüße sind Lügner, oder nicht?«, sagte die runzlige Koboldin und verpasste Kates Nase eine schmerzhafte Drehung.
    »Nein, ich lüge nicht! Versprochen!«
    »Hmpf«, sagte die kleine Frau mit dem roten Kopftuch. Sie ließ Kates Finger los und nickte der anderen zu, die daraufhin ihre Hand aus Kates Haaren löste und von ihrem Rücken kletterte. Die erste Koboldfrau ging voraus die Treppe hinauf, und Kate folgte gehorsam, mit schmerzenden Fingern, brennender Kopfhaut und einem geprellten Rücken.
    Sie wurde in einer Wanne voll brühend heißem Wasser gebadet und so lange geschrubbt, bis sie das Gefühl hatte, keine Haut mehr am Leib zu haben. Ihre Haare wurden gewaschen, die abgeknabberten Fingernägel gerade gefeilt. Eine der Koboldfrauen fuhr mit einem Kamm durch ihre Haare und zerrte so fest an den Strähnen, dass Kate die Tränen in die Augen traten. Sie steckten sie in ein Unterkleid und dann in ein langärmeliges, hochgeschlossenes elfenbeinfarbenes Gewand, dessen Dekolleté aus zarter Spitze bestand. Schließlich zwang eine der Koboldinnen Kates Füße in ein Paar Lederstiefel, die mit Dutzenden von Haken geschlossen wurden, während die andere ihre Haare frisierte und zu einem dekorativen Zopf flocht.
    Die Tür ging auf und Rourke trat ein.
    »Aha, ich wusste doch, dass sich unter dem ganzen Dreck eine junge Dame verbirgt!«
    Die Koboldfrau mit dem roten Kopftuch zog Kate vor einen

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