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Das Buch von Eden - Die Suche nach dem verlorenen Paradies

Titel: Das Buch von Eden - Die Suche nach dem verlorenen Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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in die Seite. Er stockte, starrte auf das Blut aus seiner Hüfte, blickte wieder auf – und bekam einen Axthieb geradewegs in die Stirn. Gefällt stürzte er in den Schnee, während sein Gefährte wutentbrannt aufbrüllte, von seinem eigenen Gegner abließ und sich dem Mörder des Knappen zuwandte: Mit drei, vier heftigen Schwertstreichen trieb er ihn zurück, brachte ihn zum Stolpern und durchbohrte ihn. Nun aber steckte seine Klinge im Leib des Räubers fest. Darauf hatten die Übrigen nur gewartet: Drei Schwerter fuhren gleichzeitig auf ihn herab und hackten ihn in Stücke.
    Aelvin sah Dragutins Männer fallen. Voller Grauen erkannte er, dass ihre Mörder nun in einen Streit um die Schädel der beiden gerieten. Immerhin hielt sie das davon ab, den anderen Räubern zum Hügel zu folgen.
    Mit dem Schwert in der Hand schob Aelvin sich vor Favola. Sie alle standen nahe der Abbruchkante. In ihrem Rücken rauschte der Strom und griff mit Tropfenfingern nach ihren Waden. Corax erwartete die Gegner mit bewundernswerter Ruhe, noch immer verriet er mit keiner Regung seine Hilflosigkeit. Dabei konnte er die Feinde bestenfalls als dunkle Schemen erkennen. Libuse trat zwischen Aelvin und ihren Vater, um schlimmstenfalls beiden zu Hilfe kommen zu können.
    Dann waren die vier Räuber heran. Einer stieß einen überraschten Ruf aus, als er Corax ’ Verletzungen erkannte. Für einen Moment waren alle anderen abgelenkt, und Libuse war kaltblütig genug, diesen Fehler auszunutzen. Wie ein Wirbelwind sprang sie mit zwei Sätzen nach vorn und führte einen Hieb gegen einen der Räuber. Sie hatte auf seinen Hals gezielt, doch die Klinge traf leicht angewinkelt sein Nasenbein, schrammte daran empor und schälte ihm die halbe Stirn vom Schädelknochen. Das Band aus Geweihspitzen um seinen Kop f z erriss, Hornnadeln spritzten in alle Richtungen. Mit einem Schrei, halb wahnsinnig vor Schmerz, ließ der Kerl seine Waffe fallen und riss beide Hände vors Gesicht. Da aber war Libuse schon an ihm vorbei und schlug nach einem zweiten Räuber. Auch er trug keine tödliche Verletzung davon, doch ihre Klinge schnitt tief genug in seine Schulter, um ihn rückwärts den Hang hinabstolpern zu lassen.
    Aelvin erwachte aus seiner Erstarrung. Auch er stieß einen wilden Ruf aus, von dem er hoffte, dass er kriegerisch und vor allem kampferfahren klang. Grimmig sprang er vor und kreuzte die Klinge mit dem dritten Räuber. Dabei hatte er ebensolchen Respekt vor dem Schwert seines Gegners wie vor jenem, das Corax schwang, gefährlich nah an Aelvins Rücken. Der Gedanke, in seinem allerersten Gefecht versehentlich von einem Freund niedergestreckt zu werden, ließ ihn nur noch entschlossener vorpreschen, denn damit brachte er sich zumindest aus der Reichweite des blinden Ritters.
    Als sich die Waffen zum zweiten Mal berührten, fuhr die Wucht des Hiebes bis hinauf in Aelvins Schulter und drohte ihm die Klinge aus der Hand zu prellen. Irgendwie aber gelang es ihm, einen weiteren Schlag zu führen, ehe er nur noch parieren konnte und dabei Schritt um Schritt zurückweichen musste. Er hatte Favola nicht mehr im Blick, sah aber aus dem Augenwinkel Albertus, der seinen Wanderstab in beiden Händen hielt und ihn von hinten auf den Rücken des vierten Räubers sausen ließ.
    Alles ging viel zu schnell, als dass Aelvin sich bewusst seine Lektionen hätte ins Gedächtnis rufen können. Sein Anteil am Kampf bestand vor allem aus Reaktionen auf die Attacken seines Gegners, wobei er sich alle Mühe gab, nicht so sehr auf das flirrende Eisen als vielmehr in das Gesicht des Mannes zu blicken. Dies immerhin war ihm durch die Übungen mit Libuse in Fleisch und Blut übergegangen: Ein Schwertkampf wird selten durch reine Körperkraft entschieden, sonder n v ielmehr durch die Fähigkeit, den Rhythmus des Feindes einzuschätzen, seine Handlungen vorauszuahnen und ihm im rechten Moment zuvorzukommen.
    Der Verletzte am Fuß des Hügels kämpfte sich auf die Beine, brach aber auf halbem Weg den Hang herauf erneut zusammen. Zwischen den Fingern des zweiten Verwundeten strömte Blut hervor, während er verzweifelt versuchte, den zurückgeklappten Stirnlappen wieder auf den blanken Knochen zu pressen. Libuse tötete ihn durch einen raschen Streich. Mit dem verwüsteten Gesicht zuvorderst krachte er in den Schnee.
    Aelvins Gegner hatte es leichter, obgleich er wohl nicht mit einer so erbitterten Gegenwehr des Jungen gerechnet hatte. Der Räuber starrte Aelvin aus dunklen Augen an,

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