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Das Buch von Eden - Die Suche nach dem verlorenen Paradies

Titel: Das Buch von Eden - Die Suche nach dem verlorenen Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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Und noch einige andere mehr, sollten die Hohen Herren es wünschen. «
    » Das … wird nicht nötig sein «, erwiderte Albertus verdutzt.
    Der Junge öffnete einen der Käfige und nahm eine Öllampe heraus. Mit ihr in der Hand sah er Albertus erwartungsvoll an.
    » Folgt mir bitte, Herr. Kartenwerk lagert in einem der hinteren Flügel der Bibliothek. «
    Albertus schaute sich noch einmal zu den anderen um, dann konnte er seine Neugier nicht länger im Zaum halten. Bald verriet nur noch tanzender Lichtschein in der Finsternis, in welche Richtung er und der Junge sich entfernten. Irgendwo bogen sie ab und wurden dann gänzlich von der Schwärze verschluckt.
    Libuse näherte sich sehr langsam ihrem Vater, um den Gardisten keinen Grund zu geben, einen Angriff auf den Kalifen zu befürchten. Entschlossen ergriff sie seine Hand und erschrak, als sie spürte, wie kalt seine Finger waren.
    Al-Mutasim wandte sich an Corax. » Es sind seltsame Zeiten für eine Pilgerfahrt wie diese «, sagte er, » und noch seltsamere Zeiten für ein Wiedersehen wie das unsere. « Corax hatte während seines Berichts weder die Lumina noch Favola oder Aelvin erwähnt. Albertus sei ein frommer Pilger auf dem Weg zu einem heiligen Ort im Süden, hatte er gesagt, und habe ihn, Corax, als Leibwächter und Führer gedungen. Der Verlust seines Augenlichts sei ein furchtbarer Schicksalsschlag gewesen, und doch waren sie immerhin bis Bagdad gekommen, auch wenn der Magister den Rest der Reise nun wohl allein antreten müsse.
    Der Kalif war kein dummer Mann, und er schien zu ahnen, dass weit mehr hinter der Angelegenheit steckte, als es den Anschein hatte. Aber er fragte nicht weiter, vielleicht aus Respekt vor Corax, vielleicht auch, weil ihn insgeheim ganz andere Sorgen beschäftigten. Auch Libuse konnte es nicht erwarten, das alles hier hinter sich zu lassen und aus Bagda d z u verschwinden – mit ihrem Vater. Im Gegensatz zu Corax selbst war sie weit davon entfernt, die bevorstehende Hinrichtung als unausweichlich zu akzeptieren. Sollte Albertus doch seine Karte aufspüren und mit Favola weiterziehen. Sie selbst jedenfalls würde ihrem Vater nicht von der Seite weichen.
    Und Aelvin?
    Ihre Gedanken wurden unterbrochen, als hinter ihnen das Hauptportal der Bibliothek mit einem Knirschen nach innen schwang.
    Einer der Leibgardisten, die draußen Wache gehalten hatten, trat ein, verneigte sich vor seinem Gebieter und machte auf Arabisch eine Meldung. Al-Mutasim schien ungehalten über die Störung, nickte aber und schickte den Soldaten mit einem Wink hinaus.
    » Die Edle Zubaida muss von Allah gesegnet sein «, sagte Corax, der im Gegensatz zu Libuse die Worte des Gardisten verstanden hatte. » Es tut gut zu hören, dass sie sich offenbar noch immer bester Gesundheit erfreut. «
    Der Kalif seufzte verhalten. » Sie ist mir noch immer eine große Stütze in allen Belangen der Regierung. « Diesmal erkannte auch Libuse den spöttischen Unterton seiner Worte.
    Zwei verschleierte Frauen betraten die Bibliothek. Beide waren klein und sehr zierlich. Die Mandelaugen der Jüngeren schienen vor mühsam unterdrückter Nervosität zu flackern – oder vor Ungeduld? Die Ältere, ganz in Schwarz gekleidet, trat ohne Zögern vor den Kalifen und deutete eine Verbeugung an.
    » Dies ist Prinzessin Sinaida. « Die Alte deutete auf ihre Begleiterin, die sich pflichtschuldig verbeugte und den Blick zu Boden gerichtet hielt. » Nichte des Togoril von den Keraiten, Schwägerin des Il-Khans Hulagu von der Großen Horde. «
    Al-Mutasim legte die Stirn in Falten. » Eine Mongolin? «
    » In der Tat «, bestätigte die Edle Zubaida. » Und du solltest dir anhören, was sie zu sagen hat. «
    » Hat das nicht Zeit bis – «
    » Nein. «
    Der Kalif war verärgert, doch er widersprach seiner Mutter nicht. Unwirsch wandte er sich der mandeläugigen Schönheit zu, deren Grazie sogar durch Schleier und Fellumhang zu erahnen war. » Sprich! «, verlangte er gereizt.
    Sinaida hob das Kinn und begegnete seinem Blick. Die Unsicherheit, die sie bei ihrem Eintritt zur Schau gestellt hatte, war wie fortgewischt. An ihre Stelle trat eisiger Trotz.
    » Nicht hier «, sagte sie. » Die Schatten haben zu viele Ohren. «
    Libuse konnte nicht anders, als den Wagemut der jungen Frau zu bewundern. Sie war beeindruckt.
    » Ich werde reden «, fuhr Sinaida fort. » Mit Euch allein, mein Gebieter, oder vor all Euren Gästen. Aber nicht hier. «
    Die Edle Zubaida warf ihr einen warnenden Blick zu,

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