Das Büro
mit all den Karteikästen machen?“
„Wenn man einen Stellungskrieg anfängt, muss man sich erst eingraben.“ Er schnitt mit seinem Taschenmesser das Klebeband an einem der Kartons auf und holte den Karteikasten heraus.
„Und wie weit soll die Stellung reichen?“
„Auf die Dauer von meinem Schreibtisch bis zur Wand.“
„Dann kann ich also nicht mehr nach draußen schauen?“
„Nein, aber so weit ist es noch nicht.“
„Aber das geht doch nicht, dass ich nicht mehr nach draußen schauen kann!“
Maarten richtete sich auf. „Dieses Fenster bleibt frei.“ Er zeigte auf das Fenster links von seinem Schreibtisch. „Oder wir müssen ein Stück von dem Bücherregal leerräumen.“
„Nein, das auf keinen Fall“, sagte Beerta entschieden. „Die Bücher bleiben hier! Dann lieber vor die Fenster.“
„Eigentlich müsste der Tischler hier einen langen, schmalen Tisch machen.“ Er wies auf den Raum zwischen seinem Schreibtisch und dem kleinen Regal. „Sonst werden die Stapel zu wacklig.“
„Mach, was du willst“, sagte Beerta schicksalsergeben. Er sah zu, wie Maarten die Kästen einen nach dem anderen neben seinemSchreibtisch aufbaute, in Stapeln zu vier, exakt bis zum kleinen Regal und nach oben hin bis zu den Fenstervorhängen. „Ich habe das Gefühl, ein Kuckuckskind in meinem Nest zu haben.“
„Aber dann haben Sie selbst das Ei gelegt.“
Die Antwort amüsierte Beerta.
„Was war das für ein Konflikt zwischen Springvloed und Ansing?“, fragte Maarten, während er schnitt, auspackte und stapelte.
„Das ist zu kompliziert, um es zu erzählen. Du kannst es ihn besser selbst fragen.“ Er hatte den Stapel mit Zeitungsausschnitten entdeckt und nahm den obersten in die Hand. „Was sind das für Ausschnitte?“
„Die werden Bart und ich einsortieren.“
„Der hier handelt von jungen Burschen auf Süd-Beveland. Wer hat das ausgeschnitten?“
Maarten erhob sich und betrachtete den Ausschnitt. Es war ein Artikel, den er selbst aus dem
Zeeuwse Courant
ausgeschnitten hatte, als Beerta im Urlaub war. „Den habe ich ausgeschnitten.“
„Darf ich ihn dann haben? Für meine eigene Sammlung?“
Maarten zögerte. „Nein, der Ausschnitt gehört dem Büro.“
Beerta betrachtete ihn gierig, drängte aber nicht weiter. „Wenn du so einen Ausschnitt datierst, musst du nicht ‚59‘, sondern ‚1959‘ schreiben, sonst weiß man in zweihundert Jahren nicht mehr, aus welchem Jahrhundert er stammt“, sagte er.
1960
„Ich habe Ihren Aufsatz gelesen“, sagte Bart. „Ich kann nicht sagen, dass ich ihn nicht interessant fand, aber er hat mich dennoch nicht überzeugt.“
„Warum hat er dich nicht überzeugt?“, fragte Maarten, seinen Widerwillen unterdrückend. Er hatte nicht das geringste Bedürfnis nach einem Gespräch über diesen Aufsatz, der für ihn Vergangenheit war.
„Aber vielleicht haben Sie jetzt keine Zeit, darüber zu reden?“, sagte Bart, als merke er, dass Maarten keine Lust darauf hatte.
„Nein, natürlich habe ich Zeit“, sagte Maarten mit der ganzen Überzeugung, die er aufbringen konnte. Er zog einen Stuhl zu sich heran und setzte sich. Es ärgerte ihn, dass dieser Junge ihn weiter siezte, doch ihm fehlte der Mut, darüber eine Bemerkung zu machen. Jedesmal, wenn er für sich selbst etwas in der Richtung formulierte, empfand er Widerwillen, als würde er mit einer solchen Bemerkung den anderen zu einer Vertraulichkeit zwingen. Ich duze ihn doch auch, dachte er irritiert.
„Wenn ich Sie recht verstanden habe, lautet Ihre Schlussfolgerung, dass das Vergraben der Nachgeburt in Limburg etwas anderes ist als in anderen Gegenden.“ Er setzte die Worte sehr sorgfältig, so als müssten sie sofort gedruckt werden. „Aber Sie haben jetzt vielleicht überhaupt keine Zeit dafür?“
„Ja, doch, ich habe Zeit“, sagte Maarten ungeduldig.
„Was mir fehlt, ist der Beweis! Sie beweisen es nicht! Es bleibt bei einer Hypothese!“ Er betonte die letzten beiden Silben.
„Ich beweise es indirekt.“ Er beugte sich vor, um den Aufsatz vom Schreibtisch zu nehmen, schlug ihn bei der Karte auf und schob ihn zurück, so dass sie beide hineinschauen konnten. „Wenn in Limburg von hundert Leuten hundert die Nachgeburt vergraben und im Rest des Landes dreißig, während weitere dreißig sie aufhängen und dreißig sie auf den Misthaufen werfen, ist das Vergraben in Limburg etwas anderes als im Rest des Landes.“ Er legte seinen Finger auf die Karte.
„Das verstehe ich nun nicht.
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