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Das Büro

Das Büro

Titel: Das Büro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.J. Voskuil
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fand ich immer sehr nett. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie jemals trübsinnig sein wird. Ich stelle mir vor, wie schön das für dich sein muss.
     
    Es tut mir sehr leid, dass ich euch nicht mehr besuchen kann. Jedenfalls sind diese, meine freundlichen Grüße, für dich und Nicolien.
    frans.
     
    Während Maarten dasaß und den Brief las, sah Nicolien gespannt zu. Als er ihn zu Ende gelesen hatte, faltete er ihn langsam zusammen, steckte ihn wieder in den Umschlag und legte ihn vor sich auf den kleinen Tisch. Ohne aufzusehen, griff er zu seiner Pfeife und begann sie zu stopfen.
    „Und?“, fragte sie. „Was hältst du davon?“
    „Was soll ich davon halten?“, sagte er widerstrebend.
    „Was du davon hältst! Du kannst doch wohl sagen, was du davon hältst?“
    Er sah sie ein wenig irritiert an. „Es ist kein netter Brief.“
    „Aber er ist verzweifelt! Er sagt, dass er Selbstmord begehen wird!“
    „Ja, er ist verzweifelt, aber das ist noch kein Grund, einen solchen Brief zu schreiben.“
    „Und wenn er dann Selbstmord begeht?“
    „Dann soll er es tun.“ Er zog den Brief aus dem Umschlag und las die letzten Zeilen noch einmal. „Vielleicht hat er schon Selbstmord begangen.“
    „Aber das wäre doch schrecklich?“
    Er zuckte mit den Achseln, legte den Brief zurück und steckte seine Pfeife an.
    „Müssen wir dann nicht was unternehmen?“, fragte sie verzweifelt.
    „Dagegen lässt sich nichts unternehmen. Ich habe übrigens nicht das geringste Bedürfnis, etwas dagegen zu unternehmen.“ Er sah sie an. „Wenn man Selbstmord begeht, ist das doch noch kein Grund, jemandem einen solchen Brief zu schreiben? Er will die Verantwortung abschieben, und das hasse ich wie die Pest.“
    „So ist er nun einmal.“
    „Ja, so ist er. Und das ist genau, was ich an ihm nicht leiden kann.“
    Sie schwieg. „So hart kann ich nicht sein. Ich habe Mitleid mit einem Menschen, wenn er einen solchen Brief schreibt.“
    „Ja, und ich nicht.“
    Sie zog den Brief zu sich heran und sah hinein. „Er ist vor allem gegen dich gerichtet.“
    „Ja.“
    „Aber warum?“
    „Vielleicht, weil ich gesagt habe, dass man nicht flüchten darf.“
    Sie las den Brief aufmerksam durch. „Und der Brief, den du ihm geschrieben hast, als wir Jonas gefunden hatten, hat ihm offenbar auch nicht gefallen.“
    „Nein.“ Er nahm den Brief wieder an sich und las die letzten beiden Absätze. „Das war doch ein netter Brief?“
    „Ich fand, es war ein netter Brief.“
    Sie schwiegen.
    „Vielleicht findet er dich zu selbstsicher. Du kannst so selbstsicher tun.“
    „Aber ich bin doch überhaupt nicht selbstsicher?“
    „Nein, aber die Leute glauben es.“
    „Aber ich kann mich doch nicht anders geben als ich bin … oder was ich tue.“
    „Nein.“ Sie sah ihn aufgelöst an. „Was sollen wir jetzt tun?“
    „Nichts.“
    „Willst du ihm nicht antworten?“
    „Auf so einen Brief kann man doch nicht antworten“, sagte er unwirsch. „Es ist ein Abschiedsbrief!“ Er stand auf. „Willst du einen Schnaps?“, fragte er sarkastisch. „Mit einem Stück Käse?“
    Sie antwortete nicht. Sie sah zu ihm auf, unglücklich. „Er tut mir so leid“, sagte sie.
    *
    „Hast du Zigarren dabei?“, fragte Beerta.
    „Ist das nötig?“, fragte Maarten.
    „Du musst immer Zigarren dabei haben, und eine Rolle Schokoladenplätzchen. Dann bietest du dem Mann eine Zigarre an und seiner Frau ein Plätzchen.“
    „Ich weiß nicht mal, ob überhaupt ein Mann dabei ist“, sagte Maarten widerwillig. „Der Korrespondent hat nur vor einer Frau gesprochen.“
    „Dann gibst du dem Korrespondenten eine Zigarre. Wer ist es?“
    „Kroezenkamp.“
    „Kennt Frau Haan ihn?“
    „Das weiß ich nicht.“
    Beerta ging zur Tür und öffnete sie. „Dé, kennst du Kroezenkamp?“
    „Der Mitarbeiter aus Winterswijk“, sagte Fräulein Haan. „Natürlich kenne ich den. Warum willst du das wissen?“
    „Weil Koning mit ihm eine Bandaufnahme machen will.“
    „Das ist ein sehr guter Mitarbeiter.“
    „Danke.“ Er schloss die Tür wieder. „Hast du’s gehört? Wenn es ein guter Mitarbeiter ist, musst du ihm sicher eine Zigarre anbieten.“
     
    Kroezenkamp war einer der Korrespondenten, die auf den Aufruf im Mitteilungsblatt reagiert hatten, beim Sammeln von Volkserzählungen und Volksglauben behilflich zu sein. Der Besuch, den Maarten ihm abstattete, diente dem Kennenlernen, wobei gleichzeitig eine Probeaufnahme gemacht werden sollte. Als Maarten und

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