Das Büro
mien Voader.“
„Aber Sie wissen nicht, wo er das gelesen hat?“
„Villicht bie Odink?“
„Und Hexen?“
„Nee, Bigloof, dat is hier nich“, sagte sie mit großer Entschiedenheit. „Dat Eenzige, wat se hier woll eens gloofden, dat Heiligoavond, dat dann de Natur greun werd.“
„Auch keine Spukgeschichten?“, beharrte Maarten.
„Nu, nee – ja doar wör’n in deij Tied welke, deij güngen nich noar Schoule, doar geef dat woll eens wat Bigloof, bie dat Sort Lüt, oawer dat is verkeert, dat mutt nich noch anwackert weern.“
„Dat van den Buur, deij nachts een Vörgefeuhl kreeg, dat vind ik ook altied een mooie Geschichte“, sagte Kroezenkamp.
„Ik meende, dat was dat Wicht“, sagte die Frau, „de Frau van den Dodensegger.“
Auch diese Geschichte stand im Heft des verstorbenen Grundschulrektors.
Als sie weggingen, wurde es bereits dunkel. Die Frau pflückte einen kleinen Strauß Schneeglöckchen für Nicolien und blieb an der Pforte stehen, bis Kroezenkamp den Wagen gewendet hatte und sie auf dem Sandweg zurückfuhren. Als Maarten sich noch einmal umblickte, sah er sie zum Haus zurückgehen. Schweigend blickte er zwischen Kroezenkamp und Nicolien hindurch auf die Straße. Kroezenkamp hatte die Scheinwerfer angemacht. Sie warfen einen Lichtkegel auf das Pflaster vor ihnen, der Motor brummte. Die Bäume entlang der Straße stachen dunkel gegen den Himmel ab.
„Ich glaube, dass Sie dafür eigentlich nicht gekommen sind“, sagte Kroezenkamp.
„Nein“, sagte Maarten, „dafür sind wir eigentlich nicht gekommen, aber es war eine nette Frau.“
„Es war eine sehr nette Frau!“, sagte Nicolien mit Nachdruck.
„Es ist eine weise Frau“, meinte Kroezenkamp.
Maarten reagierte nicht. Er hatte rasende Kopfschmerzen.
*
Kaum saß Maarten an seinem Schreibtisch, betrat Hendrik Ansing den Raum. „Wie war es?“, fragte er.
„Alles, was sie wusste, hatte sie von ihrem Vater, und der wiederum hatte es von Heuvel.“
„Es hat also nichts gebracht.“
„Es war eine nette Frau.“ Er lachte. „Der wissenschaftliche Beamte, Herr Koning, führte Untersuchungen über das Vorkommen von Wichtelmännchen in der Achterhoek durch.“
Ansing sah ihn teilnahmslos an. „Ich muss in Kürze auch mit dem Tonbandgerät los.“
„Wegen der Bezeichnungen von bäuerlichen Gerätschaften“, riet Maarten.
In dem Moment trat Beerta ein. „Habt ihr de Gruiter gesehen?“
„De Gruiter ist an seinem Platz“, antwortete Ansing.
„Er ist
nicht
an seinem Platz.“
„Dann ist er mal eben zum Klo.“
„Ich brauche ihn“, sagte Beerta verstimmt. Er verließ den Raum wieder.
„Vielleicht können wir zusammen gehen?“, schlug Ansing vor.
„In Ordnung“, sagte Maarten. „Gib mir Bescheid.“
Während Ansing das Zimmer wieder verließ, stellte er das Tonbandgerät auf den Schreibtisch, legte das Band ein, das er in der Achterhoek aufgenommen hatte, stellte den Zähler auf Null und startete den Apparat. „… den katholischen Knech“, sagte die Stimme Fräulein Benninks. „Joa, dat is een mooie Geschichte.“ Er lauschte und notierte, was er hörte. Während er das Band abhörte, sah er das kleine, mit altmodischen Möbeln vollgestopfte Zimmer mit der redenden, zerbrechlichen alten Frau auf ihrem Stuhl am Tisch, und es schien, als habe er die Stille des Hauses und des nebligen Winternachmittags draußen auch mit aufgenommen. Er hörte es sich an, und zu seiner Überraschung empfand er Heimweh. Während er damit beschäftigt war, kam Beerta wieder herein. Er blieb an Maartens Schreibtisch stehen, während dieser das Tonbandgerät ausschaltete und aufsah.
„Herr de Gruiter ist äußerst verärgert über dein Verhalten“, sagte Beerta.
„Was habe ich getan?“
„Du hast ein Buch aus dem Regal geholt und es versäumt, einen Pappstreifen auf den Platz zu stellen, wo du es herausgezogen hast. Er hat mir die Stelle gezeigt.“
„Das gehört sich nicht“, gab Maarten zu.
„Und er wirft mir vor, dass ich immer meine schützende Hand über dich halte“, fuhr Beerta fort, der die Erinnerung an den Vorfall noch immer genoss. Er ging weiter zu seinem Schreibtisch. „Ich habe versprechen müssen, dass ich dich deswegen ernsthaft zur Rede stelle. Das tue ich hiermit.“ Er hob seine Schreibmaschine vom Tisch und stellte sie auf den Schreibtisch.
„Und was hat er gesagt, als Sie das versprachen?“
„Er sagte“, er setzte sich, „das finde ich
fein
!“ Er blickte, den Kopf etwas nach
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