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Das Büro

Das Büro

Titel: Das Büro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.J. Voskuil
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vorn geneigt, über die Schulter und schmunzelte. „Und er hat mich eingeladen, ihm einen Besuch abzustatten.“
    „Das kann er doch nicht machen? Er ist noch nie bei Ihnen gewesen.“
    „Nein, das kann man nicht machen. Herr de Gruiter weiß nicht immer, was sich gehört.“ Er spannte ein Blatt mit mehreren Durchschlägen in seine Schreibmaschine und zog den Wagen nach rechts. Er begann zu tippen, hörte wieder auf und drehte sich ein weiteres Mal um. „Und dann schenke ich Ihnen ein gutes Glas Wein ein“, sagte er. In seiner Stimme lag Ironie. Er wandte sich ab, führte den Finger über die Tastatur, „wir werden sehen“, und tippte in rasendem Tempo weiter.
    *
    Lieber Maarten,
    Es ist schon etwas schwierig, dir wieder einen Brief zu schreiben. Aber es ist nun einmal so, dass die Worte nicht selbst ihre Verantwortung tragen, und solange ich kein Fossil bin, hast du das Recht, mich zu fragen: Und was jetzt?
    Nichts. Einfach nichts mehr. Wieder abwarten.
    Das kommt daher, weil ich plötzlich wieder froh war. Einfach so, für einen Moment. Dann ist es so, als ob ich religiös wäre. Schön, mir ist kalt, und schön der Winkel, in dem die Sonne steht, und schön der Junge mit seinem Hund an der Leine usw. Ich weiß nicht, wie gefangen du bist, doch es überkommt mich manchmal, dass ich es in meiner eigenen Zelle schön finde und plötzlich entdecke, dass es noch eine Außenwelt gibt. Ein paar Stunden echte Freiheit. Sicher, es ist schon wieder vorbei. Aber ich bin wenigstens draußen gewesen. Das herrlich hochmütige Gefühl den anderen gegenüber, die davon nichts wissen, die in ihren stummen Schaufenstern zu Papier werden.
    Nicht einmal Briefe brauche ich mehr zu schreiben. Aber wenn ich es nun doch mache? Ich bin nicht zur Freiheit in der Lage, mit all den Konsequenzen: Die Außenwelt ist so gut wie ganz und gar ein Polizist, der mir, in meinem eigenen Interesse, sagt er, manchmal einen höllischen Schrecken einjagt.
    O Gott, was bin ich wieder am Faseln.
    Das kommt daher, weil ich auch nichts mehr weiß. Ich konnte es nie ausstehen, daraus nicht schlau werden zu können, aber jetzt herrscht schließlich das Klima einer gehobenen Gleichgültigkeit.
    Muss ich vor dir jetzt unbedingt Rechenschaft ablegen? Es gibt um mich herum genügend Menschen dieser Art. Und es ist sehr unangenehm, dich zu einem Polizei-Beamten zu machen. Darum hast du nie gebeten, und das habe ich nie gewünscht. Ein kleines Unglück, nennen wir meinen Unsinn ein kleines Unglück. Es ist doch wohl nicht so, dass du plötzlich dachtest: Schau, der Frans, der enttäuscht mich jetzt aber, das hätte ich nicht von ihm erwartet, nein, der enttäuscht mich sehr.
    Wenn dies so ist, musst du es unbedingt sagen.
    Was für ein ruhiger Brief ansonsten, findest du nicht? Viel reiner als der vorige. Und so gut wie keine Neuigkeiten. Nur die Bekanntgabe der Genesung. Wirklich, ich habe nie die Absicht gehabt, dir mein Wohl und Wehe zu melden. Diese Konsequenz ist denn auch ärgerlich.
    Und nächstes Mal schreibe ich dir wieder in altmodischer Distanz – die gibt es zwischen Amsterdam und Overflakee, und davon kann ich Gebrauch machen, falls du es schon satt hast.
    Zwei Seiten fast voll.
    Vorbei.
    Mit freundlichen Grüßen, dir und Nicolien, von Frans aus Overflakee.
    *
    Lieber Frans,
    deinen Brief habe ich mit Vergnügen gelesen. Nicolien auch. Wir finden es immer nett, wenn du uns besuchst. Aber das wusstest du schon, vielleicht ist es deshalb überflüssig, es noch mal zu schreiben. Doch etwas anderes fällt mir nicht ein.
    Mit herzlichen Grüßen von Maarten und Nicolien
    *
    „Frau Koning hier.“
    „Tag“, sagte er.
    „Tag.“
    Im Hintergrund hörte er Stimmen. „Was höre ich?“
    „Zwei Männer sitzen draußen vor dem Fenster. Ist Beerta nicht da?“
    „Beerta ist in Arnheim. Ich bringe Hendrik gleich mit. Ist das in Ordnung?“
    „Wie nett.“
    „Gut. Bis gleich.“ Er legte auf. „Du bist willkommen. Nicolien findet es sogar nett.“
     
    Sie nahmen den üblichen Weg zu Maartens Haus. Hendrik hielt sich kerzengerade, als trüge er ein Korsett, und ruderte mit den Armen. Obwohl sie ungefähr gleich groß waren, hatte Maarten das Gefühl, einen Kopf kleiner zu sein. „Was hast du eigentlich in deiner Studentenzeit gemacht, wenn du nicht studiert hast?“, fragte Maarten, als sie den Damrak überquert hatten.
    „Nicht viel“, antwortete Hendrik. „Ich glaube, ich habe die meiste Zeit in meinem Zimmer gesessen.“
    „Hattest du keine

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