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Das Büro

Das Büro

Titel: Das Büro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.J. Voskuil
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Vorstellungsgespräch dagehabt, den Freund von Bart und die Freundin von Hendrik.“
    „Na ja, Freundin!“, protestierte Hendrik. „Ich kenne sie flüchtig aus den Vorlesungen.“
    „Und?“, fragte Nicolien.
    „Ich nehme sie beide.“
    „Aber doch nicht, weil ich darum gebeten habe?“, sagte Hendrik beunruhigt.
    „Aber hast du denn Platz für die beiden?“, fragte sie.
    „Wiegel und Veerman saßen dort auch zu zweit.“
    „Du hast das doch nicht gemacht, um mir einen Gefallen zu tun?“, wiederholte Hendrik seine Frage. „Denn das war nicht meine Absicht.“
    „Nein“, beruhigte Maarten ihn. „Ich fand sie beide nett, und ich kann gut zwei Leute gebrauchen.“
    „Dann ist es in Ordnung. Wenn du es nur nicht mir zuliebe tust.“
    Sie gingen zum Tisch, Maarten legte eine Platte auf und ließ Jonas, der vor der Tür saß und wartete, in die Küche. Die New York Wanderers begannen zu spielen.
    „Wenn wir uns zum Essen an den Tisch setzen, will Jonas immer nach draußen“, sagte Nicolien. „Da will er nicht dabei sein.“ Sie lachte, stand auf und ging zum Plattenspieler, um die Musik etwas leiser zu stellen. „Denk doch an die Nachbarn!“
    „Ich denke an die Nachbarn“, sagte Maarten irritiert.
    „Du denkst nicht an die Nachbarn!“
    „Was habt ihr für Nachbarn?“, fragte Hendrik.
    „Neben uns wohnt ein pensionierter Lehrer“, sagte Maarten, seine Verärgerung unterdrückend, „über ihm ein Taxifahrer, über dem ein Kohlenträger, über uns ein Monteur, der bei der Straßenbahn arbeitet, über dem eine alte Frau und auf der anderen Seite ein Lumpensammler.“
    Hendrik nahm es ohne Reaktion zur Kenntnis.
    „Der Monteur hat in Korea gekämpft und veranstaltet großePartys“, erzählte Maarten, „wo sie stundenlang auf den Boden stampfen und
Hoeperdepoep zat op de stoep
singen.“ Er zeigte auf ein Stück Pappe an der Decke. „Da ist er einmal mit seinem Fuß durchgebrochen.“
    Hendrik sah zu der Stelle und setzte seine Mahlzeit unbewegt fort. „Es ist sehr lecker, Nicolien“, sagte er.
     
    Nach dem Essen setzten sie sich erneut an den kleinen Tisch und tranken Kaffee. Maarten stopfte sich eine Pfeife. Hendrik holte eine Schachtel Zigarren aus seiner Jacke, die im vorderen Zimmer lag, und steckte sich eine an. Eine Weile saßen sie schweigend da. Hendrik tippte nachdenklich die Asche von der Zigarre, richtete sich auf und wandte sich Maarten zu. „Warum findest du es eigentlich merkwürdig, dass ich kein Pfarrer werden wollte?“
    Maarten erinnerte sich an die Bemerkung. Offenbar hatte Hendrik darüber nachgedacht. „Weil du enorm unter dem Druck deines Vaters stehst. Den Eindruck habe ich zumindest.“
    „Das sehe ich nicht so.“
    „Ich stehe auch unter dem Druck meines Vaters, aber im Vergleich zu dir bin ich ein Leichtfuß.“
    „Na, hör mal!“, sagte Hendrik, als fände er, dass Maarten zu weit ginge.
    „Es ist ein Eindruck.“
    „Aber woraus leitest du den denn ab?“
    Maarten dachte nach. „Mein Vater sagt nie etwas. Er schweigt. Wenn ich zum Beispiel mit einer guten Note nach Hause kam, sagte er nichts. Er beachtete es nicht, als wäre es selbstverständlich. Dadurch hatte ich immer das Gefühl, nicht genug getan zu haben. Ich genügte seinen Ansprüchen nicht, aber ich wusste nicht, worin diese bestanden. Es gab eine Norm, die ich nicht kannte und der ich nicht entsprach. Ich glaube, dass du auch so einen Vater hast.“
    „Warum glaubst du das?“
    „Tja. Die Art und Weise, wie du dich verhältst.“
    „Na, hör mal! Ich glaube nicht, dass ich mich anders verhalte als die anderen.“
    „Stellt dein Vater mal eine Frage? Ich meine, zeigt er schon mal Interesse an dem, was du denkst?“
    Hendrik richtete sich etwas auf. „Nein. Ich glaube nicht, dass er sich damit beschäftigt.“
    „Und wenn du am Wochenende nach Hause fährst, was sagt er dann?“
    „Ich fahre am Wochenende fast nie nach Hause.“
    „Aber du fährst doch ab und zu mal nach Hause?“
    „Selten.“
    „Und was sagt er dann?“
    Hendrik dachte nach.
    „Na, Junge, bist du da?“, half Maarten. Er schmunzelte.
    „Ich glaube nicht, dass er etwas sagt. Zumindest kann ich mich nicht daran erinnern. Normalerweise sitzt er in seinem Arbeitszimmer, und wenn wir dann essen wollen, kommt er zu Tisch.“
    „Und was sagt er dann?“, drängte Maarten.
    Hendrik dachte erneut nach. „Nichts“, sagte er schließlich, „aber er wird wohl bemerken, dass ich da bin, zumindest …“ Er dachte nach. „Ja,

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