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Das Büro

Das Büro

Titel: Das Büro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.J. Voskuil
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wären?“
    „Dass wir die Karten mit den Daten aus seiner Erzähluntersuchung versehen. Erst wenn wir das tun, will er darüber nachdenken.“
    „Jetzt, wo wir in den Niederlanden gute Resultate damit zu erzielen beginnen, wird das weniger problematisch.“
    „Hö.“ Er stellte ihnen die Tassen auf den runden Tisch und platzierte einen Zuckertopf und das Milchkännchen dazwischen.
    Es trat Stille ein, in der Beerta vorsichtig Milch in seinen Tee schüttete und sich Zucker nahm, dann den Topf und das Kännchen an Nicolien weiterreichte.
    „Von Ihrer Seite müssen wir dann allerdings Herrn Koning in die Redaktion aufnehmen“, fand Vanhamme. Er sah Maarten an.
    „Aber …“, sagte Maarten. Er suchte nach einem Argument, um den Vorschlag abzuwehren, konnte jedoch so rasch keines finden.
    „Wenn er das will, stimme ich dem gern zu“, sagte Beerta.
    Maarten sah rasch zu Nicolien hinüber. Er fühlte sich in die Ecke getrieben.
    „Mit Ihrem Vorschlag, die Karten der Wichtelmännchen zu vernichten“, sagte Vanhamme zu Maarten, während er sich nach vorn beugte, um die Asche von seiner Zigarre zu streifen, „haben Sie uns vor ernster Kritik bewahrt. Professor Pieters hätte uns dafür Zunder gegeben.“ Er führte die Zigarre wieder zum Mund und sah Maarten nachdenklich an, während er einen Zug nahm.
    „Die Karten konnten so nicht veröffentlicht werden“, sagte Maarten.
    „Nein, und sie hätten so nicht gezeichnet werden dürfen“, fand Vanhamme, „es ist mir unbegreiflich, dass uns das entgangen ist.“
    „Aber dadurch sind wir mit unserem Zeitplan in Rückstand gekommen“, meinte Beerta. „Die zweite Ausgabe hätte längst erscheinen müssen.“
    Vanhamme stand auf. „Während meiner Krankheit habe ich ein paar Karten gezeichnet, die ganz interessant aussehen und möglicherweise den Platz der Wichtelmännchen einnehmen können.“ Von einem Tisch hinten im Zimmer holte er eine Rolle mit Karten. „Ich würde sie Ihnen gern einmal zeigen.“ Er kam zurück, schob die Tassen zur Seite und rollte die Karten auseinander. Maarten beugte sich vor, um sie an der Ecke festzuhalten. Vanhamme hielt sie an der anderen Seite fest. Da er wegen seiner Zigarre eine Hand freibehalten musste, rollten die Karten sich seitlich zusammen. Er behalf sich, indem er seine Tasse und die von Beerta auf die Ecken stellte und beugte sich vor. „Sehen Sie.“ Er zeigte mit der Spitze seiner Zigarre auf die Karte.
    Maarten las die Überschrift. Es war eine Karte der Anrufung von Heiligen um gutes Wetter.
    „Überraschend ist, dass hier eine deutliche Kulturgrenze verläuft, die mit der Grenze des niederländischen Reichs zusammenfällt.“
    „Das ist komisch“, sagte Maarten. Im fahlen Licht waren die Bleistiftzeichen auf der Karte kaum zu erkennen. Er beugte sich zur Seite, damit Nicolien auch etwas sehen konnte.
    „Wie erklären Sie das?“, fragte Vanhamme.
    „Das würde bedeuten, dass die Grenze aus der Zeit nach 1839 datiert.“ Dass ein Belgier und ein Niederländer so unbeteiligt über die belgische Loslösung von den Niederlanden redeten, rührte ihn.
    Vanhamme zog an seiner Zigarre. „Das ist sicher möglich.“
    „Es sei denn, die Bistumsgrenzen verliefen damals schon dort“, korrigierte Maarten sich. „Dann heißt es Henne oder Ei.“
    „Das werden wir untersuchen müssen“, meinte Vanhamme, „aber das wird Zeit kosten.“
    „Das macht doch nichts?“
    Vanhamme lächelte. „Sie sind noch jung, aber Herr Beerta und ich haben Eile.“
    Sie sahen zu Beerta hinüber. Sein Kinn war auf die Brust gesunken, die Augen waren geschlossen. Er schlief.
    *
    Maarten und Nicolien waren von den Kongressveranstaltern im Hotel de la Gare untergebracht worden, einem Zweisternehotel beim Nordbahnhof, Beerta im Hotel Royal, einem Viersternehotel an einem Boulevard näher beim Zentrum. Dort nahmen sie Abschied voneinander, nachdem sie in einem italienischen Restaurant am Boulevard Adolphe Max gegessen hatten, und da der Kongress erst am Sonntagnachmittag eröffnet wurde, verabredeten sie sich für den darauffolgenden Morgen in einem kleinen Park auf halbem Wege zwischen den beiden Hotels.
    Maarten und Nicolien waren als Erste da. Es war ein stiller Sonntagmorgen unter einem leicht bewölkten Himmel. Im Park blühten ein paar späte Rosen, und es roch nach Herbst. Es war noch frisch. Sie setzten sich auf eine Bank und sahen Beerta bereits von weitem kommen, auf der gegenüberliegenden Seite des Boulevards. Er trug einen

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