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Das Büro

Das Büro

Titel: Das Büro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.J. Voskuil
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ihm begegnet war, war er magerer geworden. Der Hemdkragen war viel zu weit, er sah schlecht aus.
    „Frau Koning geht auch zum Kongress“, sagte Beerta.
    „Nicolien Koning“, sagte Nicolien verlegen, als sie Vanhamme die Hand gab.
    „Hö“, sagte Vanhamme.
    Er ging vor ihnen her in das Zimmer hinter dem Erker, in dem es wegen der dunklen Vorhänge neben den Fenstern und den bleiverglasten Oberlichtern ziemlich dämmrig war. „Meine Frau kommt sofort“, sagte er.
    Im Zimmer standen, auf schweren Beinen, große, dunkelbraune Möbelstücke. Auf den Tischen lagen Perserteppiche, auf dem Boden ein dunkler Teppich, der fast den gesamten Fußboden bedeckte. An den Wänden hingen Stiche, die wahrscheinlich aus dem neunzehnten Jahrhundert stammten, Gemälde, doch im Halbdunkel ließ sich dies nicht gut erkennen. Was vor allem auffiel, als sie sich hingesetzt hatten,war die Stille im Haus, als läge im Nachbarraum jemand aufgebahrt.
    „Möchten Sie alle drei Tee?“, fragte Vanhamme, „oder wollen Sie vielleicht etwas anderes?“ In diesem Moment öffnete sich die Tür, vor der ein Vorhang hing, und eine kleine, schon etwas ältere Frau betrat den Raum. „Das ist meine Frau“, sagte Vanhamme. Sie sah ihn an. „Das hier sind Herr Beerta sowie Herr und Frau Koning aus Amsterdam.“ Mit ihr redete er etwas langsamer und mit Betonung.
    „Guten Tag, Frau Vanhamme“, sagte Beerta und gab ihr die Hand, „es freut mich, Ihre Bekanntschaft zu machen.“
    Die Frau lachte verlegen und sah sich zu ihrem Mann um.
    „Meine Frau ist stocktaub“, sagte Vanhamme. „Sie hört nichts. – Herr Beerta ist erfreut, deine Bekanntschaft zu machen“, sagte er zu seiner Frau. „Nur mich versteht sie“, sagte er zu Beerta.
    „Ich auch“, sagte die Frau. Sie hatte eine schrille, tonlose Stimme. In ihrem Verhalten lag etwas Entschuldigendes.
    „Hat Ihre Frau das schon lange?“, fragte Beerta mitleidig, als Frau Vanhamme das Zimmer wieder verlassen hatte, um Tee zu machen.
    „Seit sie ein junges Mädchen ist.“ Er nahm eine Zigarre aus einer Schachtel und schob Maarten die Schachtel zu. „Rauchen Sie?“
    „Das ist ziemlich lange“, fand Beerta. „Und lässt sich dagegen nichts machen?“
    „Sie war mein Nachbarsmädchen“, erklärte Vanhamme und lächelte, „oder, wenn Sie so wollen, ich ihr Nachbarsjunge“, als ob damit befriedigend erklärt wäre, weshalb er eine stocktaube Frau geheiratet hatte. „Sie haben alles Mögliche probiert, aber es ist nichts zu machen.“
    Es wurde still. Vanhamme zündete ein Streichholz an, zog an seiner Zigarre und blies den Rauch aus.
    Es gibt keine Uhr, stellte Maarten für sich selbst fest, deshalb ist es so still. Er sah zu der großen Standuhr an der dunklen Seite des Kamins. Sie gab kein Lebenszeichen von sich.
    „Doch nun zum Atlas“, sagte Vanhamme. Er schlug die Beine etwas mühsam übereinander und sah hinter seiner Zigarre zu Beerta.
    „Sie sind lange krank gewesen“, sagte Beerta. „Wie geht es Ihnen jetzt?“
    „Ich war fast tot“, sagte Vanhamme ruhig. „Wir waren in den Ferien“, er dachte kurz nach, „ja, wir haben Ferien gemacht, das war noch im vorigen Jahr, und da bekam ich von einem Moment auf den anderen eine Magenblutung, dass ich dachte, ich müsste sterben, aber jetzt geht es mir wieder besser, auch wenn ich noch nicht hundertprozentig wieder auf dem Damm bin.“ Er zog an seiner Zigarre und sah Beerta abwartend an.
    Frau Vanhamme kam mit der Teekanne und einem Milchkännchen herein und stellte beides auf einem aufwendig verzierten Mahagonitisch ab. „Machst du weiter?“, fragte sie ihren Mann.
    „Ja, mache ich“, antwortete er und sah sie an.
    Sie verließ das Zimmer wieder.
    „Also zum Atlas“, sagte Beerta. Er zog einen Zettel aus der Innentasche und hielt ihn vor sich. „Wir werden nun endlich entscheiden müssen, ob wir Professor Pieters in die Redaktion des Atlasses aufnehmen, denn ich fürchte, dass es sonst zu spät ist.“ Er sah zu Vanhamme.
    „Hö“, sagte Vanhamme. Nachdenklich nahm er einen Zug aus seiner Zigarre, stand auf und wandte sich dem Teetisch zu. „Ich fürchte, dass wir damit das Trojanische Pferd hereinholen, aber Sie haben wahrscheinlich Recht, wir können ihn nicht länger umgehen.“
    „Haben Sie schon mal bei ihm vorgefühlt?“
    „Ich habe kürzlich mit ihm darüber gesprochen. Er stellt seine Bedingungen, wie ich schon befürchtet hatte.“ Er stellte die Tassen auseinander und schenkte ein.
    „Und die

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