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Das Büro

Das Büro

Titel: Das Büro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.J. Voskuil
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hinab und gingen auf einer breiten Straße in Richtung des Kongresspalastes, als sie am Palast des Grafen von Egmont vorbeikamen. Beim Standbild der Grafen von Egmont und Hoorne, mit den Armen um die Schultern des anderen, dort oben auf ihrem Sockel, blieb Beerta stehen. „So etwas finde ich nun wiederum ergreifend“, sagte er und sah hinauf. „Die beiden Männer, die so viel für unser Land getan haben und deren Spuren sich hier überall finden. Das hat doch etwas Besonderes, wenn man das weiß.“ Er sah mit hochgezogenen Augenbrauen zur Seite.
    „Aber das Standbild stammt aus dem neunzehnten Jahrhundert“, sagte Maarten.
    „Das Standbild schon, aber es steht an einem geweihten Ort.“ Er zog die Uhr aus seiner Brusttasche. „Ich sehe, dass wir nur noch eine Viertelstunde haben. Wie weit ist es noch?“
    Es war weiter, als sie gedacht hatten. Als sich immer deutlicher zeigte, dass sie es nicht rechtzeitig schaffen würden, nahm Beertas Nervosität zu. Er beschleunigte seine Schritte und eilte voraus. „Wir kommen zu spät!“, sagte er mit rotem Gesicht.
    „Es macht doch nichts, wenn wir etwas zu spät sind“, sagte Maarten, der hinter ihm ging. Nicolien und er hatten Mühe, ihm zu folgen.
    „Red keinen Unsinn“, sagte Beerta gereizt. „Wir können es unsnicht erlauben, zu spät zu kommen.“ Waghalsig überquerte er eine Straße und begann seine Schritte zu beschleunigen.
    „Wenn wir zu spät sind, gehen wir wieder“, rief Maarten. „So eine Eröffnung bedeutet doch nichts?“
    Beerta gab darauf nicht einmal eine Antwort. Er hatte einen ordentlichen Vorsprung erreicht und schien in Panik. Sie gingen in einen Laufschritt über, die seltenen Passanten, die ihnen begegneten, sahen ihnen hinterher. Beerta dicht auf den Fersen hasteten sie zum Kongresspalast. In der gläsernen Fassade war kein Eingang zu finden, auch nicht, nachdem sie um eine Ecke gebogen waren. Beerta blieb stehen, drückte sein Gesicht gegen das Glas, hielt seine Hand schützend gegen die Augen und spähte ins Innere, dann rannte er weiter. Erst an der nächsten Ecke fanden sie eine Schwingtür. Die Halle, die sie betraten, war wie ausgestorben – bis auf einen Portier, der rechts hinter einem Tresen saß und sie ansah. Einen Augenblick lang schien Beerta aus dem Konzept geraten zu sein, doch dann ging er hastig auf den Mann zu. „Wo ist der Kongress?“, fragte er. „Wir müssen zum Kongress.“
    „Ich weiß nichts von einem Kongress“, antwortete der Mann ruhig.
    „Aber wir sind hier wegen des Kongresses!“, sagte Beerta verzweifelt.
    Maarten und Nicolien hatten inzwischen zu ihm aufgeschlossen. Der Portier griff zum Telefon und wählte eine Nummer. „Hier ist ein Herr, der zum Kongress will.“ Er sah Beerta an. „Was für ein Kongress ist das?“
    „Der Kongress für Volkskultur“, sagte Beerta nervös.
    „Der Kongress für Volkskultur“, sagte der Portier ins Telefon.
    Er lauschte. „Ah ja. Ich werde es ihm sagen. Danke.“ Er wandte sich Beerta zu. „Das ist nicht hier, sondern im Palast der Schönen Künste.“
    Zwanzig Minuten zu spät betraten sie den Palast der Schönen Künste. Auch dort war die Halle wie ausgestorben, doch hinter einer Doppeltür erklang Applaus. Ohne zu zögern eilte Beerta voran und stieß die Türen auf. Dahinter lag ein Amphitheater, bis oben hin mit Menschen gefüllt. Unten stand, hinter einem Katheder, der Ministerfür die Schönen Künste und hielt seine Eröffnungsansprache. Während sich Maarten und Nicolien gleich bei den Türen einen Platz suchten, ging Beerta, ohne ihnen weiter Beachtung zu schenken, den breiten Mittelgang hinab, links und rechts grüßend. Als er ungefähr die Hälfte seines Wegs zurückgelegt hatte, unterbrach der Minister seine Rede und wartete. Plötzlich war es ganz still im Saal. Beerta legte die letzten Meter in beschleunigtem Tempo zurück, machte eine leichte Verbeugung, nahm in der ersten Reihe Platz und beugte sich zu seinem linken Sitznachbarn, um ihm kurz etwas zuzuflüstern. Gleich darauf fuhr der Minister in seiner Ansprache fort.
    *
    „Und, Anton, bist du nicht stolz, dass du jetzt endlich deine Königliche Auszeichnung bekommen hast?“, fragte Kaatje Kater und legte ihre Hand auf Beertas Arm.
    „Es ist keine Königliche Auszeichnung“, korrigierte Beerta sie mit einem steifen Lachen. „Es ist eine Medaille.“
    „Ja, aber ich meine nur“, sagte Kaatje Kater amüsiert.
    „Ich fand, es war eine ziemlich armselige Vorstellung“, bemerkte

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