Das Büro
hellerleuchtete Schüssel hatte landen sehen, der kleine rote Männchen entstiegen waren. Ein Foto zeigte den Mann: ein sanftes, ausgesprochen hysterisches Gesicht. Mitten durch die Überschrift des Artikels hatte Veerman mit einem dicken blauen Buntstift den Namen der Zeitung und das Datum geschrieben, so dass der Anfang des Artikels schlecht zu lesen war. Doch der Tenor war deutlich. Allein schon der Gedanke, dass er sich mit einem solchen Unsinn beschäftigen sollte, erfüllte Maarten mit Widerwillen. „Ja“, sagte er und gab den Artikel zurück, „wo legen Sie so etwas ab?“
„Ja, das ist gerade das Problem.“ Während er sprach, schaute er zu den Mappen hinüber. „Gehört das nun unter
Astralgeister
oder unter
Moderner Aberglaube
? Aber eigentlich ist es kein Aberglaube, denn der Mann kann sie durchaus gesehen haben, und Astralgeister sind es auch nicht, würde ich sagen.“ Er griff zu einem schmuddeligen Heft und fing an, darin zu blättern, geistesabwesend, vollkommen vertieft in sein Problem.
„Haben Sie keine Mappe mit
Fliegende Untertassen
?“
„Fliegende Untertassen“, sagte Veerman nachdenklich, als ob diese Idee von weit her käme, „aber dann bleibt immer noch das Problem der Einteilung.“
„Dann ändern Sie doch
Moderner Aberglaube
in
Außerirdische Erscheinungen aus heutiger Zeit
.“ Er wollte das Problem loswerden.
„Das könnte vielleicht die Lösung sein“, sagte Veerman, mehr zu sich selbst. Er blätterte in seinem Heft, bis er eine Seite fand, die er aufmerksam studierte. „Vielleicht könnte das die Lösung sein, obwohl ich mich frage, was ich dann mit dem Verschütten von Salz tun soll.“
Die Frage war nicht mehr an Maarten gerichtet, so dass er nicht darauf reagierte. „Haben Sie auch eine Mappe über Wichtelmännchen?“, fragte er.
Veerman musste eben umschalten, bevor er darauf antworten konnte. „Wichtelmännchen! Ja, natürlich!“ Er blätterte in seinem Heft zurück, legte seinen Finger auf eine Seite, nahm das Heft mit zu einem der Registraturschränke und suchte in der obersten Schublade.
„Und Volksheilkunde?“, fragte Maarten, noch bevor Veerman die Wichtelmännchen gefunden hatte.
Veerman reagierte nicht darauf. Er fand die Mappe
Wichtelmännchen
und gab sie Maarten.
„Und Volksheilkunde?“, wiederholte Maarten.
Mit einer vollen Flasche und einem Stapel Mappen unter dem Arm kehrte er in sein Zimmer zurück. Er legte die Mappen auf den Kasten mit Fragebogen, holte sein Brot, einen Apfel und ein Glas aus der Schreibtischschublade und nahm ein Blatt Durchschlagpapier als Unterlage. Beerta aß bereits. Er schnitt sein Butterbrot mit Schokoladenstreuseln in kleine Blöcke und schob diese mit gezierten Bewegungen in den Mund.
„Wer ist eigentlich zuständig für Veerman?“, fragte Maarten.
„Wiegel.“
„Und wenn es Probleme gibt?“
„Die gibt es nicht“, antwortete Beerta. „Wiegel ist der geborene Bibliothekar. Wenn es Probleme gibt, löst er sie.“
*
„Sie haben mich gesucht, Herr Beerta?“, fragte Hein de Boer.
„Ja“, sagte Beerta. Er zog den Stuhl mit ein paar ruckartigen Bewegungen schräg, so dass er ihn anschauen konnte. „Du bist heute Morgen wieder zu spät.“
„Doch nur fünf Minuten.“ Er war bei der Tür stehen geblieben.
„Fünf Minuten sind fünf Minuten. Wir fangen um neun Uhr an.“
„Gestern war ich fünf Minuten zu früh da.“
„Ob du fünf Minuten zu früh bist, interessiert mich nicht.“
„Aber finden Sie nicht, dass es jetzt schon besser geht?“
„Nein, das finde ich nicht.“
„Denn vorgestern war ich zehn Minuten zu spät.“
„Das weiß ich, darüber habe ich schließlich noch eine Bemerkung gemacht.“
„Fünf Minuten ist doch besser als zehn Minuten?“
„Das ist es nicht! Es wird erst dann besser, wenn du jeden Morgen pünktlich kommst!“
Hein de Boer schwieg.
„Aber deswegen habe ich dich nicht kommen lassen“, sagte Beerta. „Ich wollte hören, wie es jetzt um den Kommentar bei den Karten des Irrlichts steht.“
„Damit komme ich nicht klar.“
„Was heißt, ich komme damit nicht klar?“
„Ich komme damit nicht klar, Herr Beerta.“
„Ich meine nicht, dass du es höflich sagen sollst. Ich will wissen,
warum
du nicht klarkommst.“
„Ich kann keine Erklärung dafür finden.“
„Keine Erklärung dafür finden?“
„Nein.“
„Meinst du damit etwa, dass ich es selbst tun muss?“
„Wenn Sie eine Erklärung haben wollen, fürchte ich,
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