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Das Büro

Das Büro

Titel: Das Büro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.J. Voskuil
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blaue Qualm verdichtete sich. Auf dem Treppenabsatz begegnete ihm ein Mann, der die Treppe hinab zum Ausgang eilte. Das Klopfen wurde lauter, und er hörte jetzt auch Schreie. „Da oben ist jemand eingeschlossen und will heraus!“, rief ihm der Mann im Vorbeilaufen zu. Im selben Augenblick wusste er mit lähmender Gewissheit, dass er selbst es war, der dort schrie.
    *
    Am nächsten Morgen kam Beerta entgegen seiner Gewohnheit etwas später. Er grüßte Maarten reserviert und machte sich dann, ohne etwas zu sagen, an die Arbeit. Maarten hörte das Rascheln des Papiers, als er die Post aufschnitt und die Briefe entfaltete. Er verschob seinen Stuhl und legte ein paar der Briefe auf Maartens Schreibtisch. „Kannst du sie beantworten?“
    „Ja“, sagte Maarten. Er ließ die Briefe liegen und las sie erst, als de Bruin mit dem Kaffee kam.
    „Ich habe gestern schon mal ein paar Zentner Kohlen bestellt, Herr Beerta“, sagte de Bruin. „Denn jetzt sind sie noch billig.“
    „Das ist gut, de Bruin“, antwortete Beerta.
    Die Briefe enthielten Bitten um Auskünfte. Maarten stand auf und suchte in den Bücherregalen seines Zimmers und in dem von FräuleinHaan nach Literatur. Für Beerta kam ein Besucher, der, als Maarten das Zimmer wieder betrat, mit Beerta am runden Tisch in der Ecke saß. Maarten zögerte und blieb an der Tür stehen. „Soll ich mich woanders hinsetzen?“
    „Nein, bleib ruhig da“, sagte Beerta. Er wandte sich seinem Besucher zu. „Darf ich dir kurz vorstellen: Das ist Herr Koning.“
    „Der Mann stand auf. „Spiering.“
    Maarten erinnerte sich an den Namen aus der linken Politik, aber er konnte ihn nicht gleich einordnen.
    „Herr Koning ist hier für den Atlas für Volkskultur angestellt“, sagte Beerta feierlich.
    „Interessant“, fand der Mann. „Ich beneide Sie.“
    Maarten lächelte höflich. „Ich weiß nicht, ob das nötig ist.“
    „Ich beneide ihn auch“, sagte Beerta. „Der Atlas für Volkskultur ist mein liebstes Hobby, und ich bedauere es manchmal, dass mir so wenig Zeit dafür bleibt. Doch glücklicherweise habe ich in Herrn Koning einen ausgezeichneten Stellvertreter gefunden.“ Er sah Maarten mit Nachdruck an.
    Maarten reagierte nicht. Er glaubte, Ironie aus Beertas Worten herauszuhören, war sich jedoch nicht sicher.
    Die Herren setzten sich wieder. Während Maarten hinter seinem Schreibtisch verschwand, führten sie ihr Gespräch in gedämpftem Ton fort. Er versuchte, nicht zuzuhören, doch als sich zeigte, dass er sich so nicht konzentrieren konnte, nahm er die Milchflasche und verließ den Raum.
    Auf dem Rückweg vom Milchmann blieb er bei Wiegel hängen, der gerade aus dem Urlaub zurück war und Nijhuis davon berichtete. Erst als er Spiering vorbeikommen sah, ging er in sein Zimmer zurück. Er aß sein Brot und verließ das Büro, diesmal, um in die Mittagspause zu gehen. Im Laufe des Morgens hatte sich der Plan, doch noch einmal nach der Pfeife zu suchen, immer stärker in ihm festgesetzt, obwohl er wusste, dass es aussichtslos war, sie zwischen all dem Gerümpel zu finden. Sobald er draußen war, beschleunigte er unwillkürlich seine Schritte, lief an der Oude Schans entlang und über die Prins Hendrikkade in Richtung Oosterdokskade, mit keinem anderen Ziel vor Augenals der Stelle, wo er die Pfeife verloren hatte. Erst als er die Masse an Treibholz in der Biegung der Oosterdokskade sah, drängte sich ihm die Hoffnungslosigkeit seines Unternehmens wieder auf. Obwohl er es besser wissen musste, beugte er sich über das Geländer, und zu seiner Überraschung sah er fast sofort zwischen all dem Holz und Unrat, ungefähr einen Meter vom Ufer entfernt, ein kleines rundes Stück Holz, nicht größer als einen Quadratzentimeter, in dem er mit Sicherheit die Unterseite seiner Pfeife wiedererkannte. Die Uferwand bestand an dieser Stelle aus Basaltblöcken, die von einem steinernen Rand fast senkrecht zum Wasser abfielen. Er zog seine Jacke aus, schob sich auf dem Bauch liegend die Wand hinunter und versuchte, während er sich am Rand festklammerte, mit einem Fuß den Pfeifenkopf zu sich heranzuholen. Als das nicht gelang, ließ er sich vorsichtig ins Wasser hinab, bis seine Schuhe den Boden erreichten. Der Boden war schlammig, doch er sank darin nicht ein. Dort, wo er stand, mit einer Hand an der Uferwand, reichte ihm das Treibgut nur bis kurz über die Knie. Er griff nach dem Pfeifenkopf, stopfte ihn in seine Tasche, langte zum Uferrand und kletterte unter Aufbietung all

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