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Das Büro

Das Büro

Titel: Das Büro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.J. Voskuil
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ja.“
    „Aber wofür hast du denn studiert?“
    „Ich bin noch nicht fertig mit dem Studium.“
    „Das ist wahr. Kannst du etwa auch keine Erklärung finden?“
    Maarten merkte, dass die Frage an ihn gerichtet war, und sah über die Schulter. „Nein.“
    „Nein?“, fragte Beerta entsetzt. „Und was jetzt? Ich habe der Kommission versprochen, dass im nächsten Jahr eine Ausgabe mit zehn Kommentaren erscheinen wird.“
    Es war das erste Mal, dass Maarten davon hörte. Es bestürzte ihn ebenfalls, er konnte nicht sofort reagieren.
    „Setz dich mal hin“, sagte Beerta zu Hein, als er keine Antwort erhielt.
    Hein setzte sich an den Tisch, hinter Maartens Schreibmaschine, während dieser seinen Stuhl umdrehte, so dass sie sich von einem Moment zum anderen in einer Sitzung befanden.
    „Warum kannst du keine Erklärung finden?“, fragte Beerta Maarten.
    „Aus zwei Gründen“, sagte Maarten. „Erstens, weil die Karten unvollständig sind. Es stehen nur die Antworten der Fragebogen drauf, aber wenn man sich die Literatur ansieht, findet man dort viel mehr Daten aus derselben Periode und von derselben Art Leute, die das Bild manchmal tiefgreifend verändern. Wir müssen uns also erst die Literatur vornehmen und dann neue Karten zeichnen.“
    Es war zu sehen, dass diese Antwort Beerta aufbrachte. „Das geht nicht!“, sagte er entschieden. „Die Karten haben Tausende von Gulden pro Stück gekostet. Sie sind vom Topographischen Dienst gedruckt worden. Alle wissen davon. Damit würden wir uns für immer lächerlich machen. Es wäre das Ende des Atlas.“ Er wandte sich Hein zu. „Findest du auch, dass die Karten unvollständig sind?“
    „Ich habe mir die Literatur noch nicht angeschaut“, gestand Hein.
    „Und der zweite Grund?“ fragte Beerta Maarten.
    „Es ist so ein Chaos, dass ich nicht einen einzigen Anknüpfungspunkt finden kann. Nur die Bezeichnungen zeigen deutliche regionale Unterschiede, aber das ist Sprache, keine Kultur.“
    „Sprache ist auch Kultur.“
    Das war Maarten bekannt, doch dafür war er nicht eingestellt worden.
    „Was jetzt?“, drängte Beerta, als Maarten schwieg. „Denn du wirst doch mit einer Lösung kommen müssen. Ich kann mich nicht vor der Kommission blamieren.“
    „Nein“, sagte Maarten vage.
    „Ich gebe dir noch zwei Monate Zeit, um mit einem Vorschlag zu kommen, denn so geht das nicht“, entschied Beerta. Er rückte seinen Stuhl wieder vor den Schreibtisch und beugte sich über seine Arbeit.
    Hein stand auf. „Na, dann geh ich mal“, sagte er zu Maarten. „Ich werde dann ja hören, was ich tun muss.“
    Verstimmt drehte Maarten seinen Stuhl wieder vor den Schreibtisch. Er war wütend und fühlte sich bedroht. Er blickte durch das geöffnete Fenster in den Garten, ohne etwas zu sehen. Beertas Kritik lähmte ihn. Er sehnte sich nur noch danach, weit weg zu sein und nie mehr zurückzukommen. „He, du hast mich ganz nervös gemacht“, hörte er Beerta sagen, der seinen Stuhl verrückte. „Die Karten vernichten! Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll!“ Maarten war zu verdrossen, um darauf zu antworten. Er fühlte sich ungerecht behandelt. Hinter sich hörte er Beerta herumkramen. Den Geräuschen entnahm er, dass er seine Tasche packte und sich kämmte. „Gut, dass ich jetzt zu einer Sitzung muss“, sagte er. „Das wird mir vielleicht ein bisschen Ablenkung bringen. Darauf freue ich mich schon.“ Er ging hinter Maarten vorbei und blieb bei der Tür stehen, ihm halb zugewandt, mit ernstem Gesicht, seine Tasche steif neben sich. „Ich fahre nach Enkhuizen. Ich denke, dass ich am späten Nachmittag wieder zurück bin.“
     
    „Was bist du so still?“, sagte Nicolien. „Ist was?“
    „Nichts ist“, antwortete er.
    „Immerhin hast du den ganzen Abend noch kein Wort gesagt. Ich muss doch wohl nicht dafür büßen, dass du jetzt einen Job hast?“
    „Ich habe doch was gesagt.“
    „Nichts hast du gesagt!“
    „Ich habe gesagt …“ Er schwieg. Er wusste bestimmt, dass er etwas gesagt hatte, aber er konnte sich nicht mehr daran erinnern, was es war. „Ich habe
wohl
etwas gesagt.“
    „Nichts hast du gesagt! Du sitzt nur da, guckst vor dich hin und bringst keinen Ton raus!“
    „Ich bin müde.“
    „Aber dann kannst du doch wohl etwas sagen, auch wenn du müde bist? So müde wirst du doch wohl nicht sein, dass du nichts mehr sagen kannst?“
    „Ich denke.“
    „Woran denkst du denn?“
    „Das weiß ich nicht. An alles.“
    „Ist etwa was passiert

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