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Das Büro

Das Büro

Titel: Das Büro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.J. Voskuil
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Antoniebreestraat mit einem Giebelfenster und darüber den grauen Himmel. Die Schritte entfernten sich wieder und verhallten hinter der Biegung des Flurs. Er stand wieder auf und ging in den zweiten Raum, wo die Kästen mit Fragebogen standen. Er war leer. Er zog die Leiter zu der Stelle, wo, nahe der Decke, die ältesten Fragebogen untergebracht waren und sah von der obersten Sprosse aus hinunter in den Raum, auf Hendriks Schreibtisch zwischen den beiden Öfen, den Tisch Fräulein Haans vor dem Fenster sowie auf van Ieperens Zeichentisch, als sähe er das alles zum ersten Mal sah. Während er dort stand, bemerkte er, wie van der Haar und Papendal hintereinander durch den Garten zurück zum Hauptbüro gingen, die Eingangstreppe hochstiegen und im Gebäude verschwanden. Das erfüllte ihn mit Genugtuung. Die ältesten Fragebogen befanden sich in acht Kästen. Er zog die obersten vier heraus, stieg damit die Leiter hinunter und brachte sie in sein neues Zimmer, wo er sie, auf einem Stuhl stehend, in das oberste Fach des Regals schob. Anschließend hängte er sein Jackett über einen Stuhl und begann, die gut 180 Kästen seiner Abteilung aus Fräulein Haans Zimmer zu holen und an ihren neuen Platz zu bringen. Während er damit beschäftigt war, schaute Hendrik vorbei. „Was tust du da?“, fragte er.
    „Ich bringe die Kästen rüber“, antwortete Maarten.
    Ohne etwas zu sagen, zog Hendrik sein Jackett aus und begann mitzuhelfen. „Das ist eine ganze Menge“, sagte er, als sie das zweite Fach gefüllt hatten und, nebeneinander stehend, das Ergebnis betrachteten.
    „Ja, das ist eine ganze Menge“, bestätigte Maarten.
     
    Als sie eine Stunde später durch den Flur zurückgingen, war die Feier noch in vollem Gange.
    „Was machst du jetzt?“, fragte Hendrik.
    „Ich gehe nach Hause.“
    „Ich bleib noch ein bisschen. Bis morgen.“ Er ging durch die offenen Türen wieder in das Getöse hinein. Maarten suchte seinen Mantel unter den anderen Mänteln, an der Stelle, wo er ihn am Morgen hingehängt hatte. Während er damit beschäftigt war, kam Professor Glashouwer aus der Turnhalle, gestützt von Frau Leguyt. Er redete unzusammenhängend, was sie zu amüsieren schien. Schwankend, die Arme umeinander geschlungen, bogen sie um die Ecke, auf dem Weg zur Eingangstür. Maarten folgte ihnen in einiger Entfernung. Im Halbdunkel wirkte die Silhouette des völlig betrunkenen Mannes, der mit einem Arm um den Hals der Frau hing und von ihr nur mit Mühe auf den Beinen gehalten wurde, grotesk. Die Szene weckte seinen Abscheu, doch sie hatte auch etwas Unwirkliches. Er verlangsamte seine Schritte, um den beiden die Gelegenheit zu geben, die Eingangstür zu öffnen, und wartete bei der Pförtnerloge, bis sie die Tür hinter sich zugezogen hatten. Als er selbst in der abendlichen Dämmerung ins Freie trat, in den normalen Strom von Menschen auf dem Nachhauseweg, waren sie nirgends mehr zu sehen, als ob es sie nie gegeben hätte.
    *
    „Tag, Herr Beerta“, sagte Maarten.
    „Tag, Maarten“, antwortete Beerta, ohne sich umzudrehen.
    Maarten zog seinen Stuhl unter dem Schreibtisch hervor und setzte sich. „Ist es gestern noch spät geworden?“
    „Ich bin um sechs Uhr nach Hause gegangen, aber ich habe gehört, dass es noch ziemlich lange gedauert hat und einige Mitarbeiter sich schwer danebenbenommen haben.“
    „Auf so einem Fest sollte man eigentlich nur Milch ausschenken“, fand Maarten. „Wenn die Leute sich nicht wohlfühlen, fangen sie an zu saufen.“
    „Und Limonade“, ergänzte Beerta. „Limonade ist mir noch lieber.“
    „Mit einem Strohhalm!“
    „Mit einem Strohhalm, dann geht es nicht so schnell.“
    „Aus der Flasche.“
    „Genau!“
    Es war eine Weile still.
    „Aber ich habe ein paar interessante Neuigkeiten erfahren“, sagte Beerta.
    In diesem Augenblick klopfte es, und die Tür wurde vorsichtig geöffnet. Hindriks trat ein. Er machte ein paar Schritte in den Raum hinein und blieb zwischen den Schreibtischen von Beerta und Maarten stehen. „Herr Beerta?“
    Beerta sah zur Seite. „Ja, Herr Hindriks?“
    „Ich sollte mich wohl für das entschuldigen, was gestern vorgefallen ist.“ Er hielt den Kopf etwas gebeugt. „Das hätte nicht passieren dürfen.“
    Beerta sah ihn an. „Es ist in Ordnung, Herr Hindriks“, sagte er gönnerhaft. „Und sorgen Sie dafür, dass es in Zukunft auch tatsächlich nicht wieder passiert.“
    „Ja, Herr Beerta.“ Er blieb stehen, als ob er erwartete, dass noch mehr

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