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Das Büro

Das Büro

Titel: Das Büro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.J. Voskuil
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kommen würde.
    „Und machen Sie sich jetzt ruhig wieder an die Arbeit.“
    „Vielen Dank. Danke sehr.“ Er wandte sich ab und verließ erleichtert den Raum.
    „Hindriks ist nicht der Schlechteste“, fand Beerta, als Hindriks die Tür hinter sich geschlossen hatte. „Ich habe schon Schlimmeres erlebt.“
    *
    Es war früher Nachmittag. Beerta war auf einer Sitzung, Maarten saß am Schreibtisch und arbeitete. Die Tür ging auf, und Nijhuis trat ein. Er blieb an Maartens Schreibtisch stehen, die Hände in der Hosentasche, und blickte in den Garten. Maarten legte den Stift weg und lehnte sich zurück. Hinter der Wand hörte man gedämpft die Stimmen von Heidi Bruul und Annechien Ansing.
    „Hast du eigentlich Angst zu sterben?“, fragte Nijhuis und starrte in den Garten.
    „Das weiß ich nicht“, sagte Maarten nachdenklich, „ich kann mich nicht daran erinnern, mal Todesangst gehabt zu haben.“
    „Ich schon“, sagte Nijhuis, noch bevor Maarten zu Ende gesprochen hatte.
    Die Bemerkung war für Nijhuis ungewöhnlich offenherzig, so dass Maarten nicht sofort darauf reagierte. „Warum?“, fragte er schließlich.
    „Ich glaube, weil ich lieber am Leben bleibe.“ Es war wahrscheinlich sarkastisch gemeint, doch es klang bitter. Sein Blick war noch immer starr auf den Garten gerichtet.
    Maarten sah ihn an. „Wie geht es dir jetzt?“
    „Beschissen. Mein Herz reagiert kaum noch auf den Schrittmacher.“
    „Und dann fühlst du dich müde.“
    „Wie ein Maulesel.“
    „Es ist doch eine verdammte Scheißkrankheit.“
    Nijhuis reagierte darauf nicht.
    Sie schwiegen eine Weile. Maarten spielte mit seinem Stift und dachte nach, ohne dass ihm etwas einfiel, bis Nijhuis sich abwandte und den Raum wieder verließ. Maarten blieb mit dem Gefühl zurück, versagt zu haben.
    *
    Fräulein Bavelaar war schon da. Sie legte den Telefonhörer auf die Gabel, als er eintrat, und sah ihn an. „Nijhuis ist tot.“ Sie hatte Tränen in den Augen.
    Maarten blieb stehen.
    Fräulein Bavelaar suchte in ihrer Tasche nach einem Taschentuch und schnäuzte sich die Nase. „Wegen der Frau und den Kindern“, sagte sie mit erstickter Stimme.
    „Ja“, sagte er.
    „Und was das Schlimmste ist“, sie wischte sich mit dem Taschentuch ihr Gesicht ab, „ich glaube, dass es meine Schuld ist! Weil ich seine Arbeit übernommen habe. Das hat er nicht verwinden können.“
    „Das ist doch Unsinn.“
    „Nein, das ist kein Unsinn“, sagte sie, halb weinend, „ich empfinde es wirklich so.“
    „Aber es ist Unsinn.“ Angesichts der weinenden Frau fühlte er sich hilflos. „Er war schon krank, bevor Sie hier angefangen haben.“
    „Aber ich bin schuld, dass es schlimmer geworden ist. Wenn ich hier nicht angefangen hätte, hätte er vielleicht durchgehalten.“
    „Ach was.“ Es irritierte ihn. „Wer hat angerufen?“
    „Seine Frau.“ Sie versuchte, ihren Kummer unter Kontrolle zu bekommen, schniefte und fuhr mit dem Taschentuch unter ihren Augen entlang. „Hoffentlich ist es schnell gegangen.“
    „Hat sie das nicht gesagt?“
    Sie schüttelte den Kopf. „Das wusste sie nicht. Sie glaubt es.“ Ihre Stimme stockte kurz. „Sie hofft es. Ach, das hoffen wir natürlich alle.“
    „Für seine Frau ist es noch schlimmer.“
    Sie nickte. „Ja“, sie hatte sich wieder einigermaßen unter Kontrolle, „für seine Frau ist es noch schlimmer. Und für die Kinder.“
    *
    Nijhuis wurde auf dem Vredenhof beerdigt. Sie gingen zu acht hin. Es war eine komplizierte Verbindung, mit zwei Straßenbahnen und dann noch ein Stück zu Fuß.
    „Sie wissen nicht, was sich gehört“, sagte Beerta. „Sie hätten mir als dem Direktor natürlich einen Platz im vorderen Auto anbieten müssen.“
    De Bruin war auch da. Er saß auf einer der hinteren Bänke in der Trauerhalle, ein wenig in sich zusammengesunken.
    „Tag, de Bruin“, sagte Maarten, als er sich neben ihn schob.
    „So, der Koning.“
    „Schön, dass du gekommen bist.“
    „Ach ja, weißt du, genauso gut hätte ich da auch liegen können.“ Er nickte in Richtung des Sargs, der vorn in dem kleinen Saal aufgestellt war.
    Die Orgel spielte. In der ersten Reihe saß Nijhuis’ Frau mit den beiden Kindern. Es waren viele Menschen gekommen. Als der Bestattungsunternehmer fragte, ob jemand etwas sagen möchte, trat Beerta aus einer der hinteren Reihen vor, wo die Belegschaft des Büros saß.
    „Frau Nijhuis“, sagte er, „verehrte Anwesende. Wir sind hier zusammengekommen, um Teun Nijhuis die

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