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Das Büro

Das Büro

Titel: Das Büro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.J. Voskuil
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Nicolien.
    „Ach“, sagte Klaas, „auch wenn man nicht darum bittet, bekommt man sie doch, weil man nun einmal in der Position ist. Du wirst doch auch schon mal von der Position deines Vaters profitiert haben.“
    „Ja, aber das ist doch etwas ganz anderes!“, sagte Maarten entrüstet.
    Klaas hob die Hand. „Ich sehe keinen Unterschied.“
    „Mein Onkel sagt“, warf Henriette ein, „dass ich Professor bin, kann ich nicht ändern, aber wenn ich beim Gemüsehändler stehe, bin ich schlicht und einfach Herr Fagel. Das ist toll!“
    „Natürlich“, sagte Nicolien. „So ist es doch richtig! Das denkst du doch auch?“
    „Ich würde es selbst nicht tun“, gab Klaas zu.
    „Na also!“, sagte Nicolien.
    „Aber ich denke, es kommt daher, weil ich Angst habe, erwischt zu werden, von Maarten beispielsweise.“ Er schmunzelte.
    „Ja“, pflichtete Maarten bei, „das ist natürlich ein Punkt.“ Er dachte nach. „
Zeig mir einen Mann, der sagt, was wahr ist
“, zitierte er,halb in Gedanken, „
wenn der Teufel da ist. Der tut, was recht ist, auch wenn kein Richter da ist. Der seinem Gewissen die Treu erweist, auch wenn die Belohnung Strafe heißt
.“
    „So ist es!“, sagte Henriette.
    „Von wem ist das?“, fragte Klaas.
    „Das sagte mein Vater früher immer.“
    „Aber dein Vater wird doch wohl auch hin und wieder seine Beziehungen ausgenutzt haben? Beispielsweise für deinen Bruder.“
    „Das fand ich unbegreiflich.“
    „Und dazu hast du auch nichts gesagt.“
    „Nein“, gab Maarten zu. „Ich fand es zu peinlich. Wenn ich mich schäme, kann ich nichts mehr sagen.“
    „Das verstehe ich nicht“, sagte Klaas. „Ich glaube, ich hätte keine Probleme damit.“
    „Aber du schämst dich ja auch nicht.“
    „Nein“, gab Klaas zu. „Ich kann mich nicht darüber aufregen. So sind die Menschen nun mal. Und Beerta ist außerdem alleinstehend. Menschen, die alleinstehend sind, kriegen in dieser Gesellschaft nie eine Wohnung, wenn sie keinen Gönner haben.“ Seine Stimme klang erregt.
    „Aber Beerta hat doch eine Wohnung.“
    „Aber dieser Musiker nicht.“ Er errötete.
    Sie schwiegen.
    „Wollt ihr noch was trinken?“, fragte Maarten. Er sah Henriette an.
    „Ich habe genug gehabt“, sagte Klaas.
    „Ich möchte gern noch einen Schnaps“, sagte Nicolien.
    Henriette schüttelte den Kopf, ein kurzes Schaudern.
    „Und du auch einen?“, fragte Maarten Klaas.
    „Hast du für mich ein Glas Limonade?“, scherzte Klaas. „Nein, gib mir ein Gläschen Portwein.“
    „Ich würde gern noch einmal am Deich entlang nach Monnikendam laufen“, sagte Henriette, als Maarten aufstand, um die Flasche zu holen.
    „Das ist eine gute Idee, nicht wahr, Maarten?“, sagte Nicolien.
    „Dann an einem Samstag“, sagte Maarten.
    „Vielleicht können wir auch diesen Frans fragen, ob er mitkommt?“, schlug Klaas vor.
    *
    Als er morgens in der Frühe aus der Bloedstraat kommend den Nieuwmarkt überqueren wollte, wurde er von einem alten, ärmlich gekleideten Mann angehalten. „Mein Herr, darf ich Sie etwas fragen?“, sagte er unterwürfig.
    Maarten erstarrte. Er blieb stehen und sah den Mann widerwillig an.
    „Könnte ich bitte vielleicht eine Tasse Kaffee von Ihnen bekommen?“
    „Ich habe kein Geld bei mir“, antwortete Maarten abwehrend und ging weiter. Im nächsten Augenblick tat es ihm leid. Alles erschien plötzlich sinnlos. Der Tag war verdorben. Dies war das erste in einer Reihe von Ärgernissen. Er verlangsamte seine Schritte, zögerte, ging weiter. Auf der anderen Seite des Wassers blieb er stehen. Er holte sein Portemonnaie aus der Tasche und sah hinein, nahm einen Gulden heraus, zögerte erneut, steckte das Portemonnaie wieder ein und ging, mit dem Gulden in der Hand, langsam weiter. Was sollte er sagen? Dass er doch Geld bei sich hatte? Lächerlich. Nach ein paar Schritten drehte er sich entschlossen um und ging zurück. Einfach sagen, wie es war, lächerlich oder nicht. Währenddessen suchte er zwischen den Menschen auf dem Platz die Stelle, wo er den Mann getroffen hatte. Er war nicht mehr da. Flüchtig blickte er in das Café zwischen der Bloedstraat und dem Barndesteeg, ging langsam an den Häusern und Cafés vorbei um De Waag herum, blieb, obwohl er es besser wissen musste, erneut stehen, um die Menschen auf dem Platz zu mustern, und stellte schließlich mit einiger Erleichterung fest, dass der Mann tatsächlich nicht mehr da war. In der Ferne begannen die Glocken vom Turm der Zuiderkerk zu

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