Das Büro
anderen Seite. „Dann sieh dir die Häusergiebel an.“
Sie fuhren an der Amstel entlang stadtauswärts. Das Wasser war unruhig, obwohl nur wenige Boote unterwegs waren. Auf der Terrasse des Cafés Het Kalfje standen die Stühle bereit, die Fahnen flatterten im Wind.
„Und wohin fahren wir nach unserem Besuch in Schoonhoven?“, fragte Maarten.
„Ach ja, ich wollte es gerade erzählen“, erinnerte sich Karel und zeigte nach rechts. „Der Bannpfahl!“
„Ja, den kennen wir“, sagte Maarten, ohne zur Seite zu sehen. „Und wenn wir in Schoonhoven waren?“
„Von Schoonhoven aus fahren wir an der Lek vorbei nach Wijk bij Duurstede“, rief Karel, „und dort hat Anton noch eine Überraschung für uns. Nicht wahr, Anton?“
„Ja, wenn wir es lebend erreichen“, antwortete Beerta skeptisch. Im Gegensatz zu Karel hielt er seine volle Aufmerksamkeit auf die Straße gerichtet.
Seine Skepsis amüsierte Karel. „Und danach zurück an der Lange Linschoten vorbei“, rief er. „Kennt ihr das?“
„Wir kennen alles“, antwortete Maarten, „aber zu Fuß.“
„Und auf dem Fahrrad“, ergänzte Nicolien.
„Aber das macht ihr dann doch nicht an einem Tag?“
„Fünf Tage“, schätzte Maarten. „Zu Fuß.“
„Fünf Tage!“, rief Karel und hob die Hände vom Lenkrad, „dafür würde ich niemals die Geduld aufbringen! Das ist das Schöne an so einem Auto, dass man sich in ein paar Stunden alles ansehen kann! Dann kriegst du auch einen Überblick!“
Maarten reagierte nicht darauf. Er sah durch das kleine Fenster nach draußen, zu den Weiden, auf denen das Vieh graste, seine Hände neben sich auf dem Sitz, aus dem er bei jeder Straßenunebenheit kurz hochwippte.
„Was machst du eigentlich so den ganzen Tag, wenn Maarten nicht zu Hause ist?“, fragte Karel, als sie in Schoonhoven im Straßencafé nahe der Fähre saßen und einen Strammen Max aßen.
„Nichts“, sagte Nicolien verlegen. Sie lachte.
„Nichts?“, rief Karel in höchster Verwunderung. „Aber du hast doch bestimmt einen Job?“
„Nein.“
„Du hast einen Job gehabt“, sagte Maarten.
„Ja, für vier halbe Tage, aber als du angefangen hast zu arbeiten, habe ich damit aufgehört.“
„Aber langweilst du dich dann nicht?“, fragte Karel. „Ich glaube, ich würde das nicht aushalten.“
„Nein, gar nicht.“ Sie lachte nervös.
„Nicolien kann stundenlang überhaupt nichts tun“, sagte Maarten.
„Das habe ich nie gekonnt“, sagte Beerta. „Und ich verstehe auch nicht, dass andere es können.“
Nicolien lachte. „Es ist aber so.“
„Das Schlimmste, was mir passieren könnte, wäre, wenn man mir verbieten würde zu arbeiten“, sagte Karel. Er sprach so laut, dass sich die Leute am Tisch vor ihm umdrehten, aber er achtete nicht darauf.
„Arbeiten kann man auch, wenn man nichts tut“, meinte Maarten.
„Wenn man dir die Bücher wegnimmt?“, rief Karel aufgeregt. „Oder wenn man nicht mehr in die Bibliothek kann? Man wüsste nicht, wie einem geschähe! Todunglücklich würde man sich fühlen!“
„Man hat doch immer noch seinen Kopf?“
„Seinen Kopf!“ rief Karel und lachte genüsslich. „Was machst du in Gottes Namen mit deinem Kopf, wenn du keine Bücher hast, kein Papier, keine Schreibmaschine?“ Er wedelte mit beiden Händen herum. „
Versuch es nur, von deinem Kopf lebt höchstens eine Laus
!“, zitierte er.
Maarten lachte.
„Das Schlimmste, was man jemandem antun kann, ist, ihm das Publizieren zu verbieten“, fand Beerta. „Dass über manche Leute nach dem Krieg ein Publikationsverbot verhängt worden ist, habe ich immer für sehr grausam gehalten. Intellektuelle dürften einander so etwas nicht antun.“
„Na ja“, sagte Maarten relativierend.
„Nein, das Publizieren darf man niemandem verbieten“, beharrte Beerta.
„Und du sagst immer, dass du nicht kreativ bist!“, rief Karel.
„Das bin ich auch nicht, aber ich publiziere dennoch. Ich finde es herrlich, Dinge abzuschreiben. Das habe ich schon als Kind herrlich gefunden.“ Er verzog ironisch den Mund.
„Und wenn er findet, dass es zu schwierig wird, fragt er mich und setzt dann seinen Namen darunter!“, sagte Karel fröhlich.
„Das ist ein einziges Mal passiert“, korrigierte ihn Beerta.
„Und die Male darauf!“, sagte Karel ausgelassen.
Maarten sah zur Fähre, die, voll mit Autos und Radfahrern, langsam auf das Ufer zusteuerte. Auf der gegenüberliegenden Seite standen bereits wieder andere und warteten. Die
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