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Das Büro

Das Büro

Titel: Das Büro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.J. Voskuil
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spielen. Er war zu spät. Während er seine Schritte beschleunigte, zog er sein Portemonnaie aus der Gesäßtasche und legte den Gulden wieder hinein, halb beschämt, halb erleichtert, aber auch in der Gewissheit, dass dieser Vorfall bezeichnend für ihn war und sich daran nichts ändern ließ.
    *
    Es war eine schwarze Ente. Beerta stieg aus – er trug einen hellgrauen Sommeranzug mit einem Einstecktuch – und ging auf ihre Haustür zu, doch bevor er klingeln konnte, hatte Maarten bereits geöffnet, und sie kamen heraus.
    „So herzlich bin ich noch nie empfangen worden“, sagte Beerta lachend.
    Karel saß grinsend am Steuer. „Und, was sagt ihr?“, rief er.
    „Toll!“, versicherte Maarten. „Sieht fast echt aus.“
    Die Antwort amüsierte Karel.
    „Willst du vielleicht vorn sitzen, Nicolien?“, fragte Beerta.
    „Nein, Sie sollten neben Karel sitzen“, fand sie.
    „Auf dem Todessitz“, fügte Maarten hinzu.
    Hinter ihrem Auto stoppte ein anderer Wagen.
    Nicolien und Maarten zwängten sich auf den Rücksitz, Beerta setzte sich neben Karel und zog die Wagentür zu.
    „Hat Anton schon erzählt, wo wir hinfahren?“, fragte Karel.
    „Wie könnte ich das erzählt haben, Karel?“, sagte Beerta. „Wir sind doch gerade erst gekommen.“
    Das Auto hinter ihnen hupte.
    „Ja, warte du nur“, sagte Karel und hob die Hand. „Niemand hat hier Eile.“
    Beerta drehte sich zu dem Auto um. „Aber
der
Mann hat es vielleicht eilig“, sagte er besorgt.
    „Dann muss er eben warten! Am Sonntagmorgen hat man keine Eile zu haben. Die Kirche fängt erst in einer Stunde an.“ Er lachte herzlich.
    Das Auto hupte erneut.
    „Jetzt mach schon“, sagte Beerta, „und hör auf zu spotten. Vielleicht muss der Mann ja ins Krankenhaus.“
    „Sicher zu seiner Mutter“, sagte Karel fröhlich. „Das ist es natürlich, woran du denkst.“ Er drückte aufs Gaspedal und schaltete, während sie der Gracht folgten. „Erst fahren wir zur Hexenwaage nach Oudewater“, rief er gegen das Geräusch des Motors an, „das ist eine Idee von Anton, der möchte, dass wir uns da wiegen lassen.“ Er nahm seine Hand vom Lenkrad und fuchtelte damit herum.
    „Karel!“, warnte Beerta. „Du sollst beide Hände am Steuer lassen!“
    „Anton hat Angst, dass wir einen Unfall bauen!“, sagte Karel lachend. „Denn dann ist am Montag keiner im Büro!“
    „Ja, das ist eine Obsession von ihm“, sagte Maarten.
    „Siehst du!“, rief Karel und sah zur Seite. „Sogar dein Personal hat gemerkt, dass du nicht ganz normal bist!“
    „Pass auf!“, warnte Beerta, doch an seinem Gesicht sah man, dass er sich köstlich amüsierte.
    „Und dann von Oudewater an der Vlist entlang nach Schoonhoven“, fuhr Karel fort, während er nach links in die Marnixstraat einbog. Bis auf einen Fahrradfahrer war die Straße so früh am Morgen noch wie ausgestorben.
    „Pass auf!“, warnte Beerta. „Ein Radfahrer!“
    „Du glaubst doch wohl nicht, dass ich ihn nicht sehe?“, rief Karel. „Eigentlich sollte ich ihm zur Strafe den Weg abschneiden!“ Er gab dem Lenkrad einen Ruck, so dass das Auto kurz hin und her schleuderte.
    „Karel!“, warnte Beerta ängstlich.
    Karel lachte. „Was kann dich schon so ein Radfahrer kümmern?“
    „Wir sind auch Radfahrer“, warnte Nicolien. „Die haben Vorfahrt.“
    „Ja, das habe ich früher auch gesagt“, rief Karel über die Schulter hinweg, „als ich noch Fahrrad gefahren bin, aber wenn ihr demnächst auch ein Auto habt, werdet ihr darüber anders denken.“
    „Wir schaffen uns bestimmt kein Auto an“, sagte Nicolien.
    „Na, warten wir’s ab“, rief Karel vergnügt. „Das wird sich schon noch ändern.“
    „Wann hast du eigentlich deinen Führerschein gemacht?“, fragte Maarten, als Karel in einer Kurve die Bordsteinkante berührte.
    „Vor sieben Monaten“, rief Karel.
    „Und sofort bestanden“, vermutete Maarten.
    Die Bemerkung amüsierte Karel. „Nein, beim sechsten Mal! Und weißt du, was der Mann anschließend gesagt hat?“ Er sah rasch über die Schulter. „Weißt du, was der Mann gesagt hat?“ Er lachte. „‚Herr Ravelli‘, hat er gesagt, ‚es ist, weil Sie es sind, aber
ich
würde nicht gern bei Ihnen im Auto sitzen.‘“
    „Karel!“, warnte Beerta.
    „Den habe ich doch gesehen“, rief Karel, während er haarscharf an einem Fahrradfahrer vorbeifuhr. Er zeigte aus dem Fenster. „Sieh du dir nur die Schönheiten der Natur an. Ach richtig, daran liegt dir nichts.“ Er wies zur

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