Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Büro

Das Büro

Titel: Das Büro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.J. Voskuil
Vom Netzwerk:
unter Kontrolle hatte. Währenddessen blickte Swenker regungslos vor sich hin. Beerta und Hendrik zählten ihr Geld, als wären sie allein im Raum.
    *
    Es war noch hell, ein stiller Frühlingsabend. Der Weißdorn auf dem kleinen Platz blühte. Auf einer Fernsehantenne sang eine Amsel. Frans’ Fahrrad stand hinter dem Gartenzaun in dem kleinen Kiesbeet, an die Fensterbank der Erdgeschosswohnung gelehnt.
    „Er ist zu Hause“, sagte Maarten und klingelte dreimal kurz. Sie warteten. Aus dem Zimmer neben der Tür drang die Stimme eines Nachrichtensprechers. Von der Stelle aus, an der sie standen, konnten sie die helle Fläche des Fernsehgeräts flimmern sehen. Die Tür sprang auf. Sie stiegen die Treppe hinauf. Frans’ Tür, auf dem Absatz der vierten Treppe, stand einen Spalt offen. Er zeigte sich erst, als sie seinen Flur betraten.
    „Der Weißdorn blüht“, berichtete Maarten.
    „Ha!“, sagte Frans scheu.
    „Tag“, sagte Nicolien.
    „Damals blühte der Weißdorn auch“, fuhr Maarten fort, hängte seine Jacke über die Leiter und betrat das Zimmer, „das ist lange her, schon fünf Jahre.“
    „Es steht alles aufgeschrieben“, antwortete Frans.
    Das Zimmer lag in einem weißen, gesiebten Licht. Die Fenster waren mit Schrankpapier beklebt. Maarten blieb stehen. „Hast du deine Fenster beklebt?“, fragte er erstaunt und drehte sich zu Frans um.
    Frans wurde rot. „Ja“, sagte er verwirrt.
    „Warum?“
    „Das war besser so. Wegen des Einblicks.“
    Maarten öffnete das kleine Fenster auf der rechten Seite und sah nach draußen. Frans’ Wohnung lag an der schmalen Seite des Häuserblocks. Rechts standen die Häuser der Jozef Israëlskade, links die derDavid Blesstraat. In der Tiefe lagen ihre kleinen grünen Gärten, durch Bretterzäune, Geräteschuppen, Sträucher und vereinzelte hochgewachsene Pappeln voneinander getrennt. In der Ferne, von der anderen Seite des Daches, hörte man den Gesang der Amsel. „Aber das Zimmer ist doch überhaupt nicht einsehbar?“
    „Nicht von Menschen, aber von Möwen. Die fliegen manchmal dicht vorbei. Ja, es ist vielleicht ein bisschen verrückt, aber ich weiß nicht, ob du schon mal gesehen hast, wie eine Möwe dicht an dir vorbeifliegt? Die schauen immer seitlich herein, und das kann ich nicht haben. Ich leide nun mal an Blickangst.“
    „Das habe ich auch“, half Nicolien ihm.
    „Aber doch nicht vor Möwen?“, sagte Maarten.
    „Nein, vor Menschen“, sagte sie, „aber deshalb kann ich Frans schon verstehen.“
    „Wollt ihr Kaffee?“, fragte Frans.
    Während Frans in der Küche mit dem Kaffee beschäftigt war, setzte sich Nicolien hin. Maarten sah sich um. Der Handschuh auf dem Kaminsims war verschwunden. An seiner Stelle stand dort nun ein grauer Spielzeugsoldat aus Plastik mit erhobenem Schwert, ihm gegenüber ein Streifen Papier mit den Worten
Eines Tages habe ich genug davon
. Der Marienkäfer unter dem Glas war noch da, und die Frau mit dem Papier über ihren Augen ebenfalls. Er setzte sich neben den kleinen Arbeitstisch. „Und jetzt noch die Tassen“, hörte er Frans in der Küche sagen. „Sind die Tassen sauber? Nein, die Tassen sind nicht sauber. Eben die Tassen auswischen.“ Maarten lachte kurz zu Nicolien hinüber, die vor sich hinsah. Er betrachtete den kleinen Arbeitstisch. Der Aschenbecher war voll mit halbnassen Kippen. Daneben lagen ein Päckchen Tabak und eine Packung Blättchen, ein paar Schachteln Streichhölzer sowie ein aufgeschlagener Schreibblock mit Stift und Bleistiften und an der Wand, neben der Lampe, ein Stapel Hefte und zwei Stapel Karteikarten, einer von ihnen oben mit einem Kreis versehen, der andere mit einem Quadrat. „Und jetzt noch die Milch“, hörte er Frans sagen. Die Tür des Kühlschranks öffnete und schloss sich wieder. Maarten streckte sich lang aus, die Hände in den Taschen, und sah vor sich hin. „Es ist still hier, nicht wahr?“, sagte er.
    „Ja“, sagte Nicolien.
    Frans kam mit ihren Tassen herein. „Die Untertassen kommen sofort“, er stellte sie ihnen hin, „wegen des Kleckerns.“
    „Warum liegt diese Streichholzschachtel da?“, fragte Maarten – mitten im Zimmer lag eine Streichholzschachtel.
    „Oh, das.“ Er hob sie rasch auf und legte sie auf den Tisch. „Die kann jetzt wohl weg, wo ihr nun da seid.“ Er wurde rot.
    „Bedeutete es denn etwas?“, fragte Maarten neugierig.
    „Ja, nur noch eben die andere Tasse.“ Er verließ den Raum wieder.
    „Bedeutet es etwas?“, wiederholte

Weitere Kostenlose Bücher