Das Büro
streckte die Hand aus. „Gib nur her. Ich werde ihn lesen.“ Er nahm das Manuskript und legte es seitlich auf seinen Schreibtisch, dann beugte er sich wieder über seine Arbeit.
Zehn Minuten später kam de Gruiter wieder herein. „Herr Koning, könnte ich Sie vielleicht kurz sprechen?“
„Ja, natürlich.“ Er richtete sich auf und sah ihn abwartend an.
„Nein, ich meine, bei mir.“
Maarten folgte ihm in den ersten Raum, hinter das Bücherregal. Sie blieben dort, einander zugewandt, stehen.
„Es geht darum“, sagte de Gruiter, „dass ich den Eindruck hatte, dass Herr Beerta ein bisschen böse auf mich war.“
„Das glaube ich nicht.“
„Denn das wäre mir sehr unangenehm.“
„Natürlich, aber ich glaube nicht, dass Sie sich darüber Sorgen zu machen brauchen.“
„Herr Beerta will, dass ich das fehlerfrei mache, und es ist unmöglich, so etwas fehlerfrei zu machen.“
„Auf jeden Fall ist es schwierig.“
„Denn Professor Springvloed hat mit drei Leuten aus seiner Fachgruppe, also vier der besten Experten des Landes, ein kurzes Werk von ein paar Seiten kontrolliert, und trotzdem sind noch fünfzehn Fehler stehengeblieben!“
„Das ist viel“, gab Maarten zu.
„Und wenn nicht mal Professor Springvloed es hinkriegt.“
„Aber Herr Beerta meint natürlich, dass Sie es nach Ihrem besten Wissen und Gewissen fehlerfrei machen.“ Er hatte Mühe, seine Irritation zu unterdrücken.
„Glauben Sie?“
„Ich bin mir sicher.“
„Also wäre es nicht so schlimm, wenn irgendwo ein kleiner Fehler stehenbleiben würde?“
„Nein“, sagte Maarten mit großer Entschiedenheit. „Natürlich ist das nicht schlimm.“
„Was hatte er denn jetzt wieder?“, fragte Beerta, als Maarten ins Zimmer zurückkam.
„Er ist ein Schlappschwanz“, sagte Maarten übellaunig.
„Das Wort würde ich nicht benutzen“, sagte Beerta, „aber es kommt der Wahrheit doch sehr nahe.“
*
„Ich habe deinen Text gelesen“, sagte Beerta. Er erhob sich aus seinem Stuhl und drehte sich mit dem Manuskript in der Hand zu Maarten um. „Aber ich weiß nicht so recht, was ich davon halten soll.“ Er sah Maarten ernst an. „Es ist doch ernst gemeint?“
„Ja, natürlich.“
„Weil du dich so kritisch über die Brauchbarkeit unserer Karten gibst.“
„Das bin ich auch.“
„Aber wir machen doch einen Atlas!“
„Ja, natürlich, aber deswegen kann man doch wohl noch kritisch sein?“
„Ich weiß es nicht.“ Er spitzte die Lippen. „Es ist ein schwieriger Text.“
„Na ja, … schwierig.“
„Für mich ist er zu schwierig. Manchmal schwindelt es mir.“
„Er ist kompliziert“, gab Maarten zu, „aber das Problem der Kulturgrenzen
ist
kompliziert.“
Beerta sah ihn an. „Ich würde es gern Balk lesen lassen. Wenn er es gut findet, finde ich es auch gut.“
„Warum Balk?“, fragte Maarten missmutig. „Der kennt sich mit diesem Problem doch gar nicht aus?“
„Balk kennt sich mit allem aus.“ Er drehte sich um. „Balk ist ein sehr kluger Mann.“ Er legte das Manuskript zurück auf den Schreibtisch. „Ich werde es ihm vorlegen.“
Maarten schwieg. Er fühlte sich unterschätzt, und das machte ihn wütend. Außerdem konnte er es nur schwer ertragen, dass Beerta die Verantwortung weiterreichte. Wenn jemand darüber ein Urteil abgeben musste, dann er. Er beugte sich wieder über seine Arbeit, konnte sich jedoch nicht mehr konzentrieren. Er stand auf, verließ das Zimmer und ging durch den zweiten Raum ins Hinterzimmer, wo sich Heidi und Ad Muller aufhielten. Sie sahen auf, als er hereinkam, und beantworteten seinen Gruß. Er setzte sich an den leeren vierten Schreibtisch und legte seine Arme auf die Tischplatte. „Wie läuft es?“, fragte er.
„Gut“, sagte Ad Muller. Die Art und Weise, wie er dies sagte, hatte etwas Provozierendes, so als wolle er Maarten herausfordern, das Gegenteil zu beweisen.
„Aha“, sagte Maarten abwesend.
„Wir haben uns gerade darüber unterhalten, wie lange Sie diese Arbeit jetzt schon machen.“
„Sieben Jahre. Fast siebeneinhalb.“ Er sah sie abwesend an. „Wieso?“
„Ach, einfach so.“
„Wir haben uns gefragt, wie lange man so etwas durchhält“, sagte Heidi. „Weil Ad demnächst auch eine Stelle braucht.“
„Möchtest du hier arbeiten?“, fragte Maarten und sah ihn prüfend an.
„Na ja, wenn es eine Möglichkeit gäbe, würde ich schon darüber nachdenken, aber Sie bekommen ja jetzt schon Herrn Asjes.“
„Wenn er will. Aber ich
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