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Das Büro

Das Büro

Titel: Das Büro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.J. Voskuil
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dass sie es fehlerfrei ausführen.“
    „Dann muss ich es Ihnen zu meinem Bedauern zurückgeben. Können Sie nicht Slofstra damit beauftragen?“
    „Slofstra kann so etwas nicht. Und ich sehe keinen Grund, warum Sie es nicht machen könnten.“
    „Oder vielleicht Muller?“
    Beerta sah Maarten an.
    „Kommt gar nicht in Frage!“, sagte Maarten. „Das hier ist die Arbeit des Bibliothekars. Es gibt doch eine Arbeitsteilung? Wiegel hat so etwas unbesehen gemacht! Ich werde das nicht Muller übertragen! Wenn Herr de Gruiter es nicht machen will, mache ich es eben selbst!“ Während er sprach, regte er sich immer mehr auf.
    „Aber ich kann es nicht fehlerfrei machen“, sagte de Gruiter betreten.
    „Wie lange brauchen Sie, um es fehlerfrei zu machen?“, wollte Beerta wissen.
    De Gruiter zögerte. „Bestimmt eine Woche, Herr Beerta.“
    „Also bis Weihnachten.“
    „Ja, bis Weihnachten ist es zu schaffen, denke ich.“
    „Dann erledigen Sie es bis Weihnachten.“
    „Vielen Dank“, sagte de Gruiter.
    „Der Mann ist doch nicht ganz normal“, meinte Beerta, sobald de Gruiter die Tür hinter sich geschlossen hatte.
    „Ich habe noch nie jemanden gesehen, der eine solche Ähnlichkeit mit Humpty Dumpty hat“, sagte Maarten mit unterdrückter Boshaftigkeit. „Bloß, dass bei ihm noch ein Körper darunter steckt.“
    „Ja, damit hat er Ähnlichkeit“, sagte Beerta, während er sich an seinen Schreibtisch setzte, „aber er geht jeden Sonntag in die Kirche, und das spricht für ihn.“
    „Vielleicht geht Humpty Dumpty ja auch jeden Sonntag in die Kirche.“
    „Davon ist mir nichts bekannt“, antwortete Beerta trocken.
    Maarten zögerte. „Sind Sie schon in der Stimmung für die Besprechung einer delikaten Angelegenheit?“
    „Was ist das für eine delikate Angelegenheit?“, fragte Beerta, ohne von der Arbeit aufzublicken.
    „Es geht um Ihre Verabschiedung.“
    „Meine Verabschiedung?“, fragte Beerta erstaunt. Er drehte sich um und sah, über seine Brille hinweg, Maarten an, einen Arm auf der Lehne seines Stuhls. „Das steht doch noch lange nicht an?“
    „Aber es
wird
anstehen.“
    Beerta setzte die Brille ab. Er stand auf und legte die Hand auf die Stuhllehne. „Was ist mit meiner Verabschiedung?“, fragte er beunruhigt.
    Maarten erhob sich nun ebenfalls. Sie standen sich gegenüber, beide mit einer Hand an ihrem Stuhl. „Es gibt Pläne, eine Festschrift für Sie zusammenzustellen, und ich frage mich, ob Sie das überhaupt möchten.“
    „Eine Festschrift?“, fragte Beerta verstimmt. „Die Idee ist doch nicht von dir, hoffe ich.“
    „Nein.“
    „Zum Glück, denn das hätte ich dir sehr übelgenommen. Eine Festschrift! Wie kommen sie bloß darauf. Wenn es etwas gibt, das ich verabscheue, dann sind es Festschriften!“
    „Aber Sie schreiben doch selbst alle naselang Festschriftbeiträge. Das ist doch so ziemlich das Einzige, was Sie überhaupt machen.“
    „Und das finde ich ja auch schrecklich!“, sagte Beerta erregt. „Ich würde mich zu Tode schämen, wenn andere das auch noch für
mich
tun müssten. Eine Festschrift! Unglaublich!“
    „Soll ich es dann also verhindern?“
    „Ich gebe dir den Auftrag, es zu verhindern!“
    „Gut, ich werde es verhindern.“
    „Eine Festschrift!“ Er wandte sich ab und setzte sich wieder hin. „Und das, wo ich erst fünfundsechzig werde. Wenn ich jetzt achtzig wäre. Und selbst dann nicht!“
    Maarten war stehengeblieben. „Ich habe noch etwas.“
    Beerta legte seine Brille wieder hin und drehte sich um. „Vielleicht noch etwas wegen meines Abschieds?“, fragte er argwöhnisch.
    „Nein.“ Er setzte sich. „Ich schlage vor, einen Posten für Elshout in die Haushaltsplanung aufzunehmen, denn jetzt, wo Fräulein Veldhoven zu unserer Abteilung gehört, finde ich, dass wir nicht bei 1800aufhören können. Elshout könnte dann die Zeit von 1800 bis heute übernehmen.“
    Beerta sah ihn prüfend an. „Das ist gar keine schlechte Idee. Weiß Elshout davon?“
    „Nein.“
    „Dann müssten wir erst einmal wissen, ob er überhaupt will. Frag doch Fräulein Veldhoven, ob sie mal bei ihm vorfühlen könnte.“ Er wandte sich wieder seiner Arbeit zu.
    „Und noch etwas“, sagte Maarten. Er stand auf und nahm einen Stoß Papiere von seinem Schreibtisch. „Ich habe zusätzlich zum Kommentar über den Kornschreck einen Artikel über die Roggenmutter geschrieben, in dem ich versuche, eine Kulturgrenze zu datieren. Wollen Sie ihn lesen?“
    Beerta

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