Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Büro

Das Büro

Titel: Das Büro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.J. Voskuil
Vom Netzwerk:
Knien etwas hoch, schlug die Beine übereinander und faltete die Hände in seinem Schoß.
    „Die Sache ist die, Herr Koning, dass ich jetzt, da ich mein Hochschulexamen gemacht habe, an meine Zukunft denken muss und zu dem Schluss gekommen bin, dass es doch eine Schande wäre, wenn meine Qualitäten ungenutzt blieben.“ Er sah Maarten fromm an.
    „Das muss doch nicht sein?“ Der Mann weckte seinen Widerwillen.
    „Das muss auch nicht sein, aber in meiner derzeitigen Funktionhabe ich doch nicht die Möglichkeit, sie in vollem Umfang einzusetzen.“
    „Das sehe ich nicht so. Sie haben doch eine enorm große Freiheit, und Sie haben eine Bibliothek zur Verfügung. Sie können machen, was sie wollen.“
    „Aber ich befinde mich in einer sehr niedrigen Gehaltsstufe.“
    „So niedrig ist sie auch wieder nicht.“
    „Ich meine, für einen Akademiker.“
    „Als wissenschaftlicher Beamter verdient man mehr“, gab Maarten zu.
    „Darum. Das wollte ich damit sagen.“
    Maarten sah ihn an. Er begann zu ahnen, worauf de Gruiter hinauswollte, und ging in Deckung.
    „Bald geht Herr Beerta in Rente, und da habe ich mich gefragt, ob bei Ihnen dann vielleicht eine Stelle frei wird.“
    Maarten brauchte ein paar Sekunden, um seine Position zu bestimmen. „Das weiß ich nicht, aber wenn eine Stelle frei wird, ist sie für Muller.“
    „Für Muller? Aber Muller ist mit seinem Studium doch noch gar nicht fertig!“
    „Muller wird bald fertig sein.“
    „Ja, aber nicht in Niederlandistik, und Professor Springvloed hat meine Leistungen sehr gelobt. Ich weiß nicht, ob Mullers Professor das auch tut.“
    „Dass er kein Niederlandist ist, finde ich, ehrlich gesagt, nur von Vorteil. Ich habe keine besonders hohe Meinung vom Studium der Niederlandistik.“
    „Nein?“ Man konnte sehen, dass ihn dies in höchstem Maße erstaunte. „Aber Sie haben doch selbst auch Niederlandistik studiert.“
    „Gerade darum.“ Er lächelte gemein.
    „Ach, das finde ich nun ganz furchtbar.“
    Maarten schwieg.
    „Ja, denn jetzt werde ich zum Opfer Ihrer schlechten Erfahrungen.“
    „Na ja, Opfer …“
    „Ja, so kommt es doch bei mir an.“
    Sie schwiegen.
    „Und wenn Sie nun, außer für Muller, auch für mich einen Posten in den Haushaltsplan aufnehmen würden?“
    „Nein, das werde ich nicht tun.“ Es war ihm klar, dass er diesen Menschen nicht loswerden würde, wenn er nicht hart durchgriff, und er fühlte sich bei dem Gedanken unbehaglich.
    „Warum denn nicht?“
    Maarten zögerte, nicht länger als ein paar Sekunden. „Weil Sie mich gewaltig irritieren würden. Ich möchte nicht einmal daran denken, mit Ihnen zusammenarbeiten zu müssen.“
    De Gruiter sah ihn verblüfft an. Er suchte nach Worten, doch er fand keine.
    „Ich sage nur, wie es ist“, sagte Maarten begütigend. „Es hat keinen Sinn, drum herumzureden.“
    „Ich finde es ganz furchtbar, das zu hören. Das hätte ich nicht von Ihnen erwartet.“
    „Und doch ist es besser, wenn Sie es jetzt hören, als es später am eigenen Leib zu erfahren.“ Er wunderte sich über seine Härte, empfand jedoch kein Mitleid.
    De Gruiter stand auf. „Na, dann werde ich mal gehen“, sagte er verletzt. „Sie werden verstehen, dass ich mir von diesem Gespräch mehr erwartet hätte.“ Er verließ das Magazin und ließ Maarten allein zurück.
    Maarten nahm seinen Stuhl, machte das Licht aus und schloss die Tür des Magazins hinter sich. Er öffnete die Tür des ersten Raums. De Gruiter stand vor seinem Schreibtisch. „Hier ist Ihr Stuhl“, sagte Maarten. Er stellte ihm den Stuhl hin und schloss die Tür wieder hinter sich.
    „Was wollte de Gruiter mit dir besprechen?“, fragte Beerta, als Maarten ins Zimmer zurückkam. Er drehte sich um.
    „Er will bei mir arbeiten.“
    „Und was hast du ihm gesagt?“
    „Dass es nicht geht.“
    „Das war klug.“ Er wandte sich ab. „Du wirst mit Bart schon genug zu tun haben.“
    Die Tür ging auf, Fräulein Haan trat ein. „Wusstest du, dass Ansing weggeht?“, fragte sie heftig. „Ich habe gerade gehört, dass Ansing weggeht.“
    „Was erzählst du mir da?“, sagte Beerta. Er drehte sich um und sah Maarten an. „Hast du das gewusst?“
    „Nein.“ Die Nachricht erschütterte ihn.
    „Von wem hast du das gehört?“, fragte Beerta.
    „Von Bavelaar! Er hat eine Lehrerstelle in Enschede.“
    „Ich wusste von nichts!“
    „Ich habe doch immer schon gesagt, dass der Junge nicht für die Wissenschaft taugt!“, – in ihrer Stimme

Weitere Kostenlose Bücher