Das Büro
die Tür hinter sich schloss, und stellte sie auf seinen Schreibtisch. „Diese Neujahrsgratuliererei ist eine richtige Plage. Ich bin froh, wenn ich das wieder hinter mir habe.“ Er begann zu tippen. Gleich darauf wurde er von Meierink unterbrochen. „Tag, meine Herren!“
Er trat auf Beerta zu, der sich wieder vom Schreibtisch erhob. „Ich wünsche Ihnen ein glückliches Neues Jahr, Herr Beerta“, sagte er schleppend.
„Vielen Dank, Herr Meierink“, antwortete Beerta und gab ihm die Hand. „Ich wünsche Ihnen dasselbe und hoffe, dass Sie dieses Jahr nun endlich Ihr Lehrerexamen schaffen.“
Meierink lachte dümmlich. „Das hoffe ich auch.“
„Sie müssen sich nur immer sagen: Ausdauer und Geduld gewinnen des Glückes Huld.“
„Ja, das denke ich auch manchmal“, gestand Meierink. „Wir werden jedenfalls das Beste hoffen.“ Er wandte sich Maarten zu. „Und Ihnen ebenfalls ein glückliches Neues Jahr.“ Er gab ihm die Hand.
„Ich danke Ihnen“, sagte Maarten. Er wollte noch „Gleichfalls“ sagen, doch er konnte es nicht über die Lippen bringen.
Noch bevor Meierink zur Tür hinaus war, saß Beerta bereits wieder vor seiner Schreibmaschine und tippte. Fünf Minuten später hörte er auf, zog seine Uhr aus der Brusttasche und schaute darauf. „Es sieht so aus, als ob Nijhuis diesmal nicht kommt.“ Er stand auf und verließ das Zimmer. Maarten hörte, wie er Fräulein Haan ein glückliches Neues Jahr wünschte und anschließend die Tür zum ersten Raum öffnete. Es dauerte geraume Zeit, bis er zurückkam. „Hast du dich schon mal mit dem Neuen unterhalten?“, fragte er.
„Nein“, sagte Maarten.
„Ich habe den Eindruck, dass er nicht glücklich ist.“ Er nahm wieder an seinem Schreibtisch Platz. „Er hat Probleme.“
„Die hat jeder ab und zu“, wehrte Maarten ab. „So ein reines Vergnügen ist das Leben nun auch wieder nicht.“
„Nein, er hat Probleme“, beharrte Beerta. „Ich glaube, ich werde ihn mal zu mir nach Hause einladen.“
*
„Das scheint mir eine nette Aufgabe für dich“, sagte Beerta.
Es war der Brief einer Sozialarbeiterin an einem Altenheim in Assen. Sie habe von einer betagten Bewohnerin den Fragebogen des Büros bekommen und frage sich nun, ob es nicht eine gute Idee sei, wennjemand vom Büro die Fragen erläutern und über früher erzählen könne, weil es dafür sicherlich Interesse gebe. Sie wolle dann ihrerseits dafür sorgen, dass eine Reihe von Fragebogen von den Senioren, die aus unterschiedlichen Dörfern stammten, ausgefüllt würden, als nützlicher Zeitvertreib, aber auch im Interesse ihrer schönen Arbeit.
„Was soll ich damit?“, fragte Maarten, nachdem er den Brief zweimal gelesen hatte.
„Du sollst ihr schreiben, dass du ihre Einladung zu schätzen weißt und sie in den nächsten Tagen anrufen wirst, um einen Termin zu vereinbaren. Drenthe ist immer eine schwierige Provinz gewesen. Und Altenheimbewohner eignen sich hervorragend dafür, weil sie normalerweise aus einfachen Verhältnissen stammen.“ Er blickte kurz nach hinten, um zu sehen, wie Maarten reagierte, doch der blieb stumm. Er saß dort mit dem Brief in der Hand, unglücklich.
„Es scheint fast so, als ob du davor zurückschreckst“, frotzelte Beerta. „Ich wäre sicher für so eine kleine Spazierfahrt zu haben. Herrlich. Vielleicht bekommst du sogar ein Stück Kuchen, denn in so einem Hause hat doch ständig jemand Geburtstag. Wenn ich nicht so viel zu tun hätte, würde ich es dir sofort abnehmen.“
„Das weiß ich. Ich hätte es Ihnen gern gegönnt.“
Er schrieb einen Brief, dass er die Einladung gern annehme, und rief sie ein paar Tage darauf wegen eines Termins an. Eine Woche später fuhr er nach Assen, mit einem Packen Blankofragebogen und den Aufzeichnungen, die er auf dem letzten Korrespondententreffen auch schon benutzt hatte. In einem Café am Markt aß er einen Strammen Max. Er saß vor dem Fenster und sah nach draußen. Es war grau und windig, ein paar Grad über Null, der verlassene Marktplatz machte einen trostlosen Eindruck.
Der Name des Heims lautete
Abendsonne
. Es war ein neues Gebäude aus gelbem Stein, mit viel Glas und einer Drehtür, die in eine Halle mit Pflanzenkübeln und einem großen Aquarium führte. Dort saßen ein paar Senioren in ihren Sesseln und sahen vor sich hin, manche hatten einen Stock. Es gab einen Kiosk mit Erfrischungen und Blumen sowie einen Tresen, hinter dem ein junges Mädchen saß und häkelte. Sie legte ihre Arbeit
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