Das Büro
der frühe Lenz erinnerten Maarten an die Zeit, als er noch nicht im Büro war. „Sollen wir zu Fuß gehen?“, schlug er vor.
Balk übernahm mit kurzen, energischen Schritten die Führung, Meierink gesellte sich zu ihm.
„Was waren das für Frauen?“, fragte Maarten. Er ging mit Hein de Boer, Wiegel und Nijhuis ein paar Schritte hinter Balk und Meierink her. Dahinter folgte Frans Veen, seine Tasche über der Schulter.
„Eine der beiden muss Frau Veerman gewesen sein“, antwortete Wiegel.
„War er verheiratet?“, fragte Maarten erstaunt.
„Veerman hat eine Türkin geheiratet, als er wieder mal in Geldnot war“, sagte Wiegel spöttisch. „Darin war er findig. Aber er hat sie nur einmal gesehen, die Ehe wurde nie vollzogen.“
Maarten verstand nicht, warum die Türkin Veerman dann hatte heiraten wollen, fragte aber nicht weiter.
„Am schönsten finde ich noch immer die Geschichte“, sagte Wiegel vergnügt, „wie er jedes Jahr den Marathon gewinnen musste, weil er den Wanderpokal zum Pfandleiher gebracht hatte“, er lachte, „und er gewann tatsächlich! Er war ein besonderer Mensch. Schade, dass er tot ist.“
Maarten zügelte seine Schritte, bis er sich neben Veen befand. Eine Weile gingen sie schweigend nebeneinander her, den Middenweg entlang. Balk und Meierink hatten inzwischen einen ordentlichen Vorsprung. Es war zu sehen, dass Meierink Mühe hatte, das Tempo zu halten. Balk redete.
„Hast du schon mal jemanden beerdigt?“, fragte Maarten.
Veen erschrak. „Nur meine Großeltern“, sagte er scheu. „Und du?“ Das
Du
klang zögernd.
„Meine Mutter. Und einen Lehrer von meiner Schule. An seinem Grab sang der Schulchor
O Herr, der du die Himmelszelte webst
. Das fand ich wunderschön.“
„Ja“, sagte Veen vage.
Sie schwiegen.
„Wie fandest du Veerman?“, fragte Maarten.
Veen sah rasch zur Seite. „Ich fand ihn nett, glaube ich. Wieso?“ In seiner Stimme lag Argwohn.
„Ich habe eigentlich nie Kontakt zu ihm gehabt.“
„Nein, vielleicht nicht.“
„Weil du eine Tulpe für ihn mitgebracht hattest.“
Veen wurde rot. „War das komisch?“
„Ich fand es sehr nett.“
„Das war, weil ich dachte“, er suchte nach Worten, „ich denke, dass er einsam war. Glaubst du nicht?“
„Ja, das glaube ich auch.“ Ihm wurde klar, dass Veen sich mit Veerman identifiziert hatte, und er sah ihn wieder am Grab stehen und grüßen. Der eine Einsame grüßt den anderen. Dennoch ähnelten sie sich nicht.
Sie gingen am Zoologischen Garten vorbei. In dem kleinen Teich zwischen den grünen Sträuchern standen rosa Flamingos. Es roch nach Frühling.
„Wir haben wirklich tolles Wetter“, sagte Maarten.
„Ja“, sagte Veen. Er sah zur Seite. „Um beerdigt zu werden, meinst du.“ Er lächelte.
Die Antwort überraschte Maarten und weckte sein Interesse. Er sah zur Seite.
Veen war rot geworden. „Tut mir leid“, sagte er erschrocken. „Das darf ich natürlich nicht sagen.“ Er hatte eine etwas feuchte Aussprache.
Maarten lachte. „Du darfst alles sagen“, sagte er.
*
„Ha“, sagte er überrascht. Henriette saß im Zimmer.
Sie bewegte ihren Kopf nach hinten. „Ha.“
Er setzte sich in den Sessel neben dem Fenster. „Ist Henriette schon lange da?“, fragte er, Nicolien zugewandt.
„Eine Stunde.“ Sie sah zu Henriette. „Eine Stunde, oder?“
Henriette nickte.
„Kommst du aus Italien?“, fragte er.
„Luxemburg.“
„Kohle und Stahl.“
Sie nickte.
„Und Stefano?“
Sie wiegte den Kopf hin und her. „Der ist in Mailand.“ Sie schwieg einen Moment. „Ich fahre Montag wieder zurück.“ Offenbar wollte sie vermeiden, dass er einen falschen Schluss zog.
Er nickte und sah nachdenklich vor sich hin. „Ich arbeite“, sagte er dann.
„Wie ist das?“
Er lachte. „Idiotisch.“ Er dachte an den Streit mit Nicolien nach seiner Gehaltserhöhung. „Nicolien findet, dass ich zu viel verdiene.“
„So habe ich das nicht gesagt“, protestierte Nicolien.
„Es läuft darauf hinaus.“ Er sah zu Henriette. „Ich hätte natürlich Bauer werden können, aber wenn es erst einmal so weit ist, merkt man, dass es ein Hirngespinst ist. Für mich jedenfalls.“ Er war unwillkürlich in eine Verteidigungshaltung gegangen und fühlte sich wie ein Scharlatan.
Henriette reagierte nicht.
„Ich arbeite also. Ich mache es so gut wie möglich. Aber ich glaube nicht daran, und es befriedigt mich nicht“, fasste er seine Situation zusammen. „Das einzig Gute, das sich
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