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Das Büro

Das Büro

Titel: Das Büro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.J. Voskuil
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Stunden hinter sich.“
    „Das kann man wohl sagen! Es war schrecklich! Darf ich?“ Sie setzte sich, nahm ihre Handtasche zuerst auf den Schoß, stellte sie dann aber doch neben sich auf den Boden.
    „Wie ist das eigentlich genau passiert?“, fragte Beerta mit einer Stimme voller Anteilnahme.
    „Das kann ich Ihnen erzählen. Ich war zufällig wach, denn ich schlafe schlecht, und dann nehme ich auch schon mal eine Tablette, aber die helfen oft nicht, und dann werde ich doch wieder wach, und da hörte ich Veerman zur Toilette gehen, das machte er nachts öfter, denn er hatte einen schweren Stuhlgang, wie es aussieht, und da hörte ich plötzlich einen Schrei, schrecklich, und dann rief Fräulein Versteegen, die wohnt auch bei mir zur Miete, die rief: Oh, Fräulein Hofman, kommen Sie schnell und schauen Sie, ich glaube, Herrn Veerman ist schlecht geworden. Na, und dann habe ich meinen Morgenmantel angezogen, und da saß er, aber da war er schon tot.“
    Beerta nickte. „Das muss ja furchtbar gewesen sein.“ Die Anteilnahme in seiner Stimme hatte etwas Scheinheiliges.
    „Es war entsetzlich, denn so mitten in der Nacht, um drei Uhr morgens, bekommt man nicht so schnell Hilfe, denn ich habe auch kein Telefon, so dass er, als sie endlich kam, schon so steif war, dass sie ihn nicht mal in sein Zimmer kriegen konnten, denn er ist ein großer, stämmiger Mann, und da haben sie ihn in den Flur gelegt, und da hat er bis acht Uhr gelegen.“
    „Ganz fürchterlich.“
    „Ich werde nie wieder an einen Mann vermieten.“
    „Das verstehe ich.“
    „Aber weshalb ich eigentlich gekommen bin: Veerman hatte noch Mietschulden bei mir, und ich habe ihm auch was geliehen, das ich nie zurückgekriegt habe, und ich habe mich gefragt, ob hier vielleicht noch etwas Geld für mich liegt, und er muss auch sein Gehalt noch kriegen, hat er gesagt.“
    „Unser Gehalt bekommen wir immer am Monatsende.“
    „Das kann ich also nicht mitnehmen?“
    „Das wird ein Notar regeln müssen.“
    „Und werde ich dann benachrichtigt?“
    „Darüber werden Sie benachrichtigt.“
     
    „Was denkt sich so eine Frau bloß“, sagte Beerta, nachdem er sie hinausbegleitet hatte. „Man muss dem Himmel danken, dass man keine Zimmerwirtin hat.“
    „Es gibt auch nette.“
    „Wenn sie nett sind, dann deshalb, weil sie mit einem ins Bett wollen“, sagte Beerta zynisch.
     
    Van Ieperen hielt Maarten an, als der kurz danach vorbeikam. Fräulein Haan saß nicht an ihrem Schreibtisch, ihre Lampe war jedoch an. „Sie haben gestern Streit gehabt, nicht wahr?“, sagte er verschwörerisch.
    „Wer?“, fragte Maarten widerstrebend.
    Van Ieperen machte eine Kopfbewegung zur Tür. „Beerta undVeerman, darüber, dass er in der Mittagspause immer so lange wegblieb.“ Er sprach gedämpft, aus Angst, man könnte ihn hören.
    Maarten schüttelte den Kopf. „Streit ist zu viel gesagt.“
    „Ja, ich weiß es natürlich auch nicht“, sagte van Ieperen rasch. Er machte eine Kopfbewegung zum Schreibtisch von Fräulein Haan. „Aber das sagt Dé. Sie sagt, dass er davon wohl den Schlaganfall bekommen hätte.“
    „Woher will sie das denn wissen?“, sagte Maarten irritiert. „So etwas lässt sich doch niemals genau feststellen.“
    „Natürlich nicht“, sagte van Ieperen sofort. Er gab Maarten einen Stoß mit dem Ellbogen. „Das weiß doch niemand. Und das muss gerade sie sagen! Wo sie sich doch ständig bei Beerta über ihn beschwert hat. Sie und Meierink. Sie ist sogar einmal bei van der Haar gewesen, um sich zu beschweren.“
    „Ja? Warum?“
    „Keine Ahnung. Weil er sich nie an seine Zeiten hielt und so, und weil er ja
bloß
vom Sozialamt geschickt worden war.“ Er hielt plötzlich inne. „Aber das hast du nicht von mir gehört!“
    Maarten schüttelte den Kopf.
    Van Ieperen lachte mit einem nervösen Schulterzucken und wurde dann erneut vertraulich. „Und diese Frau? Was wollte diese Frau bei Beerta?“
    „Das war seine Zimmerwirtin. Die hat ihn gefunden.“
    „In seinem Bett.“
    „Nein, auf dem Klo.“
    „Auf dem Klo? Dé sagte, dass er im Schlaf gestorben sei.“
    „Nein, auf dem Klo.“
    Van Ieperen hatte nicht mehr die Zeit, darauf zu reagieren, denn die Tür am Ende des Zimmers öffnete sich. Er richtete sich auf, tauchte die Feder in die Tinte und schob die Reißschiene hoch, während seine Augen die Punkte suchten, die er miteinander verbinden musste.
    Ziemlich verstimmt ging Maarten weiter zum ersten Raum. Balk und Frans Veen saßen

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