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Das Büro

Das Büro

Titel: Das Büro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.J. Voskuil
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Dann drehte er sich um und nahm wieder an seinem Schreibtisch Platz. „Da hätte nicht mehr viel gefehlt“, sagte er trocken. „Ich habe wirklich einen Moment geglaubt, dass mein letztes Stündchen geschlagen hätte.“
    „Dafür haben Sie sich aber gut gehalten“, fand Maarten.
    „Das hat nichts zu sagen“, entgegnete Beerta. „Das ist Angst. In Wirklichkeit habe ich mich zu Tode geängstigt. Ich war froh, dass du hier warst.“
    *
    Als Maarten den Raum von Fräulein Haan durchquerte, auf dem Weg zu seinem Zimmer, kam de Bruin dort gerade heraus. „Hast du schon von Veerman gehört?“, fragte er.
    „Was ist mit Veerman?“, fragte Maarten.
    „Tot!“
    „Tot?“, sagte Maarten überrascht.
    „Schlaganfall! Auf dem Klo!“
    „Hier bei uns?“ Er blickte unwillkürlich in Richtung der Toiletten.
    „Zu Hause! Seine Zimmerwirtin hat gerade angerufen.“ Er ging weiter.
    Beerta saß hinter seinem Schreibtisch und schrieb.
    „Veerman ist tot?“, fragte Maarten.
    Beerta drehte sich um und sah ihn an. „Ja, Veerman ist tot“, sagte er feierlich.
    Maarten öffnete nachdenklich die Schublade seines Schreibtisches und legte sein Brot hinein. Danach setzte er sich langsam.
    Beerta hatte ihn die ganze Zeit beobachtet. „Gleich kommt seine Zimmerwirtin.“
    Maarten reagierte nicht darauf. Mechanisch zog er den Kasten mit Fragebogen zu sich heran, legte einen Stapel mit dem Kopf nach unten neben den Kasten, mit der Pappe, die sie von den übrigen trennte, obenauf, und schlug den nächsten Fragebogen auf. „Das kam unerwartet.“
    „Ja, das kam unerwartet“, pflichtete Beerta ihm bei. Er wandte sich ab und machte sich wieder an die Arbeit.
    In Gedanken sah Maarten Veerman mit seinem roten Gesicht, dem nach hinten an den Kopf geklatschten, dünnen Haar und seinem gestopften Pullunder über dem roten Hemd gebückt vor den Regalendes Ausschnittarchivs sitzen. Obwohl er ihn niemals besonders sympathisch gefunden hatte, spürte er jetzt einen vagen Verlust. Die Tür wurde geöffnet. „Was höre ich? Veerman ist tot?“ – Fräulein Haans schrille Stimme.
    Beerta legte seinen Stift wieder hin und sah sich um. „Ja Dé, Veerman ist tot.“
    „Wie kam das denn so plötzlich?“ Die linke Seite ihres Gesichts zuckte nervös, als Maarten sie ansah. Sie war an der Tür stehengeblieben.
    „Solche Dinge geschehen immer plötzlich.“
    „Hatte es vielleicht etwas damit zu tun, dass du dich gestern mit ihm gestritten hast?“
    „Das ist möglich“, sagte Beerta zurückhaltend.
    „Ich habe dir oft genug gesagt, dass du den Mann schonen musst! Wo er immer so schrecklich aussah!“
    „Ja, Dé.“
    „Warum hörst du dann nicht auf mich?“, sagte sie böse. „Jetzt hast du den Salat.“
    Beerta gab darauf keine Antwort. Sie drehte sich um und verließ den Raum wieder.
    „Frau Haan geht die Sache nahe“, stellte Beerta fest, während er sich wieder an die Arbeit machte. „Sie hat sehr an Veerman gehangen.“ Es lag eine bösartige Ironie in seiner Stimme.
    Einige Minuten später kam Wiegel herein. Als er sah, dass Beerta arbeitete, ging er weiter bis zu dessen Schreibtisch. „Ich höre, dass Veerman tot ist?“ Seine Stimme klang beunruhigt, und seine Haltung wirkte feierlich, wie er die Fingerspitzen einer Hand auf den Rand des Schreibtisches stützte, als wolle er auf diese Weise seine Betroffenheit zum Ausdruck bringen.
    „Ja, Veerman ist tot“, bestätigte Beerta und sah auf.
    Wiegel schwieg einen Moment. „Es tut mir sehr leid.“
    „Mir auch.“
    „Er war ein besonderer Mensch.“
    Beerta nickte.
    „Sehr belesen. Ein Mann mit außergewöhnlichen Gaben.“
    Beerta spitzte die Lippen, ohne zu antworten. Er blinzelte nervös mit dem linken Auge.
    „Ich werde ihn vermissen.“
    „Wir werden ihn alle vermissen“, meinte Beerta.
    „Sollen wir noch etwas tun?“
    „Wir werden Blumen schicken, und ich habe vor, zur Beerdigung zu gehen.“
    „Das ist doch das Mindeste.“
    „Kümmern Sie sich dann um die Blumen?“, fragte Beerta.
     
    Veermans Zimmerwirtin kam bereits um halb zehn. Es war eine einfach gekleidete Frau mit einer schwarzen Handtasche und einem Hut mit aufgesetztem Schleier.
    „Darf ich Ihnen zunächst einmal mein Mitgefühl bekunden?“, sagte Beerta, nachdem sie sich vorgestellt hatten.
    „Na, zum Glück waren wir weder verwandt noch verschwägert“, sagte die Frau. Man hörte, dass sie sich Mühe gab, vornehm zu reden.
    „Das verstehe ich, aber Sie haben dennoch ein paar schwere

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