Das Büro
über die Arbeit sagen lässt, ist, dass niemand sie ernst nimmt. Es ist der größte Unsinn, den man sich denken kann. Die Herkunft der Wichtelmännchen und so.“ Er lachte.
„Wie viel braucht ihr?“, fragte sie.
Er verstand nicht, was sie meinte.
„Vielleicht kann ich für Übersetzungsarbeit sorgen.“
Er blickte zu Nicolien. „Vierhundert Gulden?“
„Vierhundert Gulden sind wahrscheinlich genug“, sagte Nicolien.
„Vierhundert Gulden sind genug“, sagte er zu Henriette. „Aber die Zeit ist vorbei, dass ich jeden Moment eine neue Stelle finden könnte. Eines schönen Tages heißt es: Der Mann taugt nichts.“ Er erzählte die Geschichte von der Bewerbung Frans Veens. Sie musste darüber lachen. „Das scheint mir endlich mal ein netter Bursche zu sein. Und dieser Nijhuis ist natürlich ein großes Arschloch.“
„Das Verrückte ist, dass ich Nijhuis nicht wirklich für ein Arschloch halte. Wahrscheinlich ist er ein Arschloch, aber wenn man ihm so nahe ist, kriegt so jemand fast menschliche Züge. Vielleicht ist das der Gewinn an einer solchen Stelle. Zumindest, wenn man das einen Gewinn nennen will.“ Er sah zu Nicolien. „Sollen wir einen Schnaps trinken?“ Er stand auf und holte den Genever aus der Küche, während Nicolien die Gläser auf den Tisch stellte. „Du auch einen Genever?“, fragte er Henriette.
Sie nickte.
„Und Beerta“, fuhr er fort, nachdem er einen Schluck genommen hatte. „Es ist faszinierend, zu sehen, wie so ein Mann sich behauptet. So werde ich es nie können.“
„Zum Glück auch.“
„Ja, zum Glück … Aber wer ist der Glücklichere? Beerta oder wir? Ich denke, Beerta. Auf lange Sicht zumindest.“
„Tja“, sagte sie überheblich, „aber das ist …“ Sie beendete ihren Satz nicht.
„Das ist, was Paul immer sagte“, begriff er.
„Genau!“
Und das traf ihn mehr, als er es sich anmerken ließ.
*
„Und jetzt habe ich vor, meine Studenten ein paar hundert Senioren interviewen zu lassen“, sagte der Besucher, „um ein Bild davon zu bekommen, wie sich die Jugend Anfang des Jahrhunderts vergnügt hat.“
„Einen Augenblick“, unterbrach ihn Beerta. „Sind Sie damit einverstanden, dass ich Herrn Koning einlade, an diesem Gespräch teilzunehmen? Herr Koning hat nämlich ein besonderes Interesse an Senioren.“
„Gern“, sagte der Besucher.
„Setzt du dich kurz dazu?“, fragte Beerta.
Maarten stand auf.
„Professor Hussem will ein paar hundert Senioren interviewen“, sagte Beerta, nachdem er sie einander vorgestellt und Maarten sichzu ihnen gesetzt hatte. „Deine Erfahrungen werden ihn sicher interessieren.“
„Ich habe keine Erfahrungen“, wehrte Maarten ab.
„Aber natürlich. Du bist doch kürzlich noch in Drenthe gewesen und hast dort Senioren interviewt.“
„Aber das war ein Fehlschlag.“
„Herr Koning hat
eine
schlechte Eigenschaft“, sagte Beerta in ernstem Ton zu seinem Besucher, „und das ist, dass er sich selbst unterschätzt.“ Er sah wieder zu Maarten. „Auch ein Fehlschlag kann für jemand anderen lehrreich sein.“
„Ich bin in der Tat neugierig, etwas über Ihre Erfahrungen zu hören“, sagte der Besucher. Es war ein noch verhältnismäßig junger Mann, nicht sehr viel älter als Maarten.
Maarten fühlte sich in die Enge getrieben. Was er auch sagen würde, er konnte sich nur lächerlich machen. Wenn das Beertas Absicht war, dann war es ein meisterhafter Zug. „Es war ein Fehlschlag, weil es um ein Gruppengespräch über Themen ging, auf denen ein Tabu ruht“, sagte er. „Und außerdem scheint mir ein Seniorenheim keine geeignete Umgebung zu sein, weil die Menschen dort von ihrer Jugend abgeschnitten sind.“ Was er sagte, war neu für ihn, und das weckte seinen Enthusiasmus, so als ob er sich mit einem nicht für möglich gehaltenen Sprung in Sicherheit gebracht hätte. Ich bin doch verdammt intelligent, dachte er zufrieden.
„Das ist in der Tat eine lehrreiche Erfahrung“, sagte der Besucher. „Sie haben wohl nicht Soziologie studiert?“
„Nein.“
„Das dachte ich mir“, sagte der Mann freundlich. „Ein Soziologiestudent lernt so etwas im zweiten Studienjahr.“
„Warum musste ich bloß mit aller Gewalt dazugeholt werden?“, fragte Maarten verstimmt, als Hussem wieder gegangen war. Er fühlte sich durch Beerta zum Gespött gemacht.
„Weil so ein Hussem nicht denken soll, dass er der Einzige ist, der sich mit dem Interviewen von Senioren beschäftigt“, sagte Beerta ernst.
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