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Das Büro

Das Büro

Titel: Das Büro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.J. Voskuil
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dann?“
    „Was er in seiner Tasche findet“, antwortete Beerta und vertiefte sich wieder in seine Zeitung.
     
    Bei der Einfahrt in den Bahnhof fuhr der Zug wie eine Straßenbahn zwischen grünen Hecken hindurch, links und rechts die Häuser des Städtchens. Beerta trug einen kleinen, braunen Koffer, Maarten eine grüne Armeetasche mit
U. S.
darauf und unter dem anderen Arm die erste Ausgabe ihres Atlas, die einige Tage zuvor erschienen war. Der Bahnhofsvorplatz machte einen provinziellen Eindruck. Es war wenig Verkehr. Die umliegenden Häuser, neu und charakterlos, lagen im fahlen Sonnenlicht. Es herrschte drückendes Frühlingswetter, wie vor einem Gewitter. Hundert Meter vom Bahnhof entfernt gab es eine kleine Grünanlage, beim Eingang eines Fußgängertunnels. Am Wegesrand, seitlich zu den vorbeilaufenden Menschen, spielte ein Mann ohne Beine auf einer Klarinette. Es klang wehmütig, ein wenig falsch. Vor ihm stand eine Zigarrenkiste, in der ein paar Münzen lagen.
     
    Das Hotel, in dem Zimmer für sie reserviert waren, lag unmittelbar hinter dem Bahnhof an einer stillen Allee mit großen Herrenhäusern, die vom Krieg verschont geblieben waren. Die Zwischentür zwischen dem Vestibül und der Halle hatte kleine gelbe und rote Bleiglasscheiben,die Halle war mit einem dicken Teppich ausgelegt, auf dem große dunkelbraune, auf Hochglanz polierte Möbel standen. Hinter den Bleiglasfenstern sah man, verzerrt, einen Speisesaal. An einem kleinen Schreibtisch füllten sie die erforderlichen Formulare aus. „Der Herr Professor im ersten und der Herr im vierten Stock“, sagte die Frau, die sie empfing, zu zwei Mädchen in schwarzen Kleidern und mit weißen Schürzen. Das Mädchen, dem Maarten zugewiesen worden war, wollte seine Tasche nehmen, doch das ließ er nicht zu. „Sie ist nicht schwer“, sagte er, eine dumme Bemerkung. Beschämt folgte er ihr über einen dicken Läufer, stieg eine breite Treppe hinauf, die nach dem ersten Stockwerk schmaler wurde, und suchte dabei vergeblich nach einer Bemerkung, die die Beklemmung des gemeinsamen Treppensteigens hätte brechen können. Sie öffnete eine Tür. Ein Zimmer mit einem Dachfenster. Er fragte sich, ob er jetzt ein Trinkgeld geben musste, brachte es aber nicht fertig. Das Mädchen war stehengeblieben. „Haben Sie vielleicht noch einen Wunsch?“ Es klang einladend. Er drehte sich zu ihr um. Es war ein attraktives Mädchen. „Nein, danke“, sagte er verwirrt und wandte sich ab. Während sie die Tür hinter sich schloss, stellte er seine Tasche auf eine Couch und legte den Atlas daneben auf den Boden, unzufrieden mit sich selbst. Er sah sich um, ohne etwas in sich aufzunehmen, stieß das Fenster auf, ging zum Waschbecken, wusch sich die Hände, nahm den Atlas, schloss die Tür und stieg wieder die Treppe zur Halle hinab. Dort war niemand. Das Sonnenlicht fiel durch das Bleiglas in farbigen Rauten auf den Teppich. Er wartete auf einer Holzbank mit gedrechselten Beinen, durchbrochener Sitzfläche und einer Lehne aus Korb, wie seine Tante auch eine hatte. Beerta blieb lange weg. Als er endlich herunterkam, war sein Gesicht rosig, als hätte er sich gewaschen und rasiert. Sie gingen den Weg zurück zu dem Platz auf der anderen Seite der Bahnstrecke. Der Klarinettenspieler hatte seinen Rumpf etwas verschoben und hing leicht vornüber. Er starrte geistesabwesend in die leere Zigarrenkiste. Jetzt, wo er darauf achtete, sah Maarten zwischen den Passanten mehrere Männer mit künstlichen Gliedmaßen, steifen Beinen und Lederhänden, was der stillen, drückenden Atmosphäre etwas Düsteres gab. Sie fanden einen freien Tisch auf einerTerrasse am Rande des Platzes, unter einem blühenden Kastanienbaum, und bestellten Brot mit Käse. Maarten nahm ein Glas Bier dazu. „Haben Sie diesem Mädchen nun ein Trinkgeld gegeben?“, fragte er. Er hatte dies schon vorher fragen wollen, konnte es jedoch erst jetzt über seine Lippen bringen, wo sie in sicherer Entfernung vom Hotel waren.
    „Natürlich“, sagte Beerta. „Sie hat doch meinen Koffer getragen.“ Er sah Maarten an. „Du hast eine Kastanienblüte im Haar.“ Seine Stimme war weich.
    Maarten strich sie brüsk weg. Die Bemerkung gefiel ihm nicht. Er sah sie durch die Augen eines Außenstehenden hier sitzen – ein älterer Homosexueller mit seinem jungen Freund – und fühlte sich unbehaglich.
     
    Am Eingang zur Universität trafen sie Jan Vanhamme. Er hatte ihnen den Rücken zugewandt und machte seine Zigarre in einem

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