Das Camp (Sartos) (German Edition)
misch dich auf keinem Fall ein, wenn du nicht die Nächste sein willst.“
Trudy Kerry, die Übeltäterin, stand in der Mitte, zwischen den Bettenreihen. Josephine und ihre beiden Schatten, Susan Marley und Ivana Roskoff, sowie einige weitere, umringten sie. Der Rest der Frauen saß auf ihren Kojen und harrten der Dinge.
„Es tut mir leid! Ich weiß nicht, was über mich gekommen war. Ich sah die Brotscheibe und griff einfach zu. Bitte! Es tut mir leid!“ Sie hielt die Hände schützend vor ihr Gesicht und fing an zu schluchzen.
„ Gemeinwohl über Eigennutz !“, knurrte Josephine und schlug ihr in den Magen. Trudy nahm reflexartig die Hände vom Gesicht und hielt sich den Bauch. Marley donnerte ihr die Faust auf die Nase.
Troy wollte aufschreien und dazwischen gehen, aber Jenna hatte damit gerechnet und sich auf sie geworfen. Sie hielt ihr den Mund zu und drückte sie auf die Matratze.
„LASS ES GUT SEIN!“, zischte sie ihr ins Ohr. „Sie wird’s überleben. Es sieht schlimmer aus als es ist.“
Troy sah nichts mehr, sondern hörte nur die Schläge und Trudys Wimmern, nach einiger Zeit ließen sie von ihr ab und sie schleppte sich in ihr Bett, wo sie sie noch eine Zeitlang Schluchzen hörten.
Jenna blieb noch eine Weile neben ihr liegen und Troy genoss die Wärme, die von ihr ausging und das nicht nur im rein praktischen Sinn. Es tat gut, wenigstens einen Menschen in dieser Hölle zu haben, der es gut mit ihr meinte.
„Bleib noch ein bisschen“, flüsterte sie, als Jenna sich erheben wollte.
„Ich wollte nur meine Decke holen. Mit zwei von den dünnen Lappen kriegen wir vielleicht wenigstens ein bisschen warm.“
Sie kuschelten sich dicht aneinander und Troy genoss die Illusion von ein wenig Geborgenheit und Zuwendung.
Auge um Auge
Rory überlegte den ganzen Nachmittag, wie er sich wehren sollte. Aug keinem Fall würde er sich noch einmal von den Schweinen vergewaltigen lassen. Zumindest nicht kampflos. Einen Hammer mitgehen zu lassen, war unmöglich. Am Ausgang des Schachtes wurden sie gefilzt, sobald sie den Stollen verließen. Alleine mit körperlicher Kraft hatte er keine Chance gegen die Mistkerle. Er war ein ganz guter Kämpfer und auch kein Schwächling, aber Brannigan war ein Schrank. Die anderen beiden Pfeifen würde er schaffen, aber nicht den Kopf des Trios. Er erging sich in Phantasien, wie er dem Frettchen die Eier abschneiden würde um sie ihm in sein Maul zu stopfen.
Der Abend rückte näher und Rory stieg die Panik in den Nacken. Fieberhaft suchte er immer wieder den Stollen nach irgendetwas ab, dass er als Waffe benutzen könnte. Leider war, außer Kohle, nichts zu finden und er konnte Brannigan schlecht mit einem Stück Koks außer Gefecht setzen, davon abgesehen, hätte er das auch kaum hinaus schmuggeln können. Er hatte sich schon damit abgefunden, es doch auf einen Faustkampf ankommen lassen zu müssen, als sein Blick an einem der Stützbalken des Stollens hängen blieb. Ein rostiger Nagel steckte, halb verbogen, in einem der Balken. Er schaute sich vorsichtig um, ob ihn jemand beobachtete und bewegte den Nagel vorsichtig mit der Spitze des Hammers hin und her. Nur nicht abbrechen , bat er inbrünstig. Nach einer Weile wurde er lockerer und er konnte ihn vorsichtig heraus ziehen. Er war etwa sechs Zentimeter lang. Er legte ihn auf einen Kohlebrocken und klopfte ihn, ganz behutsam, gerade. Vorsichtig trennte er damit den Saum seines Hosenbeins ein Stückchen auf und schob ihn hinein. Während er einen weiteren Kohlebrocken aus der Wand schlug, kam ihm eine teuflische Idee. Ob es funktionieren würde, musste sich erst heraus stellen. Vielleicht ging es auch fürchterlich daneben und er würde, im wahrsten Sinne des Wortes, bluten müssen. Probieren wollte er es. Ein breites Grinsen schlich sich auf sein Gesicht.
Er rechnete nicht mit einem Übergriff vor dem Abendessen und wagte sich unter die Dusche. Fressen geht vor allem anderen , dachte er, als er seine Vorbereitungen traf.
Im Speisesaal schlang er ausgehungert seine zwei Brotscheiben hinunter und ignorierte die ordinären Kommentare seiner Tischgenossen, die sich anzüglich nach seinem Befinden erkundigten. Das Gebrülle am Tisch der Baracke 6 riss ihn aus seinen Rache Phantasien und beobachtete besorgt, wie alle hinaus geleitet wurden. Troy sah fix und fertig aus. Er hoffte inständig, dass sie nicht
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