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Das Camp

Titel: Das Camp Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Tondern
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Er hatte gehofft, dass seine Füße noch ausreichend abgehärtet waren von den ersten Wochen im Camp. Aber es ging wieder ganz von vorne los. O-beinig rannte er, zusammen mit einigen Neuankömmlingen, hinter der Hauptgruppe her.
    Er war so mit seinen schmerzenden Füßen beschäftigt, dass er zunächst gar nicht merkte, dass jemand in Stiefeln neben ihm lief.
    »Was war los?«, fragte Benjamin. Er keuchte, aber längst nicht mehr so heftig wie noch vor zwei Wochen. »Du warst weg. Ich hab dich nirgends gesehen.«
    Luk verzog das Gesicht. Er war auf einen spitzen Stein getreten. Gleichzeitig sah er sich um. Kein Gruppenführer war in der Nähe. »Tut mir leid«, presste er hervor, ohne dabei die Lippen zu bewegen. »Ich hatte einen Brief für dich geschrieben, Benni. Ich wollte dich hier rausbringen. Aber sie haben mich erwischt.«
    »Für mich?«, fragte Benjamin.

    Luk nickte nur. Er wollte das Risiko so gering wie möglich halten.
    »Und deshalb …« Es fiel Benni offenkundig schwer, es auszusprechen. »Deshalb bist du jetzt wieder auf Stufe eins.«
    »Shit happens«, flüsterte Luk mit unbewegten Lippen. »Tut mir echt leid, Benni.«
    »Und mir erst.« Benjamin legte einen Zahn zu und war gleich darauf im Hauptfeld verschwunden. Er war dünner geworden, seit er Stiefel bekommen hatte, und schneller.
    Luk gehörte jetzt zusammen mit Benni, Oleg, Wladimir und noch ein paar anderen zu Harleys Gruppe. Sie waren weiter damit beschäftigt, die Baugruben für die verschiedenen Gebäude auszuheben, nur dass die Gruben inzwischen sehr viel tiefer geworden waren.
    Harley teilte Luk zum Fahrdienst ein, wie er das nannte. Er zeigte zu den Schubkarren hinüber.
    Aus der Baugrube führte jetzt eine Erdrampe nach oben. Luk sah auf den ersten Blick, dass sie zu kurz geraten war. Gerade steuerte Oleg mit einer Schubkarre voll Erde auf die Rampe zu. Langsam näherte er sich der Rampe, beugte sich dann weit nach vorn, machte drei, vier schnelle Schritte und stemmte die Karre die viel zu steile Rampe hinauf. Selbst aus 20 Metern Entfernung konnte man Olegs Keuchen hören.
    Als Nächster war Wladimir an der Reihe. Er machte es ganz ähnlich wie Oleg, sammelte alle Kraft bis kurz vor der Rampe, legte dann einen Spurt ein und trieb die Karre auf dem Brett, das in der Mitte der Rampe lag, nach oben.
    Harley stieß Luk an. »Jetzt du!«
    Luk stellte erleichtert fest, dass sie seine erste Schubkarre nicht ganz so voll geschaufelt hatten wie die von Oleg und Wladimir. Er packte die beiden Griffe der Karre und hielt auf die Rampe zu. Vier oder fünf Schritte vorher nahm er Tempo
auf und visierte das Brett an. Na, bitte, ging doch! Aus dem Anlauf heraus schob er die Schubkarre halb die Rampe hinauf. Dann rutschte sein linker Fuß ab.
    Mit aller Kraft versuchte er, die Karre gerade zu halten. Aber sie kippte schon um. Die gesamte Ladung Erde landete neben der Rampe auf dem Boden.
    Und Luk lag auf dem Bauch und rutschte langsam auf dem mit einem schmierigen Erdfilm bedeckten Brett wieder nach unten.
    »Sabotage!«, brüllte Harley. »Zwanzigmal pumpen!«
    Während Luk seine Liegestütze machte, sah er, wie Benjamin und Wladimir seine Schubkarre wieder aufrichteten. Mit beiden Händen schaufelten sie die herausgefallene Erde wieder hinein.
    Als Luk fertig war, schob Wladimir ihn zwischen die Griffe der Schubkarre.
    »Zweiter Versuch«, sagte Benni.
    Doch der Zugführer schlenderte in seinen schwarz glänzenden Langschäftern heran.
    »Was’n hier los?«, wollte Pannewitz wissen.
    »Wir bringen Luk gerade bei, wie er mit der Schubkarre die Rampe hochkommt«, sagte Benjamin eifrig. »Er ist mit seinen nackten Füßen auf dem Brett abgerutscht. Der versaut uns noch den ganzen Akkord, wenn wir nicht aufpassen.«
    »Brett nur für Rad«, sagte Wladimir noch.
    »Mit den Füßen musst du daneben treten«, ergänzte Benni. »Sonst rutschst du wieder ab.«
    Harley guckte wütend. Offenbar hatte er vorgehabt, Luk wieder in den Arrest zu schicken.
    Und diesmal klappte es. Luk stemmte die Schubkarre bis ganz nach oben und schüttete die Erde auf den riesigen Wall,
der etwa 50 Meter von der Grube entfernt entstanden war. Er musste nur der ausgefahrenen Fahrspur folgen.
    Heftig keuchend richtete er sich auf und wischte sich mit dem Unterarm den Schweiß von der Stirn. Um ein Haar hätte Benni ihm seine Karre in die Kniekehlen gerammt.
    »Los, weiter!«, brüllte Benni. »Nicht einschlafen, du Penner!«
    Luk wollte schon sauer werden. Was fiel dem denn

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