Das Cassandra-Projekt: Roman (German Edition)
gereizt zurück. »Glücklicherweise ist Mr Blackstone auf noch mehr Geld nicht angewiesen. Alle Fotos und Videos werden umgehend auf unserer Website gepostet und können von allen Nachrichtenmagazinen und Sendernetzen kostenlos verwendet werden.«
»Das ergibt einfach keinen Sinn«, stellte CBS fest.
»Könnten Sie das bitte erläutern?«
»Ich verfolge Bucky Blackstones Karriere nun seit zwanzig Jahren, und er hat nie irgendetwas getan, das nicht dem Profit gedient hätte. Der Kerl ist der Inbegriff all dessen, was ich am Kapitalismus verabscheue. Und plötzlich ist er ein sozial eingestellter Bürger, der einen beträchtlichen Batzen seines Reichtums dafür aufwendet, uns zurück ins All zu bringen und womöglich ein fünfzig Jahre altes Rätsel zu lösen – und das alles aus reiner Herzensgüte? Das nehme ich ihm nicht ab.«
»Tut mir leid, dass Sie das so empfinden«, erwiderte Jerry. Er kramte in seinem Hirn nach einer geistreichen oder abwiegelnden Bemerkung, ohne jedoch fündig zu werden.
»Wissen Sie, was ich glaube?«, fuhr CBS fort. »Ich glaube, er tut das, um Präsident Cunningham in Verlegenheit zu bringen. Blackstone will ihm unterstellen, dass es eine ruchlose Verschwörung im Zusammenhang mit dem Mond und dem Raumfahrtprogramm gäbe.«
»Warum sollte Mr Blackstone das tun?«, fragte Jerry.
»Um seine Chancen zu verbessern, wenn er sich als Präsidentschaftskandidat zur Wahl stellt.«
»Ich kann Ihnen mit Nachdruck versichern, dass Morgan Blackstone absolut kein Interesse hat, sich für irgendein politisches Amt zu bewerben«, entgegnete Jerry in der Hoffnung, dass seine Worte die Wahrheit wiedergäben.
»Dann ergibt es keinen Sinn!«, blaffte CBS.
»Natürlich tut es das«, widersprach Jerry. »Würden Sie nicht zum Mond fliegen, wenn Sie die Möglichkeit hätten? Und wenn Sie überzeugt wären, dass da oben etwas passiert ist, dass die Regierung ein halbes Jahrhundert lang verheimlicht hat, wäre dass dann nicht umso mehr ein Grund, hinzufliegen? Sie sind Journalist. Das spricht doch eigentlich dafür, dass Sie notorisch neugierig sind. Warum denken Sie, bei Mr Blackstone wäre das anders?«
»Weil alles, was er behauptet, im Widerspruch zu allem steht, was wir wissen!«, schnauzte CBS. »Die Regierung hat keine Mondlandungen verheimlicht; sie hat damit geprahlt.«
»Geprahlt hat sie gewiss«, gab Jerry ihm recht. »Und vielleicht auch getäuscht.«
»Wenn Blackstone da oben nicht mehr findet als Spuren von Neil Armstrong und Buzz Aldrin, wird er dann wieder eine halbe Stunde Sendezeit kaufen und eingestehen, dass er sich geirrt hat?«
»Ich nehme an, genau das wird er tun«, sagte Jerry, bemüht, die Unsicherheit aus seiner Stimme herauszuhalten. Er schaute nach rechts, wo Camden seinem Mobiltelefon lauschte, unvermittelt grinste, sich zu Jerry umdrehte und den Daumen hochreckte. »Und tatsächlich«, fuhr Jerry fort, »hat Mr Blackstone diese Einschätzung soeben bestätigt. Wenn er keine Beweise für ein Vertuschungsmanöver der Regierung findet, wird er im TV auftreten und es aller Welt verkünden.«
»Hätte es geheime Missionen gegeben, dann müssten die während Nixons erster Amtszeit stattgefunden haben«, sagte die Chicago Tribüne. »Wir alle wissen, dass Nixon ein Geheimniskrämer war und sein Moralkodex mehr als nur ein paar Löcher aufgewiesen hat. Aber fällt Ihnen ein sinnvoller Grund ein, warum er gerade ein paar Tage und Wochen, nachdem er seinen Amtseid abgelegt hatte, geheime Missionen zum Mond hätte starten sollen? Ich meine, er musste eine Regierung bilden und versuchen, den Krieg in Vietnam zu beenden. Was zum Teufel soll dann dafür gesorgt haben, dass er sich auf den Mond konzentriert und beschlossen hat, das Ganze auch noch geheim zu halten?«
»Ich weiß es nicht«, gestand Jerry. »Das ist eines der Dinge, die Mr Blackstone herauszufinden hofft.«
»Ich habe eine Frage«, meldete sich der Christian Science Monitor.
»Nur zu!«
»Nehmen wir mal an, Mr Blackstone hat recht und da oben ist etwas vorgefallen.« Der Mann wurde von seinen Kollegen mehr oder weniger niedergeschrien. Aber er wartete einfach geduldig ab, bis sich der Lärm gelegt hatte und er sich wieder Gehör verschaffen konnte. »Falls Mr Blackstone recht hat, dann muss Präsident Nixon doch überzeugt gewesen sein, dass Geheimhaltung in dieser Sache notwendig war.« Der Reporter sah sich um und wartete ab, ob sich erneut Gebrüll und Gejohle unter seinen Kollegen erhöbe. Doch dieses Mal
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