Das Cassandra-Projekt: Roman (German Edition)
Narren aus mir! Solche Mitarbeiter gefallen mir.«
»Also darf ich den Mond noch ein- oder zweimal umkreisen, ehe Sie mich feuern?«
»Vielleicht sogar dreimal.« Bucky widmete sich wieder dem Steuerpult. »Sind sie jetzt unten?«
»Bucky, machen Sie ein Nickerchen! Ich wecke Sie, wenn sie angekommen sind.«
»Klappe!«
»Okay, dann gehen Sie aufs Klo! Bis Sie in der ganzen Ausrüstung wieder da sind, sind die bestimmt gelandet.«
»Vor fünf Minuten waren Sie mir noch sympathischer«, grummelte Bucky.
»Dito.«
»Wären wir auf der Erde, würden Sie nicht so mit mir reden.«
»Sicher würde ich.«
»Sie sind ein guter Mann, Ben. Ich habe den richtigen Piloten ausgewählt.«
»Sie haben mich überhaupt nicht ausgewählt«, widersprach Gaines.
»Vielleicht nicht, aber ich habe vor ein paar Minuten beschlossen, Sie nicht zu feuern. Das zählt doch auch.«
Sie alberten noch weitere zehn Minuten herum, bis sie endlich die Nachricht erhielten, auf die sie gewartet hatten.
»Wir sind im Cassegrain-Krater gelandet.« Es war Marcia Neimarks Stimme.
»Alles in Ordnung?«, fragte Gaines.
»Keine Probleme irgendeiner Art.«
»Wollen Sie mit dem Boss reden?«
»Sicher – aber für ihn wäre es sinnvoller zu warten, bis wir etwas zu erzählen haben.«
»Können Sie die Module sehen?«, fragte Bucky.
»Ja. Wir sind ein gutes Stück von ihnen entfernt, aber wir können sie sehen.«
»Ist da sonst noch etwas?«
»Negativ.«
»Können Sie irgendeinen Grund dafür erkennen, warum die dort gelandet sind?«
»Noch nicht, Bucky. Aber geben Sie uns erst einmal eine Chance, uns ein bisschen umzuschauen. Wir klettern in ein paar Minuten aus der Landefähre.«
»Denken Sie daran, eine Videokamera an einer der Landestützen anzubringen, damit wir sehen können, was passiert!«
»Natürlich, Boss!«
»Ich wollte nur sichergehen.«
»Bucky, das ist heute schon das fünfte Mal, dass Sie sichergehen wollen!«
»Tut mir leid«, entschuldigte er sich, dankbar, dass sie sein schuldbewusstes Lächeln nicht sehen konnte.
»Okay.« Jetzt kam Bassingers Stimme aus dem Lautsprecher. »Sind wir bereit für unseren Mondspaziergang?«
»Helfen Sie mir, den Helm zu schließen, dann sind wir es«, hörten sie Neimark antworten.
Einen Moment später bauten die beiden Mondgänger die Videokamera auf, und Bucky konnte zusehen, wie sie auf die Oberfläche hinabkletterten.
»Eine Schande, dass die Leute zu Hause das nicht sehen können«, bemerkte Gaines. »Aber wir können die Bilder nicht übermitteln, solange wir auf der erdabgewandten Seite des Mondes sind.«
»Auch gut«, sagte Bucky. »Ich würde gern genau wissen, was wir hier haben, ehe wir anfangen, irgendwas zu verkünden. Wir wollen ja nicht vorschnell handeln.«
»Naja, ich glaube nicht, dass es ein Problem wäre, Bilder von unseren Leuten zu übermitteln, während die über den Mond spazieren«, meinte Gaines. »Nicht, solange darauf nicht zu sehen ist, wohin sie spazieren.«
»Wir sind selbst nicht vollkommen sicher, wohin sie spazieren«, entgegnete Bucky und starrte auf den Bildschirm.
»Ach, nun kommen Sie schon, Boss, was erwarten Sie denn, da zu finden? Einen russischen Stützpunkt?«
»Sparen Sie sich den Sarkasmus, Ben!«
»Okay, einverstanden. Aber wir können Bassinger und Neimark doch beim Spazierengehen zeigen, oder nicht?«, beharrte Gaines.
»Fragen Sie mich noch mal, wenn wir in einer Position sind, in der wir übertragen können!«
Bucky beugte sich vor und konzentrierte sich auf die beiden Bilder auf dem Monitor. Wie schon Neil Armstrong und Buzz Aldrin vor einem halben Jahrhundert wirkten die beiden Mondspaziergänger plötzlich federleicht, so befreit von jeder Schwerkraft, und das trotz des Gewichts ihrer Ausrüstung. Sie hüpften wieder und wieder, ehe sie sich mit großen Schritten, die sie auch über hohe Hürden getragen hätten (hätte es denn welche gegeben!), auf ihr Ziel zubewegten.
»Mein Gott, ich fühle mich wie neugeboren!«, rief Neimark.
»Wir hatten auch an Bord schon seit ein paar Tagen keine Schwerkraft mehr, aber das ist nicht das Gleiche!« Bassinger konnte sich kaum im Zaum halten. »Ich will nie wieder zurück!«
»Sie müssen nur Ihren gesamten Sauerstoff aufbrauchen, und Sie kommen nie mehr zurück, ob Sie wollen oder nicht«, meinte Bucky bärbeißig. »Was sehen Sie?«
»Einen Haufen Schutt«, meldete Bassinger.
»Das ist alles?«
»Bucky«, mahnte Neimark, »versuchen Sie, ein bisschen Geduld aufzubringen!
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