Das Cassandra-Projekt: Roman (German Edition)
dahintersteckt.«
»Oh.« Er lächelte. »Das beruhigt mich. Wie lauten die Gerüchte?«
Sie saßen einander in Martinez’ mahagonigetäfeltem Wohnzimmer an einem glänzenden viereckigen Couchtisch gegenüber. Die von Vorhängen eingerahmten Fenster blickten hinaus auf einen See. Draußen nieselte es. »Kannten Sie Jack Cohen?«
»Cohen?« Er legte die Stirn in Falten. »Ich glaube nicht.«
»Bei dem Namen klingelt nichts?«
»Nein.«
Milt förderte ein Foto von Cohen zutage, das in seiner Zeit an der GWU aufgenommen worden war. »Sie erkennen den Mann nicht?«
»Nein. Nie gesehen.«
»Nun ja, es ist lange her.« Milt legte das Foto auf den Tisch, damit Martinez es weiterhin vor Augen hätte. »Versuchen wir es mit einer anderen Frage.«
»Dann los, Mr Weinstein.«
»Hat es einen sechsten Einbrecher gegeben?«
Martinez lachte. »Einen sechsten Einbrecher? Wo um alles in der Welt haben Sie das her?«
»Gab es einen?«
»Nein. Natürlich nicht.«
»Mr Martinez, falls Sie mir etwas verschweigen, so darf ich Ihnen versichern, dass es dazu keine Veranlassung gibt. Ich kann Ihnen ein Schreiben des Präsidenten besorgen, das Sie von jeglicher Verantwortung für die Vorenthaltung geheimer Informationen entlastet.«
»Nicht nötig. Ich verschweige Ihnen nichts. Es hat keinen sechsten Einbrecher gegeben.« Einen Moment schwieg er. Blickte hinaus, als ein Blitz hinter dem Fenster aufflackerte. »Sind Sie verkabelt?«
»Nein.«
»Haben Sie etwas dagegen, wenn ich mich davon selbst überzeuge?«
»Nur zu.«
Milt stand still, während Martinez ihn abtastete. »Okay«, sagte er schließlich. »Sie scheinen sauber.«
»Also, was haben Sie mir zu sagen, das eine solche Vorsichtsmaßnahme erforderlich macht?«
Beide nahmen wieder Platz. Martinez musterte ihn einige Augenblicke lang und rang sich zu einer Entscheidung durch. Dann: »Nur für die Akten: Ich habe mich nie als Einbrecher betrachtet. Wir waren Agenten des Präsidenten.«
»Und die Prügelknaben«, warf Milt ein.
»Nein. Er musste die Prügel einstecken. Der große Mann.« Martinez sah aus, als stünde er kurz davor, das Gespräch abzubrechen.
»Waren überhaupt noch weitere Personen in den Einbruch verwickelt, außer denen, die öffentlich bekannt geworden sind?«
»Warum fragen Sie?«
»Schauen Sie, Mr Martinez, ich sollte darüber eigentlich gar nicht sprechen, aber wie es aussieht, bleibt mir keine andere Wahl: Der Präsident möchte das wissen. Fragen Sie mich nicht, warum! Es gibt Grund zu der Annahme, dass außer Ihnen noch jemand im Watergate war.«
Martinez atmete tief durch. Dann griff er nach dem Foto und schaltete die Lampe hinter seinem Stuhl ein. Hielt das Foto ins Licht. »Er könnte es sein.«
»Er könnte was sein?«
»Ich kann es Ihnen nicht mit Sicherheit sagen. Es sind so viele Jahre vergangen, und ich habe ihn nur einmal in dieser einen Nacht gesehen.«
»Als Sie eingebrochen sind?«
»Ja.«
»Also hat es einen sechsten Einbrecher gegeben. Ist es das, was Sie sagen wollen?«
»Nein, das trifft es nicht ganz. Wenn das derselbe Kerl ist …«, Martinez studierte das Foto, »… dann ist er der eigentliche Grund dafür, dass wir dort waren.«
»Einen Moment, Mr Martinez …«
»Sie können mich Eugenio nennen. Wenn Sie wollen.«
»Warum waren Sie im Watergate? Man hat Sie doch dorthin geschickt, damit Sie Wanzen anbringen, nicht wahr?«
Wieder atmete Martinez tief durch. »Vielleicht sollte ich Sie doch um diesen Freibrief des Präsidenten bitten.«
»Ich werde mich darum kümmern.«
Er stand auf, trat ans Fenster und starrte hinauf zum grauen Himmel. »Wahrscheinlich ist das nach all den vielen Jahren nicht mehr so wichtig.«
»Also, was wollten Sie wirklich im Hauptquartier des Democratic National Commitee?«
Martinez hielt immer noch das Bild in der Hand. »Die Aktentasche von diesem Kerl.«
Milt starrte ihn verständnislos an. »Warum?«
»Darin war ein Notizbuch. Ich weiß nicht, worum es genau ging. Das haben sie uns nie erzählt.«
»Und wie sollten Sie erkennen, dass Sie die richtige Tasche gefunden haben?«
»Wir hatten eine Beschreibung der Tasche und des Notizbuchs. Und der Mann, dem beides gehört hat, war bei uns.«
»Der sechste Einbrecher.«
»Nicht ganz. Wir haben ihn draußen gelassen. Im Flur.«
»Wissen Sie, wie dieses Notizbuch in das Hauptquartier der Demokraten gelangt ist?«
»Ich habe keine Ahnung.«
»Sie sagen, Sie hatten eine Beschreibung?«
»Ja. Wir wussten, wie es
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